Die neugewählte Leitung des Kronstädter Bürgermeisteramtes will Kronstadt/Braşov zur „grünen Stadt“ profilieren. Denn im Bereich Umweltschutz und Nachhaltigkeit besteht noch Nach-holbedarf. Kronstadt sorgte bekanntlich in den letzten Jahren für negative Schlagzeilen, als bekannt wurde, dass die Grenzwerte für Feinstaubpartikeln in der Luft über den EU-Grenzwerten liegen. Für eine Stadt, die auf Tourismus setzt und von Bergen umgeben ist, bedeutet das einen Widerspruch, der so nicht weiter bestehen kann.
Umweltschutz verbunden mit Gesundheit ist ein Thema, das breite Schichten der Bevölkerung interessiert, und die Kronstädter, jenseits parteipolitischen Stellungnahmen, zusammenbringt. Diesen offensichtlichen Trend nutzte die Kronstädter Filiale der Union zur Rettung Rumäniens (USR) am besten. Die Unterstützung von Bürgerinitiativen, die sich zum Beispiel gegen Abholzungen in den angrenzenden Wäldern richteten oder gegen den Bau großer Tiefgaragen im Stadtzentrum protestierten, trugen maßgeblich zum Wahlerfolg der USR bei den Lokalwahlen bei. Nun gilt es aber, Versprechen einzuhalten und Zeichen zu setzen.
In diesem Sinne ist auch die Ini-tiative des Bürgermeisteramtes zu verstehen, zwischen dem 9. und 12. September in Kronstadt eine internationale Konferenz zu veranstalten, die sich als „Forum der grünen Städte“ versteht. Rund 200 Vertreter der lokalen und nationalen Behörden (Bürgermeister, Kreisratsvorsitzende, Stadt- und Kreisräte), Beamte der Umweltbehörden und Experten, zuständig für Finanzierung von EU-Projekten, sollen sich mit EU-Parlamentsmitgliedern, Fachleuten in Umweltschutz, Klimawandel, Kommunalpolitik und Nachhaltigkeit, mit Bürgermeistern von Städten, die sich in den Vorjahren mit dem Titel „Grüne Hauptstadt Europas“ rühmen können, treffen und austauschen. Wissenschaftliche Vorträge sollen online auch von einem breiteren Publikum verfolgt werden können. Es geht dabei um Themen wie Nachhaltigkeit, Stadtmobilität, Energieeffizienz, Abfallmanagement, Recycling und Kreislaufwirtschaft, Stadterneuerung sowie EU-Fördermöglichkeiten im Rahmen des „Grünen Paktes“ und anderer Programme.
Die größten Herausforderungen, um Kronstadt in eine echte grüne Stadt zu verwandeln, wären: Der Wandel von einer autogerechten Stadt in eine Stadt, in der auf Fußgänger und Radfahrer mehr Rücksicht genommen wird, vor allem in der Inneren Stadt; effiziente Mülltrennung; mehr Grünflächen und Parks, vor allem in den Wohnblockvierteln; Förderung umweltfreundlicher und kostensparender Technologien gemäß den Prinzipien einer „smart city“; Aktualisierung des allgemeinen städtebaulichen Plans mit Verbot von Hochbauten im historischen Stadtteil und auf den Berghängen der Oberen Vorstadt; Gründung des Brassovia-Parks als Schutzareal mit Wander- und Freizeitgestaltungsmöglichkeiten; Ausbau der Radwege in der und um die Stadt; Begrünung der Stadt und die Förderung des Park&Ride-Konzepts an Endhaltestellen der öffentlichen Verkehrsmittel.
Die Tagung ist aber nur ein Teil dieser grünen Woche. Zwischen dem 6. und 12. September sollen laut Bürgermeister Allen Coliban (USR) zusammen mit dem Kreisrat Kronstadt, mit der „Transilvania“-Universität, mit den vom Bürgermeisteramt finanzierten Regie-Unternehmen oder mit Vertragspartnern und mit öffentlichen Behörden verschiedene Aktivitäten organisiert werden, die den Kronstädtern zeigen, wie ihre Stadt sich nachhaltig zur „grünen Stadt“ wandeln könnte. Das wären zum Beispiel, außer den klassischen Reinigungskampagnen, auch eine zeitweilige Verkehrssperre in einigen Straßen, das Einrichten von Stellen, wo kostenlos Fahrräder verliehen werden können; „Öko-Inseln“ in allen Stadtteilen, an denen der Müll getrennt gesammelt wird, oder ein Tag der offenen Tür bei Recycling-Firmen, damit die Besucher konkret erfahren, was für ein Nutzen die Wiederverwertung von Altstoffen bringen kann.
Nicht zuletzt sollen die Bürger selbst über die Bedeutung einer grünen Zukunft ihrer Stadt informiert und dafür gewonnen werden. Das könnte über Vereine, Initiativgruppen, Nichtregierungsorganisationen geschehen, die ihre eigene Projekte vorschlagen. Laut Coliban will die Stadtverwaltung für solche Projekte aus dem Stadthaushalt 100.000 Lei bereitstellen, wobei die Höchstsumme pro Projekt bei 20.000 Lei liegt. Das Geld wird gemäß den Richtlinien eines zur öffentlichen Debatte gestellten Handbuches für nicht rückzahlbaren Finanzierung zur Verfügung gestellt. Eine erste Variante dieses Handbuches kann auf der Webseite des Bürgermeisteramtes (brasovcity.ro) eingesehen werden. Die Endvariante soll am internationalen Tag des Umweltschutzes, am 5. Juni, vorgestellt werden.