Gemeinsam gegen Bullying

Kreative und innovative Ideen zur Bekämpfung des Phänomens

Ausschnitt aus dem Kurzfilm „Das bin ich“ von Sharlise Lucia. Kinder lernen, dem Mobbing „Stopp!“ zu sagen.

Ausschnitt aus Maruca Iordans kurzer Animation „Be a hero against bullying“

Die Organisation „Rettet die Kinder“ unterstützt den aktiven Einsatz der Kinder gegen Bullying.

Mobbing sorgt für Tränen und Kummer. Foto: pixabay.com

Zwei Teenager stehen im Flur einer Schule und schikanieren die vorbeigehenden Kollegen, werfen ihnen böse Blicke zu, sagen Gemeinheiten, lachen sie aus. Doch einer der Schüler ist offensichtlich das beliebteste Ziel der beiden Mobber. Die verbale Aggression geht von „Du stinkst!” über demütigende Sprüche wie „Deine Jause stinkt. Hast du kein Geld für Chips und Cola?” bis hin zum physischem Angriff. Das Opfer wird geschubst, ihm wird ein Bein gestellt, es stolpert und fällt. Tag für Tag erlebt der Junge die Hölle in der Schule. Er weint, hat Angst und Alpträume. Bis eines Tages eine Schulkollegin eingreift und die beiden Bösewichter verjagt. 

Diese Situation wird in der kurzen Animation „Be a hero against bullying“ der elfjährigen Maruca Iordan dargestellt, die auf der Internetseite childhub.org/en/child-protection-news/romania-plan-z-heroes-against-bullying hochgeladen ist. Der animierte Kurzfilm (knappe vier Minuten lang) entstand im Rahmen des Projekts „Plan Z – Heroes against bullying“ (Plan Z - Helden gegen Bullying), dessen Ziel es ist, der Gewalt gegen Kinder ein Ende zu setzen. Dafür setzen sich die internationalen Organisationen „Rettet die Kinder Rumänien“ (Salvați Copiii România), „Terre des Hommes Romania“ und „World Vision Romania“, die es hierzulande, in Zusammenarbeit mit dem Bildungszentrum für Theater „Replika“, umgesetzt haben. 

Aktiv werden

Während des einjährigen Projekts haben Jugendliche im Alter zwischen 15 und 18 Jahren 
von mehreren Lyzeen aus Bukarest und Negrești im Schuljahr 2017-2018 unter anderem erfahren, wie Gewalt definiert wird – denn viele kennen die Grenzen zwischen Necken und Gewalt nicht, welche deren Formen sind, wie Mobbing auf kurze und auf lange Sicht wirkt. 
Anhand zahlreicher Diskussionsrunden und Workshops, in denen sie ihre Erfahrungen zum Thema „Bullying“ schildern konnten, identifizierten die Schüler die Probleme zum Thema und fanden gemeinsam Lösungen, um Schutz für sich selbst und ihre Kollegen zu sichern. Die konkreten Lösungen, welche sich als sinnvoll erwiesen haben und in den Lyzeen der Teilnehmer des „Plan Z“ erfolgreich angewendet wurden, sind Forumtheater, Rollenspiel und Hotline für Kinder. 

Konkrete Lösungen

Das Forumtheater ist eine Form des interaktiven Theaters, bei dem die Akteure und das Publikum gemeinsam im kreativen Prozess aktiv werden, um die soziale Realität zu verändern. Die Schüler schrieben ein aus ihrem Alltag inspiriertes Theaterstück über Gewalt in der Lehranstalt und führten dieses anschließend auf, wobei das Publikum eingeladen war, frei einzugreifen, Figuren auszutauschen, die Reihenfolge der Ereignisse zu ändern und Lösungen für ein besseres Ende zu bieten. 

