Bukarest (ADZ) – Böse Überraschung für Liberalenchef Florin Cîțu bei seiner Rückkehr aus den USA: Dutzende PNL-Verbände forderte ihn am Donnerstag in einem Schreiben zum umgehenden Rücktritt auf. Da Cîțu jedoch den Schritt zurück verweigerte, berief das Leitungsbüro der PNL für Sonntag eine Sitzung des Landesrates ein, um für die erste April-Hälfte einen außerordentlichen Parteitag anzusetzen, auf dem der Noch-Parteichef abgewählt werden soll.
Dem vor kaum einem halben Jahr in das Amt gehievten 49-Jährigen werfen die Liberalen vor, mit seiner Dauerkritik an PSD-Ministern nicht nur für Spannungen in der Koalition gesorgt, sondern auch Premierminister Nicolae Ciucă untergraben zu haben. Des Weiteren habe er als Parteichef nur allzu oft höchst intransparent gehandelt, zudem schade er der PNL durch seine kläglichen Umfragewerte (6 Prozent). Cîțus Nachfolge soll nach dem Willen der meisten Liberalen Regierungschef Ciucă vorerst geschäftsführend antreten. Ob Cîțu zumindest Senatspräsident bleibt, war am Donnerstag ungewiss.
Die Zeit sei reif für einen „Neustart“, schrieb der liberale Abgeordnete Ben Oni Ardelean bei Facebook, während ein ungenannt gebliebener Vizevorsitzender der PNL der Tageszeitung „Adevarul“ sagte, dass Cîțu „längst nicht mehr auf der gleichen Wellenlänge“ mit der Partei sei. Der Noch-PNL-Chef mied indes die Presse und zog es vor, sich zu seiner parteiinternen Schieflage auszuschweigen.
Die PSD gab sich trotz der Aufruhr beim Koalitionspartner gelassen: Er glaube nicht, dass Cîțus Abgang die Regierungskoalition auf irgendeine Weise beeinträchtigen werde, wichtig seien schließlich „Zielsetzungen, nicht Personalien“, zudem komme man mit Premier Ciucă besser aus, sagte Verteidigungsminister Vasile Dîncu den Medien.