Länderübergreifende Diskussionsplattform zur Nachhaltigkeit

Deutscher Verein sucht Unterstützer und Gesprächspartner – auch in Rumänien

Im Rahmen des Siebenbürgischen Kultursommers 2022 führte Alfred Theil, gebürtiger Schäßburger und Gründer sowie Vorsitzender des Vereins „Nachhaltig Handeln e.V.“ in Bubenreuth, in zwei Vorträgen in Schäßburg/Sighi{oara und Hermannstadt/Sibiu bereits in das Thema ein: Nachhaltigkeit. „Ein Handlungsprinzip zur Ressourcennutzung, bei dem eine dauerhafte Bedürfnisbefriedigung durch die Bewahrung der natürlichen Regenerationsfähigkeit der beteiligten Systeme – vor allem von Lebewesen und von ökologischen sowie ökonomischen Systemen – gewährleistet werden soll“, erklärte der Unternehmensberater im Ruhestand. Nun geht der rührige Siebenbürger Sachse einen Schritt weiter: Mithilfe der ADZ und der Siebenbürgischen Zeitung (SbZ) sucht er für sein Anliegen Mitstreiter und Diskussionspartner – und zwar „drüben wie hüben“.

Das Thema Nachhaltigkeit erstreckt sich von der Entwicklung der Weltbevölkerung über den Energieverbrauch bis hin zur Energiewende, erklärt Theil. Es umfasst dabei auch ganz praktische Bereiche, etwa die Förderung der nachhaltigen Volks- und Berufsbildung, der sich der am 25. Januar 2022 ins Leben gerufene Verein konkret widmet. „Wir möchten die Wissenschaft mit Technik und Spiel verknüpfen, so dass Berührungsängste abgebaut werden und Motivation für innovative grenzüberschreitende Herangehensweisen entsteht“, sagte Theil der SbZ im vergangenen Sommer. Um das zu erreichen, werden Fortbildungen und allgemein verständliche Präsentationen über wissenschaftliche und technische Zusammenhänge sowie Naturvorgänge angeboten und nachhaltige Projekte in Zusammenarbeit mit der Fachoberschule Erlangen, dem Albert Schweizer Gymnasium Erlangen und der Umweltbildung der Stadt Erlangen durchgeführt.

Nachhaltigkeit als Zukunftsperspektive

Im Rahmen eines Nachhaltigkeitsforums möchte der Verein – „ein paar Siebenbürger Sachsen“, so Theil – nun Konzepte zur Nachhaltigkeit als mögliche Zukunftsperspektive für die siebenbürgisch-sächsische Gesellschaft in Deutschland und Rumänien entwickeln. Nachhaltiges Handeln spielt im Alltag, in der Waldwirtschaft, im Gemeindeleben, im Denkmalschutz, im Energieverbrauch, in der Mobilität, im Gartenbau, in der Bildung, im Tourismus, bei Innovationen und Unternehmensgründungen eine Rolle, motiviert Theil seine Suche nach Unterstützern und Diskussionspartnern zu verschiedenen Gebieten.  Nachhaltigkeit vereint  Aspekte von Naturschutz und Ökologie mit der Idee der sozialen Gerechtigkeit (Chancengleichheit, Generationengerechtigkeit) und des wirtschaftlichen Handelns mit Bedacht auf die Regeneration natürlicher Ressourcen. Kurzum, ein gesundes Zusammenspiel zwischen Mensch und Natur.

Mitstreiter stellen sich vor

Zur nachhaltigen Waldwirtschaft erklärt Horst Dengel aus Düsseldorf:

