Ein Gastspiel der Deutschen Staatsoper in Bukarest, die neuesten Premieren der Deutschen Staatstheater in Temeswar und Hermannstadt, eine Tournee des Organisten Eckart Schlandt durch die Sowjetunion – mit diesen Themen befassten sich die ersten Artikel, die der Journalist Wolfgang Wittstock im Herbst 1974 für die „Karpatenrundschau“ verfasste. Fast 44 Jahre sind seither vergangen. Heute, mit 70 Jahren, blickt Wolfgang Wittstock zurück auf eine reiche Karriere. Nicht nur als Journalist. Sondern auch als Deutschlehrer, Theaterdramaturg, Abgeordneter im Parlament, Vorsitzender des Deutschen Forums. In allen seinen Aktivitäten hat er sich für den Erhalt der Identität, Sprache und Kultur der Siebenbürger Sachsen eingesetzt.
Wolfgang Wittstock wurde am 14. März 1948 in Kronstadt geboren. Nach dem Besuch deutscher Schulen studierte er Germanistik und Rumänistik an der Babe{-Bolyai Universität in Klausenburg. Zwischen 1971 und 74 war er als Deutschlehrer in Burgberg (Kreis Hermannstadt), Reps und Neustadt tätig. Danach wechselte er zur journalistischen Karriere. 1974 wurde er als Redakteur bei der Kronstädter Wochenschrift „Karpatenrundschau“ angestellt, wo er hauptsächlich Theater- und Konzertchroniken verfasste.
Drei Jahre lang arbeitete er als Dramaturg der deutschen Abteilung des Hermannstädter Staatstheaters, danach kehrte er im Jahr 1986 zur Karpatenrundschau zurück, wo er ab 1989 als Redaktionssekretär tätig war. 1996 bis 1998 und 2004 bis zu seiner Pensionierung war er weiterhin Journalist bei der KR.
Gelegentlich bearbeitete Wittstock in seinen Artikeln auch heimatpolitische Themen. Vom Vorstand des Deutschen Forums kam danach die Frage, ob er nicht bei den 1992 anstehenden Parlamentswahlen für das Forum kandidieren wollte. „Ich fiel aus allen Wolken“, erinnerte er sich in einem Artikel, der im Oktober 1996 in der ADZ erschienen ist, als er schon Abgeordneter der deutschen Minderheit und Vorsitzender des Ausschusses für Menschenrechte, Religionsgemeinschaften und Fragen der Nationalen Minderheiten war. Nach kurzer Bedenkzeit nahm er die Herausforderung an. „Solange ich etwas für diejenigen, die hier geblieben sind, tun kann, werde ich mich in der Politik für sie einsetzen“, meinte er damals. Seinem Versprechen ist er drei Legislaturperioden hindurch treu geblieben.
Eine interessante Episode spielte sich im Jahr 2001 ab, als er vom damaligen Staatspräsidenten Ion Iliescu den Vorschlag bekam, rumänischer Botschafter in Bonn zu werden. Damals war Wittstock auch Vorsitzender des Landesforums. „Ich erklärte Iliescu, dass ein Eingehen auf seinen Vorschlag von meinen Landsleuten als ein Verrat an den Gemeinschaftsinteressen unserer deutschen Minderheit ausgelegt werden könnte. Dabei dachte ich vor allem auch an die Brück-Affäre, die sich im Herbst 1997 abgespielt hatte. (Der im Herbst 1996 gewählte Forumsabgeordnete Werner Hans Brück verzichtete etwa nach einem Jahr auf sein Parlamentsmandat, um als Wirtschaftsattaché Rumäniens nach Bonn zu gehen...)“, erinnert sich Wittstock in einem Artikel, der im Deutschen Jahrbuch für Rumänien 2015 erschienen ist.
1998 bis 2002 leitete er das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien, 2009 bis 2011 war er Vorsitzender des Kronstädter Ortsforums und ab 2006 ist er Vorsitzender des Kronstädter Kreisforums. „Beim Ortsforum (...) erscheint es mir als positiv, dass wir die Beziehungen zum Bürgermeisteramt institutionalisieren konnten, indem wir einen ständigen Vertreter mit Gaststatus im Stadtrat haben. Ein Erfolg für das Kreisforum ist auch die Öffentlichkeitsarbeit über unsere Homepage. Es ist, unbescheiden gesagt, die vielseitigste und vielleicht auch die am besten besuchte Homepage eines Forums hier im Land“, meinte er im Jahr 2011.
Seit 2012 ist Wittstock Mitglied des Kronstädter Kreisrates seitens des DFDR. Hauptsächlich hat er sich mit der Tätigkeit der dem Kreisrat unterstellten Kulturinstitutionen (Museen, Kreisbibliothek u. a.) beschäftigt. Anlässlich der Kommunalwahlen im Juni 2016 erklärte Wittstock sich froh, „dass in unserer siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft vermehrt Kräfte gibt, die bereit sind, öffentliche Aufgaben wahrzunehmen, sich kommunalpolitisch zu engagieren und ihren Beitrag zur guten, optimalen Verwaltung und Bewirtschaftung der Ortschaften, in denen wir zu Hause sind, zu erbringen“. Das Angebot des Forums betrachtete er als „vernünftige, vertrauenswürdige Alternative zu jedem der politischen Parteien“. Dieses Vertrauen, von dem er redete, ist das Resultat seines jahrelangen Einsatzes.
Wir gratulieren Wolfgang Wittstock herzlich zu seinem 70. Geburtstag und wünschen ihm weiterhin viel Schaffenskraft und Gesundheit!