In den Christvespern am Heiligen Abend wurden alljährlich und vielerorts Krippenspiele aufgeführt (ob das in diesem Jahr geschieht ist fraglich, eher ausgeschlossen durch die Corona-Pandemie). Da wurden die Weihnachtsgeschichte von der Geburt des Christkindes im Stall von Bethlehem von den Kindern gespielt.
Weihnachten ist ja nicht ein Traum, eine Phantasie, ein Mythos, eine Idee, sondern eine wirkliche Geschichte. Maria und Joseph wanderten von Nazareth nach Bethlehem. Dort suchten sie eine Herberge. In der überfüllten Stadt fanden sie nur eine Notunterkunft, einen dürftigen Stall. In ihm kam Jesus zur Welt.
Engel verkündeten den Hirten auf dem Felde die Geburt des Heilandes. Die Hirten eilten zur Krippe im Stall und brachten Geschenke und beugten vor ihm ihre Knie.
Die Lieder der Gemeinde waren erfüllt von der Freude über das wunderbare Geschehen der Heiligen Nacht.
Weihnacht, Weihnacht wird es wieder!
Heute gilt, was einst geschah:
Gott stieg aus den Himmeln nieder.
Hebt die Herzen, singt ihm Lieder!
Freut euch! Gott ist nah!
(Arno Pötzsch)
In manchen Kirchen setzte es sich durch in die Krippe nicht eine Puppe auf das Heu und das Stroh zu legen, sondern eine Kerze hinein zu stellen und anzuzünden. Ihr Lichtschein strahlte in den Kirchenraum. Da war im Symbol des Kerzenlichtes das Geheimnis der Heiligen Nacht sichtbar:
„Es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen“ Titus 2,11.
Die Gnade Gottes ist sichtbar geworden – heilbringend für alle.
Von „Erscheinungen“ wissen wir Menschen mancherlei zu erzählen. Als der Apostel Paulus dieses Weihnachtswort von der Erscheinung der Gnade Gottes schrieb, stand ein Ereignis, das die Menschen damals oft erlebten, dahinter.
Die Kaiser des damaligen Weltreiches besuchten die Provinzen und ließen sich von ihren Untertanen gerne sehen „Der Kaiser erscheint!“ So kündigte der Bote das Kommen des Herrschers an.
Die junge Christenheit hat an Weihnachten größeres verkündigt. Nicht ein Kaiser ist erschienen. Nein, Gott selbst ist in seinem Sohn Jesus Christus erschienen.
„Christ ist erschienen!“ So wird es aller Welt kundgemacht.
Nun ist es für den Apostel Paulus kennzeichnend, dass er in seinem Weihnachtswort nicht die Person, sondern das Wesen des Heilandes preist: Die Gnade ist erschienen.
Unser Herr zeigt, wie er uns, wie er sein Volk gewinnen möchte.Die Herrscher der Welt lassen mit ihrer Macht spüren, wie sie in der Lage sind auch das eigene Volk zu unterwerfen.
Unser Heiland Jesus Christus geht einen anderen Weg. Er lässt seine Gnade sichtbar werden.
„Welt ging verloren.“ Wir feiern Weihnachten in einer Zeit, in der die Menschen und Völker von Schrecken und Nöten, von Leid und Ängsten betroffen sind. Über all dem steht drohend die Corona-Pandemie mit der Frage: Wie lange noch...?
Dennoch: Es ist erschienen die Gnade Gottes – heilbringend für alle Menschen.
Der Höchste beugt sich zu uns herab und geht den Weg in alle Tiefe unserer Not.
Gott gewinnt uns für sich durch seine Gnade, nicht zwingend, sondern geduldig, freundlich, gütig und gnädig.
Wenn jemand in der Heiligen Nacht glaubte, dass Gott nicht zu ihm in seine Einsamkeit und Verlassenheit käme, dass er nicht an seine Lebensangst und Traurigkeit dächte, dass er ihr oder ihm fern sei, dürfen sie es jetzt wissen:
Gott schenkt uns am Heiligen Abend seine Gnade und Liebe.
Er spricht zu uns: nehmt mich auf! Nehmt mich an! Ich komme zu euch! Ich bin bei euch!
Ich bin die menschgewordene Gnade! Ich bin für euch da!
Näher kann Gott zu uns nicht kommen, als in der Menschwerdung seines Sohnes, in der Erscheinung der Herrlichkeit unseres Heilandes Jesus Christus.
Gottes Gnade ist heilbringend für alle Menschen. Wir feiern Weihnachten als ein persönliches Fest.
Wir wünschen uns ein gesegnetes Christfest!
Wir wollen einen Augenblick die Welt um uns herum vergessen. Stille Nacht, heilige Nacht!
Es ist erschienen die heilsame Gnade allen Menschen.
Neustadt, Dezember 2020