War die Stadt Fogarasch/Făgăraş früher vor allem durch die da angesiedelte Chemieindustrie gekennzeichnet, die nach der Wende zusammengebrochen ist, so wurde nun die hiesige mittelalterliche Burg mit dem darin befindlichen Museum des Fogarascher Landes „Valeriu Literat“ zum eigentlichen Stadtsymbol. Allein 2012 zählte dieses 30.000 Besucher, die Einnahmen haben 120.000 Lei betragen. 2013 waren es bis Ende November schon 180.000 Lei. Somit bezeichnete der Bürgermeister von Fogarasch die Burg und das Museum mit Recht auch als wichtigste Anziehungspunkte der Stadt. Dazu wesentlich beigetragen haben die zum Teil in den letzten Jahren durchgeführten und noch nicht vollständig beendeten Restaurierungsarbeiten wie auch die neue Gestaltung des Museums nach einem modernen Konzept. Diesbezüglich hat eine wichtige Rolle Dr. Elena Băjenaru gespielt, die seit April 2012 als Direktorin dem Museum vorsteht. Zudem wurden im März des Vorjahres die im Kreisrundgang angelegten zusätzlichen Räume als ständige Schau für die Besucher freigegeben. Seit Abschluss des Geschichtsstudiums 1992 in Bukarest ist Elena Băjenaru am hiesigen Museum tätig. Die Dissertation verteidigte sie an der Uni von Târgovişte unter Anleitung von Prof. Dr. Ioan Opriş zum Thema Hinterglasmalerei. Dr. Elena Băjenaru stellte sich freundlich den Fragen des ADZ-Redakteurs Dieter Drotleff, der den im Laufe der Jahre da stattgefundenen Wandel aufmerksam verfolgt hat.
Was kennzeichnet heute das Museum des Fogarascher Landes, einschließlich auf nationaler Ebene?
Das Museum widerspiegelt die Geschichte des ganzen Gebietes, das als Fogarascher Land bekannt ist und das sich zwischen Hermannstadt/Sibiu und Kronstadt/Braşov befindet. Das Gebiet ist geografisch sehr groß und schließt 63 Ortschaften ein. Unser Museum ist das einzige Museum, das praktisch das gesamte Gebiet geschichtlich und ethnografisch erfasst. Es baut auch auf einen relativ großen Bestand an Exponaten, rund 18.000 Stück. Als Institution ist dieses dem Fogarascher Stadtrat unterstellt, der auch zur Finanzierung beiträgt. Eingestuft ist es in der Kategorie der Kreisinstitutionen. Das Baudenkmal als solches befindet sich in Stadtbesitz. Das ist auch für die Stadtbibliothek der Fall. Das Museum umfasst die erste Etage, die südlichen, westlichen und nördlichen Seitenteile der zweiten Etage und einen Teil im Parterre, wo sich die Verwaltungsräume befinden. Im Keller, in dem sich vor Jahren eine Gaststätte befand, werden nur noch Kulturtätigkeiten wie Barockabende, Buchvorstellungen, Lesungen abgehalten. Rund 45 Räume der gesamten Anlage stehen dem Museum gegenwärtig zur Verfügung.
Kann das Museum den Besuchern einen Museumsführer zur Verfügung stellen?
Wir können eine Broschüre anbieten, die aber etwas überholt ist. Doch bieten wir eine Audioführung an, die wir in fünf Sprachen zur Verfügung stellen, u. zw. Rumänisch, Englisch, Deutsch, Französisch, Ungarisch. Sie sind auch sehr willkommen, da das Museum insgesamt nur über 16 Angestellte, davon zwei Museumswissenschaftler, verfügt. Zudem muss auch noch Forschungstätigkeit, Archivierung, Feldforschung betrieben werden. Bis 2017 müssen wir die Monografie des Fogarascher Landes ausarbeiten. Der erste Band dieser Arbeit, „Das Fogarascher Land in der Zeit der österreichischen Herrschaft“, dessen Autor Constantin Băjenaru (der Gatte der Museumsdirektorin – A.d.R.) ist, konnte kürzlich erscheinen. Wir haben auch einen Stadtplan mit den wichtigsten Bau- und Kulturdenkmälern herausgebracht, in dem auch die evangelische Kirche, die Mitte des 19. Jahrhunderts gebaut worden ist, als Besuchsziel angegeben ist. Alle 18 darin enthaltenen Denkmäler sind auf der Vorderseite abgebildet; für jedes gibt es kurze geschichtliche Angaben.
