„Für mich heißt Malen reine, mühelose Freude...“

Unveröffentlichter Brief der Malerin, Volkskundlerin und Kunsthistorikerin Juliana Fabritius-Dancu an unsere Redaktionsleitung aus dem Jahre 1985 (II und III)

Die Künstlerin war immer wieder bei der Arbeit im Umfeld der Kirchenburgen anzutreffen, wo sie diese künstlerisch festhielt. Foto: KR-Archiv

Und nun komme ich zu dem durchaus unklaren Passus Ihrer Zuschrift: „Natürlich überlassen wir es Ihnen, hier (unter den Themenvorschlägen) eine Auswahl zu treffen, da wir für die gleichen Themen auch andere Autoren zur Mitarbeit gewinnen möchten (siehe Autorenverzeichnis).“ - Der Adressat soll sich etwas aus dieser Themenliste  auswählen, da (weil) Sie die gleichen Themen auch anderen Autoren anbieten möchten, bzw. diese Themen nach beiliegender Liste schon  sämtlich besetzt sind! - Hier sieht man sich eigentlich in die Rolle  des Poeten aus Schillers „Teilung der Erde“ versetzt – alles ist „weggegeben“ - und leider an Leute, deren Kompetenz in vielen Fällen anzuzweifeln ist. Selbstverständlich bezieht sich diese Bemerkung nicht auf Kenner der gotischen Altäre, Dr. Richter,  und nicht auf Frau Prof. Philippi! Zu meiner Überraschung sehe ich mich in der Autorenliste als letzte angeführt, und zwar nur für die Malerei des  20. Jh. (weil ich schließlich über Trude Schullerus zwei,  und über Meschendörfer eine Monographie geschrieben habe). Von einem Ihrer Redakteure erfuhr ich telefonisch, wer diese Liste zusammengestellt haben soll und da wundert es  mich nicht, dass das Brukenthalmuseum, Forschungsstelle, sich die Themen, die durchaus unvollständig aufgezählt sind, untereinander aufgeteilt hat. Was mich aber wundert ist, dass die Redaktion der KR mir diese Zuschrift geschickt hat, wenn Sie meinen, dass ich außer der Malerei des 20. Jh. keine dieser Themen bearbeiten  könnte! Dabei habe ich eine Vielzahl davon längst im Reisebuch des NW, in „Komm mit“ seit 15 Jahren veröffentlicht, und in diesen Darstellungen von über 120  Kirchenburgen, in den 15 Bänden, eine Unmenge Touristen ins Land gebracht, denen ich als Fachautor auf diesem Gebiet ein Begriff geworden bin.  Das gleiche gilt für meine Ausstellungstätigkeit im Ausland, die stets von kunsthistorischen Vorträgen begleitet war.
Allerdings muss ich zugeben, nicht die einzige zu sein, die ignoriert wird. In dem Autorenverzeichnis sehe ich den Namen Rohtraut Wittstock-Reich nicht, die sich seit Jahren auch mit den einheimischen Malern beschäftigt, besonders mit der Gruppe der Maler zweite Hälfte 19., erste Hälfte 20. Jh. Ich wollte schon längst dem Kriterion Verlag nahe legen, von dieser Autorin eine Monographie der sächsischen Maler erstellen zu lassen! - Ebenso Karin Bertalan (geb. Sonntag) vom Brukenthalmuseum, die eine Monographie über Hans Hermann veröffentlichte, fehlt in Ihrem Verzeichnis.

