Am 26. Oktober öffnete der Bayerische Landtag im Münchner Maximilianeum seine Tore für die Festveranstaltung zum 70-jährigen Bestehen des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland. Zu den vertrauten Klängen der „Original Siebenbürger Blaskapelle München“ unter Leitung von Georg Philp fanden sich zahlreiche Gäste von nah und fern – einige in prächtiger siebenbürgisch-sächsischer Tracht – im Senatssaal ein. Nach dem bezaubernden Auftritt der siebenbürgischen Kindertanzgruppe Geretsried (Leitung Doris Ongerth) eröffnete die Bundesvorsitzende Herta Daniel das besondere Fest mit einem Willkommen an die vielen Ehrengäste, darunter Botschafter Emil Hurezeanu, Armin Laschet, Ministerpräsident von NRW, Dr. Bernd Fabritius, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten und BdV-Präsident, Bayerns Sozialministerin Kerstin Schreyer, Dr. h.c. Barbara Stamm, frühere Präsidentin des Bayerischen Landtags.
In ihrer Ansprache drückte Herta Daniel ihre tiefe Dankbarkeit für die vergangenen sieben Jahrzehnte des Verbandes sowie die „exzellenten Rahmenbedingungen“, die die Beheimatung der Siebenbürger Sachsen in Deutschland erleichtert haben, aus. Mit einer sinnigen und stimmigen Parallele zu Konfuzius‘ Gedanken über das Alter umriss Herta Daniel die relevanten Entwicklungsstufen der 70-jährigen Verbandsgeschichte, vom Zurechtfinden in der neuen Heimat über „das Erstarken unseres Verbandes“, zur Massenauswanderung der Siebenbürger Sachsen, die Kürzungen des Fremdrentengesetzes bis hin zu der grenzüberschreitenden Öffnung des Verbandes durch seine neue Medien-Präsenz. Mit ihrem abschließenden Geburtstagswunsch zum 70. Jubiläum: „Rentengerechtigkeit auch für uns Aussiedler und Spätaussiedler“ fand Herta Daniel die ausnahmslose Zustimmung der Gäste im Saal.
Per Videobotschaft gratulierte die Siebenbürgisch-Sächsische Jugend (SJD) unter dem neugewählten Bundesjugendleiter Fabian Kloos zum Verbandsjubiläum. Die junge Generation wetteiferte zu gleicher Stunde im Rahmen des SJD-Volkstanzwettbewerbs in Wiehl und setzte damit ein vielversprechendes Zeichen für den Erhalt und die Weiterführung der siebenbürgischen Werte.
Darauf begrüßte der „Hausherr“ und Gastgeber Markus Rinderspacher, MdL, Vizepräsident des Baye-rischen Landtags, die Gäste. Er betonte mit Empathie die Bedeutung von Heimatverlust und -verbundenheit, die tiefe Spuren hinterlassen. Die Eingliederung der Siebenbürger Sachsen in Deutschland bezeichnete er als eine der wichtigsten Errungenschaften der Nachkriegszeit. Die Siebenbürger Sachsen seien „Brückenbauer“ für Frieden, Verständigung, Gemeinschaftssinn und Zusammenhalt, so Rinderspacher.
Die musikalische Einlage des Münchner Kammermusik-Trios leitete die Ansprache von Armin Laschet, Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen ein, des Landes, das 1957 die Patenschaft für den Verband der Siebenbürger Sachsen übernommen hatte. Mit herzlichen Worten unterstrich Laschet die Integration der Siebenbürger Sachsen als besondere Leistung, die es zu kennen und erkennen gilt, da die Gesellschaft ihnen einen großen kulturellen Reichtum verdanke. Man könne mehrere Identitäten haben, so auch Rheinländer oder Bayer sein und zugleich Siebenbürger Sachse. Das sei eine bedeutsame Botschaft für unsere Gesellschaft, sagte der CDU-Politiker.