Zwei wichtige Großveranstaltungen werden seit einigen Jahren in Fogarasch im Sommer organisiert. Es sind die Fogarascher Tage im August und davor das Ritterturnier. Sie bringen Tausende Besucher, vor allem die im Ausland auf Arbeit weilenden Fogarascher nehmen im Urlaub daran teil. In welchem Maß wirken sich diese auf das Museum aus?
Tatsächlich beeinflussen diese, durch die steigende Museumsbesucherzahl in den betreffenden Tagen, auch die Einnahmen. Gestiegen ist aber die Anzahl der Besucher vor allem durch die Neugestaltung des Museums, durch die Einrichtung eines Rundganges, in dem den Besuchern nun viel mehr Exponate gezeigt werden, wobei sie vor allem einen aufschlussreicheren Einblick in die Burgräume erhalten. Diese sind für die Besucher geöffnet und sind nach modernen Kriterien gestaltet. Meiner Meinung nach war dieses ausschlaggebend für die Steigerung der Museumsbesucher. Auch wir als Museum berücksichtigen diese zwei Großveranstaltungen. Während der Fogarascher Tage war das Museum bis Mitternacht geöffnet und wir hatten rund 2400 Besucher.
Welches ist die gegenwärtige Struktur des Museums und welche sind dessen Abteilungen?
Die Struktur unserer Institution ergibt sich aus den eigenen Beständen und berücksichtigt deren Konservierung, Restaurierung und Sicherung. Dann die Verwaltung des Museums (Leitung, Buchhaltung, Berater). So betrachtet, scheint es, dass wir viel Personal haben. Doch bleibt es bei den schon erwähnten 16 Personen. Zudem haben wir noch eine Person, die sich ausschließlich mit der Privatsammlung von Fülöp Carol Szöcs befasst, die uns dieser Sammler zur Verfügung gestellt hat und die in einigen Räumen zur Schau gestellt ist. Es ist eine besonders wertvolle Sammlung, bestehend aus Hinterglasikonen, Glasprodukten aus dem 18. und 19. Jahrhunderten, zum Teil sächsische Stickerei u. a. Zu den besonderen Exponaten des Museums zählen auch der Altar der evangelischen Kirche aus Kleinschenk/Cincşor, sächsische Keramik, beispielsweise ein Krug aus dem Jahre 1773, sächsische Trachten, alte Bücher in deutscher Sprache. Besondere Anziehungspunkte des Museums sind auch der frisch restaurierte und eingerichtete Saal, wo der Landtag zusammentrat. Der Schlafraum der Prinzessinnen soll in Kürze eingerichtet werden. Desgleichen die ehemalige Folterkammer. Sämtliche Türen wurden manuell gereinigt und erhielten neuen Glanz. Die Fußbodentäfelungen wurden ebenfalls gesäubert, neue Geheimgänge wurden ausgekundschaftet und sollen auch für Besucher zugänglich gemacht werden.
Sind die Räume zugänglich, die in den Jahren des Kommunismus als politisches Gefängnis dienten?
Leider noch nicht. Ab diesem Jahr soll der Gefängnisturm restauriert werden. In diesem befanden sich die Zellen, in denen die sogenannten Schwerverbrecher gegen das Regime ihre Kerkerstrafen absitzen mussten. Praktisch hat aber die gesamte Burg als Gefängnis gedient. In den anderen Räumen gab es die Verwaltung oder sie dienten für die Unterkunft des Wachpersonals. Der Kerkerturm diente schon im Mittelalter als Gefängnis. Nach der Restaurierung beabsichtigen wir, eine Zelle einzurichten, so wie diese im Mittelalter aussah.