Sehr geeignet, um für diese Rubrik herangezogen zu werden, ist Herbert Grünwald, ein junger Autor, der aber durch seine feine Analyse und Fachkenntnis in Ausstellungsbesprechungen angenehm auffällt. Er soll einmal Zeichenlehrer gewesen sein, versteht wirklich etwas von Malerei, auch als Ausübender (wäre es selbst nur als Pädagoge) und könnte sicher für Ihr Vorhaben gewonnen werden, wenn man ihm eine bestimmte Sparte anvertraut, selbst wenn er erst eigens  dafür Forschungen anstellen müsste. Es ist ein junger, ein Nachwuchsautor, (an denen wir sehr arm sind) um den man sich bemühen müsste, um ihn zu wichtigen Arbeiten heranzuziehen, zumal er sehr begabt ist und anscheinend über den nötigen Fleiß verfügt… Dann fragt man sich, weshalb die KR diese Zuschrift überhaupt auch anderen Autoren geschickt hat, denn scheinbar machen Sie sich ja den Standpunkt der Hermannstädter zu eigen? Dabei weiß jeder Mensch, der die hiesigen Publikationen verfolgt, dass ich in meiner Kirchenburgenmappe 75 Kurzmonographien über diese 75 in der Mappe enthaltenen Baudenkmäler veröffentlicht habe, in 16 Bänden des Reisebuchs „Komm mit“ 120 Kirchen mit samt ihren Kunstschätzen besprochen habe, eine Monographie über die Hermannstädter Stadtpfarrkirche und die Heltauer Burg veröffentlichte, dass ich 10 Jahre Geländeforschungen in 150 Dorfkirchen und Burgen anstellte und über ein einzigartiges Archiv verfüge, das Hunderte von Zeichnungen und Aquarellen, zahllose Fotografien umfasst, dass ich jedes Werkstück, die gesamte Bauplastik aller Dorfkirchen in Siebenbürgen auf diese Weise dokumentiert habe, ebenso die Wandmalerei und Altäre. Mit den Stadtkirchen habe ich mich – außer mit der Hermannstädter – nur vergleichs-weise befasst, aber dafür hat Architekt Hermann Fabini diese vollständig erfasst und beabsichtigt auch, ein Werk darüber herauszubringen. Ebenso bekannt sind seine hervorragenden Forschungen und Veröffentlichungen über den berühmtesten Steinmetz Siebenbürgens im 15. Jh. Andreas Lapicida – der in der Themenliste überhaupt fehlt!

Ich hätte Ihnen zum Thema Kunst in Siebenbürgen eine lückenlose  Folge der gesamten Bauplastik aus allen siebenbürgischen Dorfkirchen zusammenstellen können, illustriert vorwiegend  durch ausdrucksvolle Linearzeichnungen, die ich sämtlich auch als fotografisches Dokument besitze. Doch hätte ich dabei eine Serie von Portalen vorgeschlagen -  in der Themenliste sind nur zwei Gruppen romanischer Portale angeführt und nicht die ältesten, die am Anfang stehen müssten – Michelsberg, Heltau, Weißenburg, Mühlbach, die in der Entwicklungslinie nicht fehlen dürften.  Gotische Portale erscheinen überhaupt nicht mehr, auch nicht die spätromanischen von Draas, Großschenk, Rohrbach, die  mindestens so interessant sind wie jene von Holzmengen etc. Die schönen gotischen  Portale von Durles, Kirtsch, Eibesdorf, Busd, Hetzeldorf, Bogeschdorf – um nur einige zu nennen, figurieren nicht in der Liste. Ich hätte eine Entwicklungslinie in der Fenstergestaltung ferner aufgezeichnet, von den ersten kleinen romanischen Rundbogenfenstern über Zwillingsfenster unter dem Einfluss der Kerzer Bauhütte, bis zur  Entstehung des Gotischen Spitzbogen-  und Maßwerkfensters, mit herrlichen Beispielen unserer Dorfkirchen. Ferner eine Serie von Sakristeitüren,  aus Schmiedeeisen, aus Holz mit Eisenbeschlägen und ihren charakteristischen Formen, holzbemalte und geschnitzte Türen, bis zu den herrlichen mit Intarsien geschmückten in Birthälm, Großschenk, Reichesdorf.

