Klausenburgs freie Kulturszene lässt sich nicht lumpen

Lob für die Casa Tranzit sogar von Péter Eckstein-Kovács

Klausenburg – Drei Handwerker in hellgrün fluoreszierender Dienstkleidung zusätzlich Klettergurten und alpinistisch tauglichen Schutzhelmen machten sich Anfang Dezember ein paar Tage lang im Auftrag der Tranzit-Stiftung an der Nordfassade der vormaligen Poale-Tzedek-Synagoge zu schaffen, um ihre freiliegende Ziegel-Außenwand zu reinigen und nachzubessern. Ihre ausgeklügelte Ausrüstung war nötig, weil die Nordfassade des Altbaus wie auch das eng anliegende kleinere Nachbarhaus direkt in den Wasserlauf des Kleinen Somesch hinabreicht und ein bautechnischer Zugang nur von oben abseilend möglich ist. Der bereits von 2006 bis 2009 restaurierte Dachstuhl einschließlich der metallenen Außenhaut in rostfreiem Zustand bot den Sicherungsseilen und Karabinern festen Halt.

Um die Poale-Tzedek-Synagoge am Ufer des Somesch mit Blick auf Klausenburg kümmert sich die Tranzit-Stiftung schon seit 1997. Bis Anfang der 70er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts hatte der Altbau noch als Tempel der jüdischen Bewohner Klausenburgs gedient. Spätfolgen des Holocaust und die zionistische Bewegung entzogen ihm jedoch nachhaltig seine ureigene Hausgemeinschaft. Eine kleine Gruppe junger Künstler und Intellektueller wagte dafür den Versuch, die alte Poale-Tzedek-Synagoge in ein unabhängiges Veranstaltungs-Zentrum umzuwandeln und sie dadurch vor ihrem Verfall zu schützen. Beginnend mit dem Jahr 1998 bahnte sie sich unter dem neuen Namen „Tranzit House“ bald ihren eigenen Weg in der freien Kulturszene Klausenburgs. Unter Kino-Freaks gilt ihr großer Vorgarten, ebenfalls am Ufer des Kleinen Somesch gelegen, als eine der besten Adressen stadtweit für Vorstellungen abends in der warmen Jahreszeit unter freiem Himmel. Zudem ist die „Casa Tranzit“ die allererste Synagoge Rumäniens, für die im Europa der Nachkriegszeit ein gänzlich neues Nutzungskonzept erdacht wurde.

Der Innenraum der „Casa Tranzit“  ist heizbar. Seine lichttechnische Ausstattung und neue Infrastruktur wurde in den Jahren 2000 und 2001 dank geldlichen Zuschüssen der Europäischen Union und von Pro Helvetia eingebaut. Ein Kunstlokal der etwas anderen Art, das für Konzerte, Podiumsgespräche, Theateraufführungen, Workshops, Ausstellungen und Tanzvorstellungen genutzt wird. Es trägt die architektonische Handschrift von Vera Weisberger aus Luxemburg und Cosmin Pop aus Klausenburg, die für seine Fassade 2003 das aktuelle Aussehen bestimmten. Und wenige Jahre später förderten die Nationale Gesellschaft für Investitionen (Compania Națională de Investiții, CNI) und die Stiftung Illyés die statische Stabilisierung der „Casa Tranzit“. Die Hausnummer 16 auf der George-Bari]iu-Straße/Malom utca ist nur durch einen schmalen Gang erreichbar, aber immer einen Besuch und Ausbruch aus dem überlasteten Klausenburg wert. „Szép munka. Treabă faină. Good work“ kommentierte Rechtsanwalt Péter Eckstein-Kovács, der Juni 2018 seinen Rücktritt aus der Demokratischen Union der Ungarn in Rumänien (UDMR) erklärte, kürzlich auf dem Facebook-Account von „Tranzit House“.