Kraft schöpfen und das Licht feiern

Die jüdische Gemeinde feierte Schabbat und den Beginn des Lichterfests

Andreas Laqueur und die Gemeindemitglieder beim Anzünden der Kerzen. | Foto: Aurelia Brecht

Hermannstadt – Die Feierlichkeiten am vergangenen Sonntag waren überschattet durch den antisemitischen Terroranschlag in Sydney. Vor der Chanukka-Liturgie erinnerte Andreas Laqueur aus Berlin an die Opfer am Bondi Beach und hielt mit den Gemeindemitgliedern und anderen geladenen Hermannstädter Gästen zu Beginn eine Schweigeminute ab.

„Trotz der Tatsache, dass Menschen uns Angst machen wollen, fürchten wir uns nicht“, sagte Andreas Laqueur zum Auftakt. „Wir als Juden werden das Licht feiern und zusammen stehen.“ Bald darauf war der kleine Gemeinderaum neben der Hermannstädter Synagoge hell erleuchtet: Zwölf Chanukkiot hatten die Gemeindemitglieder mitgebracht, gemeinsam entzündete man die erste Kerze. „Wir haben gesagt, wir machen Licht gegen die Dunkelheit in der Welt, gegen das, was wir erleben, gegen Sydney“, so Andreas Laqueur. Anschließend kam man ins Gespräch – die besondere Stimmung unter den Anwesenden war spürbar.

Das Lichterfest wird vom 14. bis 22. Dezember gefeiert. Es ist ein Fest, in dem es um ein Wunder geht: Im Jahr 164 v. Chr., nachdem die Juden ihren entweihten Tempel von den Seleukiden zurückerobert und ihn wieder hergerichtet hatten, wollten sie einen Leuchter entzünden – das Olivenöl reichte aber nur für einen Tag. Entgegen aller Erwartungen brannte das Licht schließlich doch acht Tage lang. Bis zum 22. Dezember wird nun jeden Tag eine neue Kerze entzündet. Weil das Öl die Hauptrolle in den Feierlichkeiten spielt, wird als Festessen in Öl Ausgebackenes serviert.

Bereits am Freitag zuvor hatte die Gemeinde unter der Leitung von Andreas Laqueur Schabbat gefeiert. Eine Seltenheit, wie Gemeindevorsteher Tiberiu Baruch betont: „Wir sind eine kleine Gemeinde“, erzählt er. Die Möglichkeit dazu habe sich im Sommer ergeben, als Andreas Laqueur gemeinsam mit seiner Frau zu Besuch in Siebenbürgen war: „Wir möchten das, was wir heute erlebt haben, gerne wiederholen. Am besten wäre es natürlich, wenn auch einer der Jüngeren aus unseren Reihen sich der Aufgabe annimmt und dazu ausgebildet wird, Lesungen zu halten und Gebete zu sprechen.“ Für das Gemeindeleben sei es wichtig, mit Optimismus in die Zukunft zu schauen, sagte Tiberiu Baruch am Freitagabend.