Eine Serie wäre der Emporenmalerei gewidmet gewesen, wovon ich auch  von den ältesten bis zu den Rokokomalereien Beispiele besitze – alle  von mir an Ort und Stelle nach der Natur getreu abgemalt – ebenso fotografiert. Eine ganz lange Serie müsste man den Taufbecken – oder Taufsteinen widmen, von den steinernen bis zu den berühmten sieben Erztaufen, eine andere Serie den Sakramentnischen oder Sakramenthäuschen, deren wir  hervorragend schöne Exemplare  besitzen, in Dorf- und Stadtkirchen; eine weitere Serie müsste den Altarkredenzen und Chorsedilien gewidmet sein, Werkstücke von schönster Steinmetzarbeit, an denen sich die Stilentwicklung ebenso verfolgen lässt wie an Fenster- und Portalumrahmungen. Material gibt es für mindestens 10 Jahre, um eine Kunstrubrik damit zu füllen. Natürlich müsste ein Plan  im Rahmen der Redaktion entworfen werden – was Sie ja allerdings schon getan haben,  aber in einer meiner Ansicht nach nicht  entsprechenden Art. Zu einem solchen Zweck hätte ich ein anderes Kollektiv zusammengestellt, von Leuten, von denen ich weiß, dass sie eigene Forschungen und originale Veröffentlichungen aufzuweisen haben.
Ferner zu Ihren Themenvorschlägen

Selbst unter dem Vorbehalt, nur die schönsten und wertvollsten Werke herausgreifen zu wollen, ist diese Liste durchaus lückenhaft und durcheinandergewürfelt. In solcher Reihenfolge würde sie einen Leser und Betrachter eher verwirren als informieren. Ich will hier nicht etwa eine Gegenliste aufstellen – das würde zu weit führen und als separate Arbeit längere Zeit in Anspruch nehmen. Ich will bloß an einigen Beispielen Ihnen zeigen, wie oberflächlich die Themenvorschläge zusammengestellt wurden – anscheinend von jemandem der nicht informiert ist, was wir an Kunstschätzen besitzen, und auch ihre chronologische Eingliederung nicht kennt.

Wie bereits gesagt, kann man eine Serienfolge über romanische Portale  nicht mit Salzburg und Burgberg beginnen, ohne die älteren (Michelsberg, Heltau... vorher zu behandeln, denn man kann nicht einfach ein Lünettenrelief beschreiben, ohne die Gliederung eines Portals klarzulegen. Wichtiger als die Lünettenreliefs sind die Kapitelle und ihre Gestaltung, vom einfachen Würfelkapitell bis zu seiner figuralen  Ausschmückung, mit darüber stehenden Symbolfiguren, wie in Holzmengen, Freck und Sakadat – in dieser Gruppe fehlt übrigens Tarteln;  auch das romanische Portal mit figuralen Kapitellen in Zeiden ist nicht erwähnt. Selbst wenn man sich, was nicht angeht, bloß auf Lünettenreliefs beschränken wollte, darf man das wundervolle  Tympanon von Draas nicht vergessen, das in ganz Siebenbürgen einzigartig ist!, mit seinen apotropaischen Drachenfiguren zwischen spätromanischem Rankenwerk.

Und nun komme ich zu dem durchaus unklaren Passus Ihrer Zuschrift: „Natürlich überlassen wir es Ihnen, hier (unter den Themenvorschlägen) eine Auswahl zu treffen, da wir für die gleichen Themen auch andere Autoren zur Mitarbeit gewinnen möchten (siehe Autorenverzeichnis).“ - Der Adressat soll sich etwas aus dieser Themenliste  auswählen, da (weil) Sie die gleichen Themen auch anderen Autoren anbieten möchten, bzw. diese Themen nach beiliegender Liste schon  sämtlich besetzt sind! - Hier sieht man sich eigentlich in die Rolle  des Poeten aus Schillers „Teilung der Erde“ versetzt – alles ist „weggegeben“ - und leider an Leute, deren Kompetenz in vielen Fällen anzuzweifeln ist. Selbstverständlich bezieht sich diese Bemerkung nicht auf Kenner der gotischen Altäre, Dr. Richter,  und nicht auf Frau Prof. Philippi! Zu meiner Überraschung sehe ich mich in der Autorenliste als letzte angeführt, und zwar nur für die Malerei des  20. Jh. (weil ich schließlich über Trude Schullerus zwei,  und über Meschendörfer eine Monographie geschrieben habe). Von einem Ihrer Redakteure erfuhr ich telefonisch, wer diese Liste zusammengestellt haben soll und da wundert es  mich nicht, dass das Brukenthalmuseum, Forschungsstelle, sich die Themen, die durchaus unvollständig aufgezählt sind, untereinander aufgeteilt hat. Was mich aber wundert ist, dass die Redaktion der KR mir diese Zuschrift geschickt hat, wenn Sie meinen, dass ich außer der Malerei des 20. Jh. keine dieser Themen bearbeiten  könnte! Dabei habe ich eine Vielzahl davon längst im Reisebuch des NW, in „Komm mit“ seit 15 Jahren veröffentlicht, und in diesen Darstellungen von über 120  Kirchenburgen, in den 15 Bänden, eine Unmenge Touristen ins Land gebracht, denen ich als Fachautor auf diesem Gebiet ein Begriff geworden bin.  Das gleiche gilt für meine Ausstellungstätigkeit im Ausland, die stets von kunsthistorischen Vorträgen begleitet war.
Allerdings muss ich zugeben, nicht die einzige zu sein, die ignoriert wird. In dem Autorenverzeichnis sehe ich den Namen Rohtraut Wittstock-Reich nicht, die sich seit Jahren auch mit den einheimischen Malern beschäftigt, besonders mit der Gruppe der Maler zweite Hälfte 19., erste Hälfte 20. Jh. Ich wollte schon längst dem Kriterion Verlag nahe legen, von dieser Autorin eine Monographie der sächsischen Maler erstellen zu lassen! - Ebenso Karin Bertalan (geb. Sonntag) vom Brukenthalmuseum, die eine Monographie über Hans Hermann veröffentlichte, fehlt in Ihrem Verzeichnis.

