Drei für das Banater Bergland wichtige Themen hatte Kreisratsschef Romeo Dunca auf die Tagungsagenda der Februartagung des Kreisparlaments gesetzt: die Übernahme der Lizenz für die Nutzung des Thermalwassers von Herkulesbad – wozu der Kreisrat ein Options-Vorrecht hat –, der Abriss des nach dem ersten Weltkrieg gebauten (heute akut baufälligen) Lungensanatoriums Marila bei Orawitza und die Frage der Stundung der Pachtschulden des Betreibers des Flughafens Karansebesch. Und alle drei Probleme standen auf der Kippe, weil zwei der Zampanos unter den Kreisratsmitgliedern, PSD-Fraktionschef Ioan Crina und sein Alliierter von der PMP, Lucian Voina (ein Fast-Kreisratsvizepräsident), erst mal wie die Raufbolde im Dorfwirtshaus mauerten. Womit die seit mehr als einem Jahr herrschende „gewöhnliche Arbeitsatmosphäre im Kreisrat“ hergestellt war.
Voina wollte unbedingt, dass der Kreisratschef „sich erst mal entschuldigt für alle Beleidigungen, die er uns in den vergangenen Wochen angetan hat“ – als Dunca tatsächlich allen Grund hatte, Invektive auszuteilen gegen seine Kreisratsmitglieder, die seit Monaten die Tätigkeit des Kreisrats lähmen oder einfach diktieren, was Dunca als Präsident zu tun hat – immer zugunsten ihrer Parteigänger und in Ignorierung irgendwelcher gerechter scheinender Kriterien (ADZ berichtete wiederholt vom PSD-diktierten Chaos im Kreisrat Karasch-Severin). Und Crina verkündete nach einem „einführenden Diskurs“ zur Rechtfertigung der von ihm verwendeten Appelative gegenüber dem Kreisratspräses, dass „seine“ Fraktion die drei von Dunca als „wichtig“ angekündigten Beschlussvorlagen blockieren werde, weil sie den Saal verlassen wird: „Wir werden nicht an den Diskussionen teilnehmen und uns zurückziehen aus dem Saal bei diesen Tagesordnungspunkten.“
Aber wie so oft schlug der Fraktionsvorsitzende bald darauf und umgehend andere Töne an, schwenkte um, vor allem, als der Chefjurist des Kreisrats, Darian Ciobanu, darauf hinwies, dass die angekündigte Blockade der Tagung zumindest betreffs des Thermalwassers von Herkulesbad einer Verurteilung des Badekurorts gleichkäme – angesichts der Aussichten, die Duncas Vorschlag eröffnet. Ciobanu: „Der Kreis hat ein Optionsrecht darauf, als erster die Lizenz für die Nutzung des Thermalwassers von der Nationalen Agentur für Mineralische Ressourcen ANRM zu übernehmen – aber niemand wird unendlich lange drauf warten, dass die Option auch wahrgenommen wird!“
Darauf folgte noch ein kleines Redespektakel auf dem üblichen Niveau der regierenden Opposition im Dorfwirtshaus Kreisrat, Hauptheld nochmal Crina, der sich wie ein Schatten-Kreisratschef gebiert. Schlussendlich gab es Konsens zur Lizenzübernahme – mit einer Gegenstimme aus der PNL-Minderheitsfraktion des Kreisratschefs. Der Contra-Mann hätte am liebsten die Lizenzverwaltung fürs Thermalwasser beim Rathaus von Herkulesbad gesehen.
Kreisratsschef Dunca hatte aber klare Vorstellungen zu seinem Plan geäußert, wie das zeitweilig abgestellte Badewasser von Herkulesbad günstiger als bisher zu den Heilungssuchenden gelangen kann. Bisher kostete ein Kubikmeter Thermalwasser die Nutzer um die zehn Lei. Von denen sind jeweils zwei Lei an den Lizenzgeber ANRM abzuführen gewesen, der Rest Transportkosten und der Preis für die Nutzung des Leitungssystems. Duncas Plan: der Kreisrat übernimmt die Lizenz, das Siedlungswasserunternehmen AquaCara{ die Verteilung (und baut parallel ein neues Verteilernetz auf) und die Stadt kümmert sich um die nötigen Genehmigungen. Fazit: das Thermalwasser kann künftig zum halben Preis – rund fünf Lei – und zu jedem gelangen, der es wünscht.
Dunca, ganz der praktisch orientierte Unternehmer, der er bis 2020 war: „Die Lizenz bekommen wir. In erster Instanz schließen wir einen Vertrag ab mit der Handelsgesellschaft, die das alte Verteilernetz verwaltet. Das wird Nutzungsgebühren kosten. Beginnen parallel und auf Kosten des Kreisrats und mit Unterstützung des Rathauses mit dem Bau des neuen Verteilernetzes. Dazu sind noch Gespräche mit dem Rathaus nötig. Letztendlich entfiele auf AquaCara{ ein Einkommensanteil von 10-20 Prozent, den Rest würden sich der Kreisrat und das Rathaus teilen. Bedenkt man, dass gegenwärtig 90 Prozent des Thermalwassers in die Cerna abfließen, ist diese Lösung in erster Linie eine wirtschaftliche, aufgrund derer der ganze Kurort einen Nutzen haben kann.“
Gegenwärtig, und nach einem einige Tage dauernden Lieferstopp des Thermalwassers (ADZ/BZ berichtete von der ANRM-Maßnahme), hat die große Hotelkette, die in Herkulesbad mehrere Großhotels mit eigenen Bade-, Kur- und Behandlungsanlagen betreibt, die Lieferung des Thermalwassers aufgrund ihrer eigenen Lizenz und zu ihren Preisen übernommen, so dass der Bade- und Kurbetrieb nicht stillsteht. Nur ist das eine (ziemlich teure) Notlösung.