Kathedrale der Superlative feierlich geweiht

Rumänische Orthodoxie bringt ambitioniertes Kirchenbauprojekt zu Ende

Die am vergangenen Sonntag in Bukarest eingeweihte Kathedrale der Erlösung des Volkes gehört mit 127 Metern Höhe, 126 Metern Länge und 68 Metern Breite zu den größten religiösen Bauten der Welt. Unter den orthodoxen Kirchen ist sie weltweit die höchste, gefolgt von der russischen Peter-und-Paul-Kathedrale in St. Petersburg. Überragt wird sie von mehreren katholischen und evangelischen Kirchen in Deutschland, Frankreich und Spanien. | Foto: Inquam Photos / George Călin

Bukarest (ADZ) – An der festlichen Zeremonie im Riesensakralbau auf dem Arsenalhügel in unmittelbarer Nähe des Parlaments haben sich am Sonntag Persönlichkeiten der Politik wie Staatsoberhaupt Nicușor Dan, Premierminister Ilie Bolojan und die moldauische Präsidentin Maia Sandu beteiligt. Den Feierlichkeiten wohnten ebenfalls Mitglieder der königlichen Familie und ehemalige Staatsoberhäupter bei und zugegen war neben dem rumänischen orthodoxen Patriarchen Daniel auch der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I. Über 10.000 Gläubige aus ganz Rumänien reisten zu dem Ereignis an, die meisten von ihnen per Bus. Mehrere Tausend Personen verfolgten die Zeremonie auf Großbildschirmen vor dem Gebäude. Der Bau der Kathedrale, die das größte orthodoxe Gotteshaus weltweit ist, dauerte beinahe 15 Jahre und hatte einen Kostenrahmen von rund 270 Millionen Euro, davon über 200 Millionen Euro aus öffentlichen Mitteln, die die Zentralregierung sowie Kommunen und Landeskreise bereitstellten. Der Rest wurde durch private Spenden sowie Eigenmittel des Patriarchats beigesteuert. Viele Stimmen kritisieren die hohen Kosten, doch sie sind nicht der einzige umstrittene Aspekt des Projekts: Die Rumänische Orthodoxe Kirche verwarf die ursprüngliche, moderner anmutende Idee von Architekt Augustin Ioan und vergab den Auftrag an eine andere Firma, deren Plan eher den Vorstellungen eines traditionellen Gotteshauses entsprach. 

Die Kathedrale ist die Erfüllung einer Ende des 19. Jahrhunderts entstandenen ehrgeizigen Vision. Schon König Karl I. schwebte sie vor, und vor allem dem als Nationalist geltenden und 1939 verstorbenen Patriarchen Miron Cristea war sie eine Hauptangelegenheit – er soll auch den Beinamen geprägt haben: Kathedrale der Erlösung des Volkes.