Sehr geeignet, um für diese Rubrik herangezogen zu werden, ist Herbert Grünwald, ein junger Autor, der aber durch seine feine Analyse und Fachkenntnis in Ausstellungsbesprechungen angenehm auffällt. Er soll einmal Zeichenlehrer gewesen sein, versteht wirklich etwas von Malerei, auch als Ausübender (wäre es selbst nur als Pädagoge) und könnte sicher für Ihr Vorhaben gewonnen werden, wenn man ihm eine bestimmte Sparte anvertraut, selbst wenn er erst eigens  dafür Forschungen anstellen müsste. Es ist ein junger, ein Nachwuchsautor, (an denen wir sehr arm sind) um den man sich bemühen müsste, um ihn zu wichtigen Arbeiten heranzuziehen, zumal er sehr begabt ist und anscheinend über den nötigen Fleiß verfügt… Dann fragt man sich, weshalb die KR diese Zuschrift überhaupt auch anderen Autoren geschickt hat, denn scheinbar machen Sie sich ja den Standpunkt der Hermannstädter zu eigen? Dabei weiß jeder Mensch, der die hiesigen Publikationen verfolgt, dass ich in meiner Kirchenburgenmappe 75 Kurzmonographien über diese 75 in der Mappe enthaltenen Baudenkmäler veröffentlicht habe, in 16 Bänden des Reisebuchs „Komm mit“ 120 Kirchen mit samt ihren Kunstschätzen besprochen habe, eine Monographie über die Hermannstädter Stadtpfarrkirche und die Heltauer Burg veröffentlichte, dass ich 10 Jahre Geländeforschungen in 150 Dorfkirchen und Burgen anstellte und über ein einzigartiges Archiv verfüge, das Hunderte von Zeichnungen und Aquarellen, zahllose Fotografien umfasst, dass ich jedes Werkstück, die gesamte Bauplastik aller Dorfkirchen in Siebenbürgen auf diese Weise dokumentiert habe, ebenso die Wandmalerei und Altäre. Mit den Stadtkirchen habe ich mich – außer mit der Hermannstädter – nur vergleichs-weise befasst, aber dafür hat Architekt Hermann Fabini diese vollständig erfasst und beabsichtigt auch, ein Werk darüber herauszubringen. Ebenso bekannt sind seine hervorragenden Forschungen und Veröffentlichungen über den berühmtesten Steinmetz Siebenbürgens im 15. Jh. Andreas Lapicida – der in der Themenliste überhaupt fehlt!

