Horia Colibășanu versucht sich 2020 erneut an der Annapurna

Hermannstadt – Zahnarzt und Familienvater Horia Colibășanu (Temeswar, Jahrgang 1977), Alpinist mit über 20-jähriger Erfahrung auf den Gipfeln der Welt sowie Hauptperson des 70 Minuten langen Dokumentarfilms „Superhombre“ (2019) von Lucian Mircu und Mircea O. Gherase, trat Mittwochabend, am 5. Fe-bruar, in Begleitung beider Regisseure vor das Kinopublikum des ausverkauften Ion-Besoiu-Kulturzentrums Hermannstadt/Sibiu. Fünfhundert Menschen, unter ihnen zahlreiche Eltern mit Kindern, waren in den großen Saal des Betonwürfels sozialistischer Baukultur geströmt, um erstmalig den neuen Streifen zu verfolgen, der hautnahe Videoaufnahmen von Expeditionen des Protagonisten und Szenen aus Familienleben, Zahnarztpraxis und Trainingsalltag von Horia Colibășanu abwechselnd aneinanderreiht und das Bild eines gesetzten Bergsteigers aufzeichnet, den weder Matterhorn, K2, Annapurna noch Everest aus dem Gleichgewicht bringen können. In weniger als fünfzehn Jahren hat Horia Colibășanu neun Achttausender bestiegen. Er zählt zum erlesenen Kreis der lebenden Alpinisten, die das Höhenbergsteigen erfolgreich im reinen alpinen Stil praktizieren, der die Hilfe von Sherpa und das Verwenden von Sauerstoffgerät ausschließt. Die Vorstellung von „Superhombre“ in Hermannstadt wurde von dem Veranstaltungsbüro des Este Film Festivals ausgerichtet.

Als Vierzigjährigem glückte Horia Colibășanu die persönliche Erstbegehung des Everest im reinen alpinen Stil. Der Augenblick der Ankunft auf dem „Dach der Welt“ einschließlich Marschpause zwecks Hissen der Flagge Rumäniens sowie von Werbeplanen der Sponsoren spielt auf der letzten Strecke des Dokumentarfilms. Colibășanu hatte ein Satellitentelefon an seinem Schutzanzug befestigt, womit er im Bedarfsfall Verbindung zu Familie und Sportarzt aufnehmen konnte, dabei jedoch immer auf sofortiges Entladen des Akkus gefasst sein musste.

Die Sommerferien der Kindheit und Jugend hat Horia Colibășanu in Hermannstadt und Umgebung verbracht. Seine erste nennenswerte Bergtour in den Karpaten war die Begehung des Kammweges im Fogarascher Gebirge/Munții Făgărașului: „Ich war in einer Gruppe unterwegs und musste verkraften, dass alle anderen in festen Stiefeln mit Profilsohle unterwegs waren, und nur ich als einziger in Tennisschuhen lief, da ich nichts Besseres auftreiben konnte. Aber wie mir auffällt, trifft man dort heutzutage sowieso nur noch Turnschuhträger an“, so ein lapidarer Seitenhieb des Himalaya-Fahrers aus dem Banat.

In der Weltszene ist Horia Colibășanu als Höhenbergsteiger bekannt, der im Jahr 2008 seinen baskischen Seilpartner Inaki Ochoa bis zu dessen letztem Atemzug nicht alleine zurückließ, als dieser im Zelt eines Hochlagers auf 7400 Metern Seehöhe an der Annapurna einem Hirnödem erlag, das mangels Eigenkraft und Hilfe durch Dritte nicht mehr rechtzeitig durch Abtransport des Kranken abgeschwächt werden konnte. Helikopter erleiden in dieser Höhe unweigerlich Absturz.