Beim Rollenspiel haben die Schüler die Rolle realer und fiktiver Menschen gespielt, die andere mit Absicht ärgern, verletzen, hänseln, oder sie sind selbst als Opfer dieser Mobber auftreten. Die Jugendlichen durften dabei auch in die Rolle des Zeugen schlüpfen. Somit konnten die Teilnehmer die Gefühle experimentieren, die in solchen Situationen aufkommen, gute und böse, Empathie für den Schwachen ausüben und an Möglichkeiten denken, um dieses Phänomen an der eigenen Schule zu beseitigen.
Die Hotline für Kinder funktioniert schon in einem Lyzeum in Negrești, wo es eine Telefonnummer gibt, unter der Fälle von Aggression in der Lehranstalt gemeldet werden können. Eine aus einem Psychologen, einem Polizisten, einem Vertreter der Eltern und einem Vertreter der Schüler gebildete Kommission nimmt die Fälle unter die Lupe und nimmt möglicherweise Stellung dazu. „Die Hotline wirkt, weil sich die Schüler bewusster sind, was das Bullying betrifft“, erklärt der Direktor der Schule. Anhand dieser drei Methoden schafften es die Teenager, die anderen wahrzunehmen sowie ihnen gegenüber tolerant(er) und empathisch(er) zu sein. 

Mit Sicherheit können diese Lösungen, die sich als wirksam erwiesen haben, auch in euren Schulen eingesetzt werden. Tipp: Sprecht mit dem Klassenlehrer oder einem aktiv engagierten Lehrer, den ihr mögt, überzeugt ihn von der Nützlichkeit dieser Methoden und setzt euch gemeinsam gegen Bullying ein. Es klappt ganz bestimmt! 
 


Jugendliche über ihre 
Teilnahme am „Plan Z“

„Die Mobber sind gewöhnlich die Schwachen. Vielleicht haben sie Probleme zu Hause und versuchen, ihre Wut an andere auszulassen oder ihren Kummer zu verbergen.“  

„Wenn dich etwas an jemandem ärgert, dann hast DU ein Problem, nicht der andere.“

„Meine Ideen werden zum Wohle der 
Gesellschaft eingesetzt. Das ist toll!“

„Seid kreativ. Vertraut euren Ideen, auch wenn nicht immer alle gut sind. Gemeinsam kann man stark sein!“



Bullying ist an rumänischen Schulen wie auch weltweit ein Thema. Laut Statistiken waren rund 70 Prozent der rumänischen Schüler wenigstens ein Mal Zeuge einer Bullying-Situation in ihrer Klasse. Drei von zehn Minderjährigen werden von Kollegen mit Schlägen bedroht – rund 220.000 Schüler werden auch tatsächlich regelmäßig geschlagen – einer von vier wurde mindestens ein Mal vor den Kollegen gedemütigt, noch mehr werden von den Kollegen ausgeschlossen. Diese Zahlen sind erschreckend. Jährlich trauen sich etwa 19.000 Schüler landesweit, Bullying zu melden, doch viele wagen es nicht, darüber zu sprechen, meinen Spezialisten. 

Einer Kampagne der rumänischen Organisation „Rettet die Kinder“ zufolge wird in 90 Prozent der Fälle das Bullying sofort gestoppt, wenn ein anderer Schüler eingreift. Die meisten Schüler bleiben aber passiv, gehen einfach vorbei, manche werden sogar selber zu sogenannten „Bullys“ – viele davon aus Angst, selbst ins Visier der Übeltäter zu gelangen. Nur die wenigsten versuchen, den Konflikt zu lösen. „Wir versuchen, die passiven Zeugen davon zu überzeugen, dass sie eingreifen können und sollen. Ihre Wahl, passiv, opportunistisch oder aber aktiv zu sein, ist das, was sie ausmacht“, erklärt Dragoș Popescu, kreativer Leiter bei „Creative Laboratories”, einer Konferenz der bekannten Organisation, die sich für die Rechte der Kinder einsetzt.