Ich hätte Ihnen zum Thema Kunst in Siebenbürgen eine lückenlose  Folge der gesamten Bauplastik aus allen siebenbürgischen Dorfkirchen zusammenstellen können, illustriert vorwiegend  durch ausdrucksvolle Linearzeichnungen, die ich sämtlich auch als fotografisches Dokument besitze. Doch hätte ich dabei eine Serie von Portalen vorgeschlagen -  in der Themenliste sind nur zwei Gruppen romanischer Portale angeführt und nicht die ältesten, die am Anfang stehen müssten – Michelsberg, Heltau, Weißenburg, Mühlbach, die in der Entwicklungslinie nicht fehlen dürften.  Gotische Portale erscheinen überhaupt nicht mehr, auch nicht die spätromanischen von Draas, Großschenk, Rohrbach, die  mindestens so interessant sind wie jene von Holzmengen etc. Die schönen gotischen  Portale von Durles, Kirtsch, Eibesdorf, Busd, Hetzeldorf, Bogeschdorf – um nur einige zu nennen, figurieren nicht in der Liste. Ich hätte eine Entwicklungslinie in der Fenstergestaltung ferner aufgezeichnet, von den ersten kleinen romanischen Rundbogenfenstern über Zwillingsfenster unter dem Einfluss der Kerzer Bauhütte, bis zur  Entstehung des Gotischen Spitzbogen-  und Maßwerkfensters, mit herrlichen Beispielen unserer Dorfkirchen. Ferner eine Serie von Sakristeitüren,  aus Schmiedeeisen, aus Holz mit Eisenbeschlägen und ihren charakteristischen Formen, holzbemalte und geschnitzte Türen, bis zu den herrlichen mit Intarsien geschmückten in Birthälm, Großschenk, Reichesdorf.

Eine Serie wäre der Emporenmalerei gewidmet gewesen, wovon ich auch  von den ältesten bis zu den Rokokomalereien Beispiele besitze – alle  von mir an Ort und Stelle nach der Natur getreu abgemalt – ebenso fotografiert. Eine ganz lange Serie müsste man den Taufbecken – oder Taufsteinen widmen, von den steinernen bis zu den berühmten sieben Erztaufen, eine andere Serie den Sakramentnischen oder Sakramenthäuschen, deren wir  hervorragend schöne Exemplare  besitzen, in Dorf- und Stadtkirchen; eine weitere Serie müsste den Altarkredenzen und Chorsedilien gewidmet sein, Werkstücke von schönster Steinmetzarbeit, an denen sich die Stilentwicklung ebenso verfolgen lässt wie an Fenster- und Portalumrahmungen. Material gibt es für mindestens 10 Jahre, um eine Kunstrubrik damit zu füllen. Natürlich müsste ein Plan  im Rahmen der Redaktion entworfen werden – was Sie ja allerdings schon getan haben,  aber in einer meiner Ansicht nach nicht  entsprechenden Art. Zu einem solchen Zweck hätte ich ein anderes Kollektiv zusammengestellt, von Leuten, von denen ich weiß, dass sie eigene Forschungen und originale Veröffentlichungen aufzuweisen haben.
Ferner zu Ihren Themenvorschlägen

Selbst unter dem Vorbehalt, nur die schönsten und wertvollsten Werke herausgreifen zu wollen, ist diese Liste durchaus lückenhaft und durcheinandergewürfelt. In solcher Reihenfolge würde sie einen Leser und Betrachter eher verwirren als informieren. Ich will hier nicht etwa eine Gegenliste aufstellen – das würde zu weit führen und als separate Arbeit längere Zeit in Anspruch nehmen. Ich will bloß an einigen Beispielen Ihnen zeigen, wie oberflächlich die Themenvorschläge zusammengestellt wurden – anscheinend von jemandem der nicht informiert ist, was wir an Kunstschätzen besitzen, und auch ihre chronologische Eingliederung nicht kennt.

Wie bereits gesagt, kann man eine Serienfolge über romanische Portale  nicht mit Salzburg und Burgberg beginnen, ohne die älteren (Michelsberg, Heltau... vorher zu behandeln, denn man kann nicht einfach ein Lünettenrelief beschreiben, ohne die Gliederung eines Portals klarzulegen. Wichtiger als die Lünettenreliefs sind die Kapitelle und ihre Gestaltung, vom einfachen Würfelkapitell bis zu seiner figuralen  Ausschmückung, mit darüber stehenden Symbolfiguren, wie in Holzmengen, Freck und Sakadat – in dieser Gruppe fehlt übrigens Tarteln;  auch das romanische Portal mit figuralen Kapitellen in Zeiden ist nicht erwähnt. Selbst wenn man sich, was nicht angeht, bloß auf Lünettenreliefs beschränken wollte, darf man das wundervolle  Tympanon von Draas nicht vergessen, das in ganz Siebenbürgen einzigartig ist!, mit seinen apotropaischen Drachenfiguren zwischen spätromanischem Rankenwerk.