Kerstin Schreyer, bayerische Staatsministerin für Arbeit und Soziales, würdigte den Beitrag der Vertriebenen und Aussiedler zum Wiederaufbau Deutschlands im Allgemeinen und die Bedeutung des Verbandes der Siebenbürger Sachsen im Besonderen, vor allem durch die generationsübergreifende Kulturarbeit, die rege Jugendarbeit und den auf ganz Europa gerichteten fortschrittlichen Blick.
Der bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder gratulierte mit einer Videobotschaft. Er bewunderte die unglaubliche Leistung des Verbandes in den 70 Jahren seit seiner Gründung sowie die Tatsache, dass die Siebenbürger Sachsen ihr Brauchtum, ihre Identität, Kultur und Sprache erhalten haben und trotzdem in der neuen Heimat angekommen seien. „Die Siebenbürger Sachsen sind eine echte Bereicherung für Bayern“, betonte Söder, der seit 25 Jahren Mitglied des Verbandes ist. Er bekannte zum Schluss: „Ich bin eigentlich ein halber Sachse und deswegen bin ich gern bei euch.“
Im Anschluss nahm die Bundesvorsitzende Herta Daniel mehrere Ehrungen vor. Michael Schmidt, Vorsitzender der Michael Schmidt Stiftung, wurde mit der „Carl Wolff“-Verdienstmedaille ausgezeichnet. Das Goldene Ehrenwappen des Verbandes der Siebenbürger Sachsen erhielten Dr. Axel Froese, Stellvertretender Vorsitzender des Siebenbürgischen Kulturzentrums „Schloss Horneck“ e.V., und Emil Hurezeanu, Botschafter von Rumänien in der Bundesrepublik Deutschland. In seiner Dankesrede hob der Botschafter die Bedeutung des Verbandes für die Geschichte Rumäniens hervor. Die Siebenbürger Sachsen bezeichnete er als „Wahrzeichen für Fleiß, Leistung, Standhaftigkeit vor den Herausforderungen des Schicksals“. Der erhaltene Preis sei gleichsam ein „Zeichen einer beständigen und unbesiegbaren Schicksalsgemeinschaft“.
Zum Abschluss des Festaktes überreichte Herta Daniel einen Scheck in Höhe von 30.000 Euro an den Verein Siebenbürgisches Kulturzentrum „Schloss Horneck“, vertreten durch den Vorsitzenden Dr. Konrad Gündisch. Das Kammermusik-Trio umrahmte diese Ehrungen mit Haydns und Beethovens wunderbaren Klängen.
Im zweiten Teil der Veranstaltung wurde in einer Podiumsdiskussion die Frage erörtert: „,Wo sind wir daheim?‘ – Zugehörigkeiten und Optionen von Minderheiten in Deutschland und Rumänien“. Die Moderation führte Dr. Florian Kührer-Wielach, Direktor des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas e.V. (IKGS). Die Gesprächsrunde bestand aus Dr. Bernd Fabritius, Bundesaussiedlerbeauftragter, Dr. Konrad Gündisch, Historiker, Dr. Simone Eick, geschäftsführende Direktorin des Deutschen Auswandererhauses in Bremerhaven, Angelika Beer, Theologin und Kulturmanagerin, Vikarin der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, sowie Sylvia Stierstorfer, MdL, Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene. Die Diskussion war äußerst interessant und anregend für Teilnehmer und Zuhörer, alle gefühlsmäßig verbunden in dem Gesprächsthema.
Anerkennung gebührt nicht zuletzt der Moderatorin der Festveranstaltung, der neuen Bundeskulturreferentin Dagmar Seck, die charmant durch das Programm führte. Das Fest klang mit einem Stehempfang im Steinernen Saal des Landtags aus. Es wurde von allen als gelungen und bereichernd erlebt, durch ein vielseitiges und abwechslungsreiches Programm, besondere Ehrengäste und interessante Begegnungen.