Temeswar (ADZ) - Schlichte Materialien, haptische Formen prägen den Raum, ein Tisch auf Gleisen gedeckt mit Text. Die Besucher sind eingeladen, am Gleistisch Platz zu nehmen, sich auf die verbindende Kraft der Kunst und Poesie einzulassen, das Gelesene zu vertiefen, ihre eigenen Geschichten zu erzählen. Die Reise in die Kulturhauptstadt Temeswar kann beginnen. „Nach dem Fest das Fest“ betitelt sich die Ausstellung, die am 4. Mai, um 18 Uhr, im [tefania-Palais (Romanilor-Platz 1) in Temeswar/Timișoara eröffnet wird. Bei der Vernissage findet auch eine deutsch-rumänische performative Lesung von Katharina Eismann mit musikalischer Begleitung in der Aufführung von Sven Eismann statt. Die von Studierenden der Deutschen Schauspielabteilung vorgetragenen Gedichte sind von Henrike Brădiceanu-Persem ins Rumänische übersetzt worden.
„Nach dem Fest das Fest“ – schon der Titel deutet auf die abenteuerliche Fluchtgeschichte nach einem Kirchweihfest hin, eine Rückblende in die rumänische Diktatur steht an. Nach einem Kirchweihfest türmt der Dorfpfarrer mit dem Trachtenzug über die rumänisch-jugoslawische Grenze. Literarisch erzählt wird sie in Katharina Eismanns „Bordbuch Grenzgänge“, ein Ausstellungskatalog.
Die lange Tafel aus echten Bahnschwellen - Idee und Entwurf des Frankfurter Installationskünstlers Sven Eismann - ist gedeckt mit Kunst: Textzeilen aus Katharina Eismanns Feder. Die gebürtige Temeswarerin verwebt autobiographische Haltestellen zu einer lyrischen Landkarte vom Mainbogen bis zur Donaumündung und wieder zurück. Die Text-Tischzitate sind ein Entwurf der Offenbacher Designerin Susanne Mantz. Hagen Bonifers großformatige Gemälde fügen diese Ausstellung zu einer Bahnhofsszenerie. Die interdisziplinäre Ausstellung verbindet Design, Poesie, Klang und bildende Kunst.
Die Ausstellung wird vom Deutschen Kulturzentrum Temeswar mit Unterstützung des Goethe-Instituts Bukarest organisiert und durch das Institut für Auslandsbeziehungen über den Medienverein FunkForum e.V. und aus Mitteln des Auswärtigen Amtes unterstützt. Partner des Projekts sind das Projektezentrum der Stadt Temeswar, der Verein „Prin Banat“, „Heritage of Timișoara“ und die Deutsche Schauspielabteilung der Fakultät für Musik und Theater der West-Universität. Die Ausstellung bleibt bis zum 21. Mai geöffnet und kann von Dienstag bis Freitag zwischen 13 und 19 Uhr sowie samstags zwischen 13 und 18 Uhr besichtigt werden.
Verschiedene Ereignisse bilden das Rahmenprogramm der Ausstellung „Nach dem Fest das Fest“. So wird am 5. Mai, um 10 Uhr, eine Gruppe von Teilnehmern an den Reschitzaer Literaturtagen die Expo besichtigen und an einer Lesung und Kurzführung mit Katharina Eismann teilnehmen. Am 9. Mai ist um 18 Uhr ein englischsprachiger Vortrag zur illegalen Migration aus Rumänien nach Serbien und Ungarn mit Dr. Peter Chroust geplant. Am 11. Mai stehen ab 18 Uhr Lesungen mit den Schriftstellern Cristian Vicol, Goran Mrakic und Cosmin Leucuța auf dem Programm, wobei am 13. Mai, um 18 Uhr, Katharina Eismann aus „Dschangakinder“ liest und ein Austausch mit dem Literaturkreis „Stafette“ vorgesehen ist. Eine vom ifa über das Funkforum organisierte Veranstaltung steht am 15. Mai, um 16.30 Uhr, an: Es geht um eine „Textwanderung auf den Spuren der Geschichte(n)“ mit Katharina Eismann und Mihai Moldovan. Am 16. Mai findet ein Workshop zum kreativen Schreiben für Schüler statt, es folgt eine Lesung von Katharina Eismann am 19. Mai in der Lenau-Schule und eine Führung durch die Ausstellung am 20. Mai, ab 13.30 Uhr, anlässlich der 150-jährigen Jubiläumsfeier der Nikolaus-Lenau-Schule.