Bei Punkt II sind im Rahmen der Wandmalerei so bedeutende Werkkomplexe wie jener der Durlesser Kirche nicht erwähnt, die einzige sächsische  Kirche mit guterhaltenen Außenfresken! Und die Bodendorfer  Chormalereien, die 12 Apostel, eine thematische Wiederholung der Fresken im Hamrudner Chor, in einer späteren Stilepoche.

Punkt II C Plastik. Von den Brüdern Georg und Martin springt man direkt in die Bauplastik der Reichesdorfer Kirche! Diese steht allein im Raum, wo doch ebenso wertvolle Werkkomplexe der Bauplastik jene von Meschen, Birthälm, Hetzeldorf sind, die einen stilistischen Zusammenhang ergeben. Überhaupt nicht erwähnt ist die gesamte Bauplastik der Zisterzienser, der sogenannte Übergangsstil, die Frühgotik.  Nicht berücksichtigt ist die gesamte nordsiebenbürgische Bauplastik, die hervorragend schöne und interessante Werkstücke besitzt – wie z.B das Lünettenrelief des Petersdorfer (Petriș) gotischen Portals, mit der thronenden Madonna und musizierenden Engeln,  einzigartig in Siebenbürgen; die steinernen Kanzeln in Wermesch 1497, Dürrbach u.a. - Unbedingt müßte eine ganze Serie der Entwicklung der Schlusssteine gewidmet werden, den Rippenprofilen und ihren Konsolen.

Unter den gotischen Madonnen fehlen jene von Braller und Großschenk, jene des Mühlbacher Altars und das von Sigismund Kornis geraubte Original,- die ganze spannende Geschichte um diesen Madonnensammler und -Räuber, (allerdings schon von Harald Krasser und auch von mir erzählt). Die Bauplastik des Alten Rathauses kann nicht behandelt werden, ohne auch die weiteren Werke von Andreas Lapicida zu nennen und zu beschreiben.

Unter den Altären fehlt der Tobsdorfer Altar, dessen Außenflügel eine wertvollere Malerei besitzen als jene des Radler Altar, die ebenfalls den Leidensweg Christi beschreibt.  Einzigartig ist die Predella  von Tobsdorf, die einem anderen Meister angehört als die Flügelbemalung, - vielleicht Vincentius Cibinensis.

Punkt B. Plastik – die Grabplatte  meines Ahnen  Valentin Seraphin, 1639 gestorben, stammt nicht von Sigmund Möss, wie Harald Krasser dargelegt hat,  sie ist ein stilistisches Unikat in der Serie der Porträtgrabsteine, die keinem der Meister zugewiesen werden kann, weder Elias Nikolai noch Sigmund Möss, weil sie völlig andere Merkmale aufweist als die Arbeiten dieser beiden Bildhauer.

Damit gebe ich es auf, mich weiter auf diese Themenliste zu beziehen, die derart zusammengewürfelt ist, dass es eine ganz neue Arbeit wäre, darin Ordnung zu schaffen. Man hat den Eindruck, der Verfasser hat aufgeschrieben, was ihm gerade einfiel,  ohne sich die Mühe  einer  chronologischen, geschlossenen und lückenlosen Liste -  selbst nur des wertvollsten – zu machen.

Dabei wünschen Sie eine stilistische Eingliederung der vorgestellten Werke! Eine solche müsste sich schon aus der Reihenfolge der Artikel ergeben. Auch in der Kunstgeschichte kann man ebensowenig die Etappen überspringen, wie in der Geschichte – zumindest wenn man die Absicht hat, den Leser auch zu bilden. Ein Zusammenhang muss  unbedingt gewahrt bleiben, so dass an beim Lesen der ganzen Serie ein Bild der Entwicklung erhält.

