2017 ist nicht nur für die Evangelische Kirche A.B, sondern auch für die Evangelisch-Lutherische, die Reformierte und die Unitarische Kirche in Rumänien ein besonderes Jahr. Gemeinsam feiern sie in diesem Jahr das 500-jährige Jubiläum der Reformation, im Bewusstsein, dass nur die Sprachen sie trennen, sie jedoch denselben Glauben und dieselben Werte teilen. Am 31. Oktober dieses Jahres wird es ein halbes Jahrtausend her sein, dass Martin Luther seine 95 Thesen an die Wittenberger Schlosskirche anschlug und somit das Leben der Kirche über Jahrhunderte prägte. In einer gemeinsamen Pressekonferenz im Pfarrhaus der Honterusgemeinde Kronstadt stellten die Vetreter der vier historischen protestantischen Kirchen aus Siebenbürgen das vielfältige Veranstaltungsprogramm des Reformationsjahres vor. Auf dem Programm stehen unter anderen das Pflanzen von Apfelbäumen, Tage der offenen Tür, ökumenische Gottesdienste, Konzerte, Konferenzen im In- und Ausland. Dabei wird das Reformationsjubiläum nicht nur als eine Gelegenheit zum Feiern begangen, sondern auch als ein Anlass, über die Herausforderungen der heutigen Zeit nachzudenken. An der Pressekonferenz nahmen Reinhart Guib, der Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, Stadtpfarrer István Koszta (Evangelisch-lutherische Kirche von Rumänien, Kronstadt), Bischofsvikar Pfr. László Szegedi (Reformierte Kirche, Klausenburg) und Pfarrer Benedek Andrási (Landeskirchlicher Bildungsbeauftragter der Unitarischen Kirche, Klausenburg) teil.
In Kronstadt begann die siebenbürgische Reformation
Wie Bischof Reinhart Guib betonte, wurde Kronstadt als Austragungsort für die Pressekonferenz gewählt, weil hier die siebenbürgische Reformation ausgegangen ist. „Martin Luthers Briefe fanden ihren Weg hierher über Handelsleute aber vor allem auch durch siebenbürgisch-sächsische Studenten, die aus Wittenberg zurück nachhause kamen und durch die publizistischen Tätigkeiten von Johannes Honterus in Kronstadt“.
Bischof Guib sprach über die weltweite Wirkung der Reformation und sprach in seiner Rede auch die aktuellen politischen Entwicklungen in Rumänien an: „Ohne die Reformation hätten wir heute keine Demokratie und Freiheit, religiöse Toleranz, Muttersprache und Bildung, soziale Verantwortung und Politik, Presse und Kritik. (...)So wie die Christen sich damals von den christlichen Werten entfernt haben, von Wahrheit und Hoffnung, von der Muttersprache, von Freiheit und Recht, von Gottes- und Nächstenliebe, von der Gemeinschaft, vom bildungsmäßigen und gesellschaftlichen Engagement, so sind auch heute diese Werte in Gefahr. Sie werden heute in unserem Land mit Füßen getreten (...). Es gilt, aus der Geschichte zu lernen. Eine Kirche ohne Reform, eine Gesellschaft ohne Reform sind dem Untergang ausgeliefert“.
Höhepunkt der Veranstaltungen: der evangelische Kirchentag in Kronstadt
Die Evangelische Kirche A.B in Kronstadt wird das Reformationsjubiläum durch drei große ökumenische Veranstaltungen feiern: Das Projekt „12 Apfelbäumchen für ein klares Wort“, „Hermannstadt-europäische Station der Reform“ und der Evangelische Kirchentag in Kronstadt. Dabei spielt der Evangelische Kirchentag, der am 29. und 30. September unter dem Motto „Aus gutem Grund: Evangelisch in Rumänien“ in Kronstadt stattfinden wird, eine zentrale Rolle. Auf dem vielfältigen dreisprachigen Programm stehen unter anderen Gottesdienste, Konzerte, Glockenläuten in allen Kirchen und eine Stadttour auf den Spuren von Johannes Honterus. Im Zentrum des Kirchentages werden aktuelle Dimensionen des reformatorischen Erbes in Rumänien stehen. Ein besonderes Gewicht liegt auf konkreten Identitäts- und Zukunftsfragen der Gemeinden der Evangelischen Kirche A.B., aber auch auf aktuellen Chancen des Austauschs und des Miteinanders in der spezifischen Situation des plurikonfessionellen Rumänien. Es wird danach gefragt, was heute, jenseits von Geschichte und Tradition, für das Evangelisch-Sein konstitutiv ist. Zum Kirchentag werden zahlreiche Gäste aus dem In- und Ausland erwartet.
„Auch wenn ich wüsste, dass morgen die Welt zugrunde geht, würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen“, soll der Reformator Martin Luther einst gesagt haben. In diesem Sinn wurde das Projekt „12 Apfelbäumchen für ein klares Wort“ ins Leben gerufen. An 12 Orten, welche für die siebenbürgische Reformation wichtig sind, wird je eine Veranstaltung stattfinden und ein Apfelbaum gepflanzt: Ljubliana (Slovenien), Turda, Krakau (Polen), Wittenberg, Medisch, Krupina (Slowakei), Klausenburg, Kronstadt, Wien, Augsburg, Basel und Hermannstadt. Die Veranstaltungen werden sich Themen wie „Europa“, „Toleranz“, Medien“ oder „Bildung“ widmen. In Kronstadt wird der Apfelbaum im Rahmen des evangelischen Kirchentages gepflanzt.