Wer am Sonntagabend in der Fogarascher evangelischen Kirche war, der konnte fast schon die ganze Freude der ersten zwei Weihnachtstage erleben, obwohl auf dem Adventskranz nur drei Kerzen leuchteten. Man merkte schon am großen Stern, der über dem Eingangstor zum Kirchhof strahlte, und an den vielen Menschen im Hof, dass eine große Feier vorbereitet wird.
Es war Johann Sebastian Bachs Weihnachsoratorium. Die Kantaten Nr. 1 „Jauchzet frohlocket“ und Nr. 2 „Und es waren Hirten in derselben Gegend“ erklangen in der Interpretation des Kirchenchors Fogarasch und dessen Gästen aus Schäßburg, Hermannstadt und Bukarest sowie der Instrumentalisten der Hermannstädter Philharmonie, unter der musikalischen Leitung von Christiane Neubert. Bei den „Gästen“ des Kirchenchors handelte es sich um einen „Projektchor“, der für die Fogarascher Konzerte kein Novum ist. Das Ensemble ist das Ergebnis einer der Singfreizeiten, die regelmäßig im Jugendzentrum Seligstadt bei Fogarasch organisiert werden und sich an all diejenige wenden, die mitsingen möchten. Die Musikbegeisterten hatten diesmal für das Weihnachtskonzert vom 30. November bis 3. Dezember geprobt, während der Kirchenchor das Ereignis schon seit dem Spätsommer vorbereitet hatte.
Auch Kinder waren dabei – nicht „nur“ als Choristen, sondern sogar um Solopartien zu singen, wie es Agathe Halmen aus Schäßburg mit dem Engel-Rezitativ in der zweiten Kantate tat. Sie kündigte mit heller Stimme an: „Fürchtet euch nicht, siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volke widerfahren wird. Denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.“ Die Sopranistin Melinda Samson aus Hermannstadt übernahm die Tenor-Partien, sie beeindruckte in der Arie „Frohe Hirten, eilt, ach eilet“, in der sich ihre glänzende, klare Stimme mit den warmen Tönen der Querflöte vereinte. Die Alt- und Bass-Partien wurden von Ingeborg Acker aus Kronstadt, bzw. Löfi Gellért aus Sanktgeorgen gesungen.
Auch die Orchesterbegleitung malte musikalische Bilder: Die instrumentalen Intermezzi und die Bläserkommentare überraschten mit ihrer Feierlichkeit, während die Choräle, die Bachs Werk wie Leit- und Lichtmotive begleiten, herzerfrischend wirkten. Die Freude der Mitwirkenden am musikalischen Geschehen war ansteckend. Sie wurde vom zahlreichen Publikum belohnt – in der prall gefüllten Kirche konnte man kaum einen freien Platz finden und die Spenden der Konzertbesucher ergänzten die Unterstützung seitens des Bayerischen Arbeitsministeriums, der Deutschen Botschaft und des Siebenbürgenforums für das gelungene Projekt. Bestimmt summte so mancher Zuhörer noch auf dem Heimweg die feierlichen Verse des Oratoriums: „Jauchzet,frohlocket, auf, preiset die Tage, rühmet, was heute der Höchste getan. Lasset das Zagen, verbannet die Klage, stimmet voll Jauchzen und Fröhlichkeit an. Dienet dem Höchsten mit herrlichen Chören, laßt uns den Namen des Herrschers verehren.“