Alle diese zahlreichen Bedenken, die ich mir erlaubt habe zu äußern – in bester Absicht, zu helfen, im Dienste der Sache, nicht zu kritisieren, – wären meines Empfindens  nach hinreichend, um den an sich schönen Plan durch einen anderen zu ersetzen.

Darf ich einen Vorschlag anbringen, der – glaube ich – im Hinblick auf unsere derzeitige Lage wichtiger wäre und leichter zu realisieren als eine Rubrik über Kunst – zumal, wie gesagt, das Meiste der wertvollsten Arbeiten schon veröffentlicht ist.
Ich würde vorschlagen mit dem 1. Januar eine Rubrik über Brauchtum zu beginnen!  Dieses ist noch nirgend vollständig erfasst worden, in keiner Veröffentlichung, weder Buch noch Presse. Das müsste rund  ein ganzes Jahr verfolgt werden, beginnend mit den Bräuchen der Neujahrsnacht.  Sie müssten sich in allen Siedlungsgebieten Gewährsleute sichern. Zwei sage ich Ihnen: Maio Gierlich in Großscheuern und  und Matthias Scherer in Urwegen, Gîrbova/Alba nr. 449, cod 2589. Sie können übrigens auch alle Mundartdichter einspannen, und über die einzelnen Feste berichten lassen. Ich fand die urwüchsige Art, wie Maio Gierlich Fasching und Marienbälle beschrieb, einfach herrlich. Das müsste man aber in allen Gemeinden - oder einer Vielzahl, sagen wir, - durchführen. Einer Ihrer Redakteure müsste ein Rundschreiben aufsetzen, um die Leute zu informieren, wie diese Beiträge gestaltet werden sollen.

Meine Idee: 1) man soll die alten Leute fragen, was sie meinen, woher der Brauch kommt, was er bedeutet, welchen Symbolgehalt er hat. 2) Seit wann wird im Dorf gefeiert? 3) Vorbereitungen zum Fest – genaue Beschreibung – kann auch in Form von Reportage gemacht werden. 4) Ablauf des Festes. Handlung; Beteiligung der Gemeinde, in wie weit und in welcher Zahl? Herkömmliche Kleidung dabei - brauchtumsgebundene Trachten. - Die Mundartdichter könnten das z.B. auch alles in Reimen schreiben, den ganzen Ablauf. So etwa, wie die bekannte Bauernhochzeit,  und der Hanklich von Maio Gierlich (übrigens stammt die Idee zu diesem,ihrem besten Gedicht, auch von mir).

Im Laufe eines Jahres hätten Sie überdies einen Band, den man nur noch mit Reportagefotos illustrieren muss, ein herrliches Volkskunde-Buch ist entstanden. Diese Sache ist ganz leicht zu organisieren – selbst wenn Sie auch die „Woche“ zur Hilfe heranziehen, um Ihnen die Mitarbeiter zu sichern. Bis zum Beginn meiner vorgeschlagenen Rubrik wäre noch einen Monat Zeit, innerhalb dessen man das alles organisieren kann. Man muss ja auch nicht alles schon im Vorhinein festlegen – im Januar gibt es genügend Feste (Urzeln in drei Ortschaften), dann kommt der Fasching u.s.w. - Wenn man die Rubrik zu lesen beginnt, werden sich übrigens die Mitarbeiter auch von selber einstellen, meine ich.  Man kann ihnen auch etwas versprechen  dafür, z.B. die Aussicht, ein Buch damit herauszugeben, um sie ein wenig zu locken. Dieses wäre meiner Ansicht  nach ein wichtigeres Anliegen, in vorletzter Stunde noch einmal all das aufzuschreiben und zu sammeln, in einer gut organisierten Rubrik, als Kunstwerke zu besprechen. Es wäre jedenfalls lebendiger, würde die  Leute mehr ansprechen und hat Aktualitätswert, wäre eine ausgezeichnete  Propaganda gegen-über dem Ausland, würde die Leute auch noch mehr an die Gemeinschaft binden. Außerdem: niemand würde dabei kritisieren! In der „Sauren-Gurkenzeit“, wenn gerade kein Fest fällig ist, gibt es sicher auch verschiedene Bräuche die an die Arbeit gebunden sind. Oder man kann in solchen Flautezeiten die Familienfeste beschreiben: Hochzeit, in den verschiedenen Gegenden mit anderen Sitten, Begräbnis – Taufe wollen Sie wohl leider nicht? Ebenso Konfirmation ist ein sehr ergiebiges Thema. Können die Beiträge von einer Fotoreportage begleitet werde, umso besser, im Notfall kann es auch ein Trachtenfoto der betreffenden Gemeinde sein, möglichst eine alte Tracht.

