Eine Farbexplosion- das ist auf den ersten Blick die Doppelausstellung „Josef/Josef“, die bis Ende Juni beim Gedenkmuseum „Casa Mureșenilor“ zu sehen ist.
Auf den neu gestrichenen bunten Wänden in den Räumen des „Casa Mureșenilor“ Museums kommen die Werke der beiden Künstler mit Kronstädter Wurzeln Horst und Dieter Josef erst richtig zur Geltung. Doch wenn man die Bilder etwas näher betrachtet, entdeckt man in den vielen Linien, Kreisen und Punkten eine ganze Welt. Das Schönste an den Werken der beiden Cousins ist, dass sie so verschiedenartig interpretiert werden können. Und dass man als Besucher der Ausstellung minutenlang vor einem Bild stehen kann, ohne dass einem langweilig wird.
Die Ausstellung „Josef&Josef- Zwei Künstler auf Besuch daheim“ wurde am Dienstag, dem 28. Mai, in den Räumen des Gedenkmuseums „Casa Mureșenilor“ feierlich eröffnet – in Anwesenheit der beiden Künstler, des Kulturattachés der österreichischen Botschaft in Bukarest Thomas Kloiber, des interimistischen Leiters des Gedenkmuseums Ovidiu Savu, der Kuratorin Roxana Cornea und des Leiters des Jugendforums Paul Binder.
Die Veranstaltung wird vom Gedenkmuseum in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Kulturforum aus Bukarest, dem Demokratischen Forum der Deutschen in Rumänien und den Botschaften der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich in Bukarest organisiert. Die Siebenbürgen-Tournee führt die Ausstellung nach Kronstadt (28. Mai bis 28. Juni) und Hermannstadt (Brukenthal-Museum, vom 3. bis zum 31. Juli).
Gemeinsame Wurzeln
Für die beiden Künstler, die schon an vielen Orten ausgestellt haben, war es die erste Begegnung des Kronstädter Publikums mit ihren Werken. Horst und Dieter Josef sind durch gemeinsame Wurzeln, aber auch durch ihre Leidenschaft zur Kunst miteinander verbunden. Dieter Josef ist 1952 in Österreich geboren, sein Vater stammte aus Zeiden. Er studierte Kunst mit Schwerpunkt Lithographie in Linz, Warschau und Tokyo.
Mit Hilfe seiner eigenen Drucktechnik auf Japanpapier verarbeitet er seine vielen Eindrücke, die er auf ausgedehnten Reisen um die ganze Welt gesammelt hat. Im Gegenzug sind viele Werke quasi als seine eigenen Kulturbotschafter in diese Länder zurückgekehrt, wo sie auf zahlreichen Ausstellungen gezeigt wurden. Horst Franz Josef ist 1953 in Kronstadt geboren und in Zeiden aufgewachsen, von wo er 1980 nach Deutschland auswanderte. Zuvor hatte er sein Studium der Architektur am Polytechnischen Institut in Klausenburg abgeschlossen, das er dann an der Technischen Universität München weiterführte. Anschließend wirkte er als freischaffender Architekt und begann seit 2003 parallel mit der Malerei, mit der er sich seit rund zehn Jahren ausschließlich beschäftigt.
„Horst Franz Josef als Architekt spielt mit verschiedenen Materialien, die er künstlerisch wieder zusammenfügt und so seinen Schöpfungen die Ästhetik des Vergänglichen verpasst. Die Lithographien von Dieter Josef haben einen symbolischen Charakter, seine grafischen Arbeiten sind von den Einflüssen verschiedener Kulturen inspiriert, die ihn sowohl thematisch als auch technisch anzogen.
Obwohl in ihrer Komposition unterschiedlich, vereint die beiden Künstler ihr Interesse sowohl an den Landschaften ihrer Vorfahren, als auch an der bewegten multikulturellen Geschichte Siebenbürgens“, sagte Roxana Cornea, Kuratorin der Ausstellung, anlässlich der Eröffnung.
Thomas Kloiber, Kulturattaché der Österreichischen Botschaft, bedankte sich in seinem Grußwort beim Personal des Mure{enilor-Museums, das die Ausstellungsräume dem Projekt „Josef & Josef” zur Verfügung stellte. „Die Ausstellungen von Dieter Josef und Horst Franz Josef sind ein Höhepunkt im Veranstaltungsjahr des Österreichischen Kulturforums Bukarest. Dieter Josefs Litographien zeugen von einer Durchdringung von multikulturellen Einflüssen. Die Mehrfachbilder, die aus dem Überlagern und Verfremden ursprünglicher Motive entstehen, haben Symbolcharakter, auch für die wechselhafte Kulturgeschichte Siebenbürgens, die ebenfalls eine sehr vielschichtige ist. Horst Franz Josefs Bilder wiederum spannen den Bogen noch weiter, hinein in die Welt des japanischen Wabi-Sabi, die Ästhetik des Vergänglichen. Er versteht die Leinwand als Projektionsfläche des eigenen Selbst, ein Zugang, der immens emotionale Bilder schafft und den Betrachter in Dialog mit dem Kunstwerk setzt“, meinte Kloiber.
Kunst bildet Brücken
„In den 80er und 90er Jahren sind viele Angehörige der deutschen Minderheit nach Deutschland ausgewandert. Doch auch wenn sie dort Wurzeln geschlagen haben, bedeutet dies nicht, dass ihre alten Wurzeln gekappt sind. Sie bilden vielmehr wichtige Brücken zwischen ihrer alten und ihrer neuen Heimat. Eine besondere Facette bekommt die Ausstellung dadurch, dass sie an Orten der familiären Vergangenheit der Künstler präsentiert wird“, schrieb auch Cord Meier-Klodt, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Rumänien, in seinem Grußwort, dass in der Ausstellungs-Broschüre gedruckt wurde.
Auch die beiden Künstler kamen zu Wort, wobei Horst Josef auf Rumänisch redete. „Für uns war es nicht selbstverständlich, in diesen altehrwürdigen Räumen auszustellen und wir schätzen dieses entgegengebrachte Vertrauen sehr.
Als Künstler mit siebenbürgischer Abstammung und Vergangenheit ist es auch für uns in dieser Kombination eine Premiere und ein herausragender Moment in der Reihe unserer bisherigen Ausstellungsaktivitäten. Wir sind entsprechend gespannt auf die Begegnungen mit dem Publikum unserer alten Heimat und hoffen auf einen regen und offenen Gedankenaustausch. Darf Malerei Spiel und Spaß sein oder nur im Kampf unter Qualen entstehen, als Vorbedingung für Anerkennung, Wertigkeit und Wirksamkeit? Die Kunstgeschichte gibt darauf bekanntlich unterschiedliche Antworten. Solange einen das nicht kümmert, kann Malerei viel Spaß bereiten, bei aller Ernsthaftigkeit“.
Bei Jazz-Musik hatten die Besucher der Ausstellung die Gelegenheit, sich mit den beiden Künstlern zu ihren Werken zu unterhalten. Sowohl Horst Josef als auch Dieter Josef teilen die Überzeugung, dass es Kunst nur für und durch den Andern gibt. Deshalb war für sie die Begegnung mit dem Kronstädter Publikum besonders wichtig. So verschieden die Techniken der beiden Künstler sind, sie haben eine große Gemeinsamkeit: sie laden zum Nachdenken ein und öffnen Türen in eine neue Welt.
Bis Ende des Monats Juni kann die Ausstellung von Montag bis Samstag zwischen 9 und 17 Uhr in den Räumen des „Casa Mureșenilor“-Museums besucht werden.