Immer wieder werden im Museum auch andere Veranstaltungen organisiert. Zu welcher Thematik?
Im vergangenen Herbst hatten wir eine Ausstellung in Kooperation mit dem Brukenthalmuseum unter dem Titel „Cetăţile domnului la marginea lumii“ (Die Festungen des Herren am Rande der Welt), in der einige sächsische Kirchenburgen aus Südsiebenbürgen, Klöster vom Berg Athos und einige Ansichten aus unserem Museum zu sehen waren. Diese waren mit den dafür zur Verfügung stehenden speziellen Brillen zum Teil dreidimensional zu sehen. Ebenfalls in Kooperation mit dem Brukenthalmuseum bieten wir bis Mitte April eine Ausstellung mit Feuerwaffen. Die 46 Exponate stammen aus der Zeitspanne zwischen dem 15. und dem 19. Jahrhundert. Desgleichen finden da Buchvorstellungen, wissenschaftliche Tagungen mit einer landesweiten Beteiligung statt. Eine gute Kooperation haben wir auf lokaler Ebene bei der Organisierung einiger gemeinsamer Veranstaltungen auch mit der Negru-Vodă-Stiftung.
Welche Zukunftsprojekte gibt es für das Museum und dessen Fachpersonal?
Auch in der zweiten Etage der Burg wollen wir noch einige Räume für die Besucher einrichten. Desgleichen sind für dieses Jahr noch Sonderausstellungen vorgesehen. Bis 15. April zeigen wir eine Möbelausstellung. Zudem unterstützen wir beratend die Initiativen für die Einrichtung von Museen im ländlichen Gebiet des Fogarascher Landes. Erwähnen möchte ich beispielsweise die Dorfmuseen von Mândra, Calbor, Copăcel. Unterstützt haben wir auch das Dorfmuseum in Cârţişoara. Die Bestrebung von Privatpersonen aus Ortschaften des Fogarascher Landes, vor allem Brauchtum und Trachten aus ihren Gemeinden zu bewahren und zu fördern, ist sehr begrüßenswert. Dieses geschieht auch durch die verschiedenen Feste, die in Dörfern und Gemeinden organisiert werden. Auch sieht man die Offenheit der Bewohner der verschiedenen Ortschaften, solche Einrichtungen durch Schenkungen von alten Haushaltsgegenständen, Trachten, Fotomaterial zu unterstützen. Monografien mehrerer Dörfer wurden herausgebracht, wie beispielsweise jene von Beclean oder Calbor. Schließlich soll auch das Projekt der Monografie von Fogarasch abgeschlossen werden, wie ich schon erwähnt habe.
Schließlich eine letzte Frage. Welches ist der gegenwärtige bauliche Zustand der Fogarascher Burg?
Von allen derartigen mittelalterlichen Verteidigungsanlagen steht die Fogarascher Burg vom Bauzustand her landesweit am besten da, weil bisher die Restaurierung fast zur Gänze durchgeführt worden ist. Zu etwa 60 Prozent erfolgten die Arbeiten in den 70er Jahren. Die Arbeiten an den Türmen und am westlichen Teil waren damals nicht abgeschlossen worden. Die in den letzten Jahren aufgenommenen Restaurierungen sind zum Großteil nun beendet. Einen beträchtlichen finanziellen Beitrag hat der Kronstädter Kreisrat dafür erbracht. In der im September stattgefundenen Sitzung des Kreisrates wurden weitere 380.000 Lei für die Gestaltung des Innenhofes zugeteilt. Auch haben wir, was sehr wichtig für ein Museum dieses Ausmaßes ist, weitere sanitären Anlagen eingeführt und die bestehenden modernisiert. Was wir weiter tun müssen, ist eine aggressivere Werbung für unser Museum und den Vorteil der günstigen Lage an der Nationalstraße DN1 besser zu nützen.
Vielen Dank für diese Vorstellung eines auch landesweit bekannten Museums.