Man kann diese ganze Organisation  auch über Schule und Pfarrhaus leiten, es sollen so viele wie möglich mitmachen. Man kann ein und denselben Brauch in mehreren Gemeinden  schildern, wenn größere Unterschiede  vorhanden sind, das würde auch schon mehrere Nummern füllen. Natürlich kann man einwenden, dass auch die anderen Zeitungen dieses Thema behandeln und dass es zu parallelen Berichten käme. Eben darum würde ich diese Rubrik  nach einem wissenschaftlichen Prinzip, mit einem Fragebogen versehen, gestalten, um den Texten den Wert volkskundlicher Dokumentation zu geben.

Eine andere Idee für eine neue Rubrik wäre etwas für die Historiker: Seit Langem sehne ich mich nach einer eingehenden Beschreibung aller stattgefundener Schlachten und Kriegszügen in Siebenbürgen, beginnend  mit dem Tatareneinfall 1241. Systematisch, alle Türkeneinfälle   mit Chroniken und Begebenheiten, Dokumenten, Berichten von Augenzeugen etc. Oder gute  Darstellungen, etwa von Dr. Thomas Nägler über Türkeneinfälle, und von Dr.  Maja Philippi. Jeder beschreibt jene, die er am besten beherrscht, aber  in strikter chronologischer Reihenfolge.  Auch das hat es noch nicht gegeben, und es würde eine wertvolle und interessante Sammlung entstehen. Illustrationen aus Chroniken gibt es auch dazu, oder auch Schlachtenbilder und Veduten der Orte, wo sie stattgefunden haben.Bei allen diesen Unterfangen kommt es immer auf das W I E an, wie sie gebracht werden.  Deshalb sagte ich Dr. Thomas Nägler, weil seine logisch unterbaute Schilderung sehr gut gefällt.

Nun habe ich mit diesem langen Schreiben Ihre Zeit über Gebühr beansprucht – wahrscheinlich werden Sie  nach wenigen Seiten den Brief einem „Sachberater“ weitergeleitet haben – ich  wollte aber doch einmal den Sachverhalt genau erörtern, weil Sie mir diese Zuschrift sandten.

Für mich persönlich ergibt sich bei jeder Zusammenarbeit außerhalb Bukarests die Schwierigkeit, dass ich nicht Originale aus der Hand  geben – bzw. der Post anvertrauen kann. Ich müsste alle Fotos neu kopieren lassen, die Zeichnungen in Duplikaten erstellen, auch kann man per Telefon schwer etwas besprechen. Unglücklicherweise ist meine Zeit auch immer sehr knapp, von einigen großen Veröffentlichungen beschlagnahmt. Dazu kommt – wahrscheinlich – im nächsten Jahr eine lange Auslandsreise mit Ausstellungen. Wer ganz frei ist, wie ich, kann sich am schwersten an ein solches Programm binden, da ich von heute auf morgen nicht weiß, was ich tun werde.  Wenn ich z.B den Text für mein Trachtenwerk fertigschreiben muß, scheide ich überhaupt für längere Zeit aus dem Leben – sozusagen.Dann sieht mich niemand mehr, für viele  Monate. Ich wäre sehr an einer solchen Rubrik interessiert, wie Sie es vorhaben, doch eben zu einem Zeitpunkt, der mit meinen eigenen Plänen in Einklang gebracht werden kann. 86 hätte ich eigentlich keine Zeit dafür, aber wohl im übernächsten Jahr, wenn ich mich wieder mit dieser Materie befassen will.
Ich hoffe, Sie nehmen mir meine Offenheit nicht übel.


Mit besten Wünschen und Grüßen,
Ihre Juliana Fabritius-Dancu