Seit Dezember 2014 zeigt VOX die Sendung „Kitchen Impossible“, in der der bekannte Fernsehkoch Tim Mälzer berühmte Köche zum Kochduell herausfordert.
Die Kontrahenten schicken einander in zwei unterschiedliche Länder, wo nach Verkostung eines landestypischen Gerichts dieses in der Originalküche nachgekocht werden muss – natürlich ohne Rezept, aber mit den richtigen Zutaten, die herausgeschmeckt werden müssen. Im Februar 2020 fand Tim Mälzers Duell mit der gebürtigen Israelin Haya Molcho statt. Die Eltern der berühmten Köchin, die einen Stand am Naschmarkt in Wien hat, stammen aus Rumänien. So lud sie Tim Mälzer in das Land ihrer jüdischen Vorfahren ein, nach Kleinschenk/Cincșor.
Der Südosten Europas, wo Fluch und Gebet so nah beieinander sind, wo Orient und Okzident ihre Küchenkräuter gegenseitig austauschen, ist eine „terra incognita“ für viele aus dem Westen. Denn diese denken seit Jahrhunderten ausschließlich eindimensional. Aber, hinter Wien beginnt es anders zu brodeln, in Siebenbürgen gar sollen die Brunnen anders rauschen ...
Angekündigt wurde die Sendung in der „Siebenbürgischen Zeitung“: „Tim Mälzer kocht in Kleinschenk“. Also musste man einschalten. Die Hoffnungen gingen in Richtung Kirchenburg-Nostalgie – aber nichts dergleichen wurde geboten, denn Werbung wird in dieser Sendung nur für den Meister gemacht, der aber hatte an der Kirchenburg kein Interesse. Seine Kommentare über Siebenbürgen, aufgenommen auf der Lügenbrücke in Hermannstadt, fielen auch sehr mager aus. Wichtig war dabei die Erwähnung von Dracula. Damit konnten die Zuseher von VOX sicherlich was anfangen.
Als man dem Hamburger Starkoch Mälzer ritualmäßig die Box mit dem landestypischen Gericht, das er nachkochen sollte, in Kleinschenk auf der Dorfstraße übergab, war der verwöhnte Meister not amused. Mehr noch, er meinte etwas irritiert: „Was hat das mit Kochen zu tun? Das ist nur Schikane“.
Auf dem Teller waren drei Polentaknödel, wohl mit unterschiedlichen Füllungen auf offenem Feuer gegart. Garniert war das ausgefallene Gericht mit diversen einheimischen Kräutern, daneben auch ein Tannenzweiglein.
Der Meister konnte nicht mehr an sich halten und brach in die schlimmsten Schimpftiraden aus. Wenn die auf ihren Pferdefuhrwerken vorbeifahrenden Neubürger Kleinschenks ihn verstanden hätten, hätten sie ihm sicherlich in der Landessprache, die bekannterweise nicht an Schimpfwortarmut leidet, standesgemäß erwidern können.
Der Starkoch machte sich an die Arbeit. Bei einer Füllung, die so raffiniert gewürzt und mit einheimischen Kräutern vermengt war, erkannte der Meister die eine wichtige Zutat nicht. Er verwechselte Fisch mit Huhn!
Begleitet wurde Mälzer bei seinen Bemühungen in der rustikalen Küche in Kleinschenk von den wohlwollenden Blicken der Dana Mitea, einer jungen rumänischen Köchin, die vor Ort die Speisen für die Verkostung vorbereitet hatte. Dass sie perfekt Deutsch sprach, verwunderte den Hamburger nicht. Es ist ja nur selbstverständlich, dass alle seine Sprache sprechen.
Nun, die Schwierigkeiten begannen schon bei der Zubereitung von – er nannte es Polenta, wir nennen es Palukes. Denn in seiner Feinfühligkeit nahm der Starkoch dazu Milch. Den Palukes aber kocht man in Draculas Land ausschließlich mit Wasser. Das konnte er nicht wissen. Dann begann das Fluchen. Denn: Was hat das mit Kochen zu tun? Als er nach amerikanischer Manier, da seine Polenta nicht die nötige Härte haben wollte, Cornflakes beimischte und vielwissend der rumänischen Köchin erklärte, Cornflakes seien auch aus Mais hergestellt, bewies er Erfindungsgeist.
Dann mussten die gefüllten Polentabällchen gegart werden. Die rumänischen Hirten in den Karpaten haben dazu ein einfaches Rezept erfunden. Da es abends in den Bergen kalt ist, dazu auch noch Wölfe streunen und die Herde unsicher machen, zünden die Hirten ein Feuer an. In die entstandene Glut versenken sie die Polentabällchen, die sie einfach „bulz“ nennen. Damit hatte der Erfindungsreiche seine Schwierigkeiten. Denn auf die Idee, die kostbare Polenta in die Glut zu stellen, wollte er nicht kommen. Und fluchte weiter.
Für einen Landeskundigen, oder einen aus dem Südosten Europas stammenden Menschen, war es ein sehr heiteres Schauspiel einerseits, andererseits eine Tragödie mit einem traurigen Helden, der die einfachsten, die elementarsten Begriffe des Kochens nicht beherrschte. Man nehme Feuer, Wasser, Palukes ... und zaubere ein Essen.
Orient und Okzident waren sich so nah ... nicht aber während dieser Sendung.