In neuern Erklärungsbüchern zur deutschen Sprache ist das Wort schon fast gänzlich ausgemustert worden. Doch es passt zur rumänischen politischen Realität, dieses heute zum Exotikum umgepolte Wort, das aus dem Oberdeutschen („kaudern“= kollern, undeutlich reden) und "welsch" (=urspr. für keltisch, später: fremdländisch, italienisch; siehe „Welschriesling“=ital. Riesling, „welschschweizerisch“) zusammengesetzt ist und zuerst gewisse Gaunersprachen bezeichnet hat, um später als Substantiv oder Adjektiv gebraucht werden zu können für „allgemein schlechte Sprache, krause Gedanken oder Ausdruck verworrener Dinge“, wie es in einem Sprachführer aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert heißt. So passt denn dieses schöne alte deutsche Wort wie ein Handschuh zur neueren Politik in Rumänien.
Das heute an der Regierung befindliche Parteienbündnis USL ist ein Kauderwelsch. Die durch Ion Iliescu zusammengeschmiedete und immer wieder umgeschmiedete Partei, die sich zuletzt PSD nennt und die als einzig erkennbaren politischen Zweck ihres bisherigen Daseins (natürlich parallel zum Macht- und Geldhunger der Mitglieder) die endgültige Vernichtung der politischen Rechten (PNŢCD) und Linken (PSDR des Sergiu Cunescu) verfolgt hat, etabliert sich zwar als politisches Machtzentrum, ist aber durch das Fehlen von Ideologie, von Leitbildern und politischen Idealen behindert. Ihr Hauptpartner, die PNL, ist durch die seinerzeit von Traian Băsescu betriebene Spaltung (als die PD durch Theodor Stolojan und anderen Frustrierten ihr L von „liberal“ abbekam) nach wie vor geschwächt und zerreibt sich in internen Positionskämpfen und mit einem Parteichef, der nie nationalistische „Ausrutscher“ vermeidet und an dessen zum Autoritären neigenden Stuhl gesägt wird. Auch hier: keine Spur von Ideologie, politischen Idealen und Leitgedanken.
Der Juniorpartner, die PC des Landwirtschaftsministers Daniel Constantin, nutzt der Regierungsallianz mit den zuschauerstarken Fernsehsendern, die hinter ihr stehen, hat aber noch nie etwas vom „konservativen“ in ihrem Namen gezeigt und tut, was ihr Schattenchef, der Ex-Securitate-Spitzel Dan Voiculescu („Felix“), diktiert. Alles in allem: das perfekte Kauderwelsch.
Auch die Opposition von ihres eigenen Willens Gnaden – hätte sie nicht das Wahlgesetz durchgedrückt, das ihr im Dezember 2012 doch noch zu Parlamentssitzen verholfen hat, sie wäre nie und nimmer auf den Oppostionsbänken gelandet! – ist ein Kauderwelsch, schon von ihrem Entstehen her. Die PDL, das Resultat der byzantinisch balkanischen Intrigenspiele des sich neuerdings als Europaexperte aufspielenden Traian B²sescu, die kleinen Neugründungen, etwa mit Ex-Auslandsgeheimdienstchef Mihai Răzvan Ungureanu, alles Parteien von B²sescus Torschlusspanik, die im Wahlkampfendspurt verzweifelt um Überläufer und Wendehälse geworben haben. Ideologie, politische Ideale, Leitbilder und –gedanken? Luxus!
Alldas ist dem Wahlvolk schnuppe. Siehe die Ergebnisse der jüngsten Nachwahlen in Südrumänien. Das Wählervolk hofft immer bloss auf ein besseres Leben.
Caragiales besoffener Bürger bleibt ehrlich. Und verwirrt.