Der Begriff der Nachhaltigkeit erfreut sich steigender Beliebtheit, obwohl es sich eigentlich um ein jahrhundertealtes Phänomen handelt. Deutschland hat hierbei einen Vordenker, dessen Idee und Wirken weit über Europa hinaus reichen: Der sächsische Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz verwendete den Begriff in seiner heutigen Bedeutung erstmals in seinem Buch „Sylvicultura oeconomica“ (1713) angesichts einer drohenden Rohstoffkrise. Er forderte, die Ressource Wald durch Säen und Pflanzung stetig zu erneuern und immer nur so viel Holz zu schlagen, wie durch planmäßiges Wirtschaften nachwachsen kann. Dieses Prinzip war und ist bis heute die Grundlage einer ordnungsgemäßen Forstwirtschaft in Deutschland und vielen anderen Ländern, betont Dengel. Im Laufe der Zeit ist die Nutzfunktion des Waldes auf dessen ökologische und  Schutzfunktion ausgedehnt worden. Das hat zur Folge, dass die heutige Waldbewirtschaftung alle mit dem Ökosystem Wald zusammenhängenden Aspekte auf ihre Nachhaltigkeit zu prüfen und entsprechend berücksichtigen muss.

Zur nachhaltigen Lebensweise im Alltag äußert sich Elke Fleps (elkefleps.de) aus Taufkirchen:

Die Welt ist im Wandel. Viele Menschen haben erkannt, dass sie die Zeiten von „höher, schneller, weiter“ nicht an ihr angestrebtes Ziel gebracht haben. Und wenn, dann nur zu einem sehr hohen Preis: ihre Gesundheit. Erfreu-licherweise findet jedoch langsam ein Umdenken statt und viele sind auf der Suche nach wirkungsvollen Methoden der Regeneration und Entschleunigung, nach mehr Freude und Glück.

Nachhaltige Lebensweise soll Menschen ermutigen, achtsam mit endlichen Ressourcen umzugehen und ihr Konsumverhalten von Zeit zu Zeit zu überprüfen. „Kaufe ich regional und saisonal ein?“ Sie geht Hand in Hand mit dem Bewusstsein, dass jede Veränderung bei einem selbst beginnt. Wie sagte doch Mahatma Gandhi? „Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.“

Über Gemeindeleben und Brauchtum erzählt Angelika Meltzer aus Fürth:

Unlängst erhielt ich eine Konfirmationstracht aus Nord-Siebenbürgen. Die Erbin wollte sie in den Müll werfen… Ähnliche Situationen häuften sich in letzter Zeit. Doch wohin mit den Trachten, Trachtenteilen oder gestickten Gebrauchsgegenständen? Andererseits suchen Heimatmuseen, Teilnehmer von Tanzgruppen und Chören oft gut erhaltene Trachten oder Trachtenteile. Selbst weniger gut erhaltene Tischdecken, Vorhänge oder Polsterüberzüge können Handarbeitsgruppen oder geschickte Einzelpersonen noch verarbeiten – zu Westen, Beuteln, Taschen, Schürzen… Doch wie die Fäden zusammenbringen? Vielleicht durch eine zentrale Sammelstelle oder eine Tauschbörse im Internet, schlägt sie vor: Auf Facebook gibt es entsprechende Gruppen, etwa die „Siebenbürger Trachten-Tauschbörse“, „Kreuzstich, Muster, Faden und Zubehör“ oder „Siebenbürgen Kultur, Kunst, Handwerk und Handarbeiten“. Ähnliches ließe sich für Bücher, Noten, Musikinstrumente und Möbel aus Nachlässen, die für den Müll zu schaden sind, organisieren.

Für mehr Nachhaltigkeit im Alltag – Fahrgemeinschaften oder gegen die Verschwendung von Lebensmitteln – wünscht sich Meltzer interessierte Landsleute in der näheren Umgebung. „Seit 17 Jahren wohnt fast gegenüber von mir eine ältere Landsfrau“, illustriert sie, „doch erst vor vier Jahren lernten wir uns zufällig kennen. Seither helfen wir uns gegenseitig und tauschen uns vielseitig aus. Wenn wir Essen übrig haben, laden wir uns gegenseitig ein – nichts landet im Müll, oder wir bilden Fahrgemeinschaften.“


Lust bekommen, mitzumachen?
„Ergänzende Ideen sind uns herzlich willkommen“, laden Alfred Theil und seine Mitstreiter ein. „Diskutieren Sie, kontaktieren Sie uns!“

Nachhaltig Handeln e.V.
Holunderweg 8
91088 Bubenreuth
Alfred Theil
+49 (0) 172 2974735
nachhaltig_handeln@freenet.de