Temeswar – Das Mühle-Haus, eines der bedeutendsten historischen Gebäude Temeswars, geht in den Besitz der Technischen Universität „Politehnica“ in Temeswar/ Timișoara (UPT) über. Die Hochschule bestätigte am Freitag den Abschluss des Kaufvertrags und kündigte an, das denkmalgeschützte Gebäude in unmittelbarer Nähe des Campus zu einem vielseitigen Bildungs- und Kulturort auszubauen. Die Immobilie befindet sich in der Mihai-Viteazu-Str. 3.
Laut UPT soll das Haus, dessen Fassade vom früheren Eigentümer bereits instandgesetzt wurde, nun umfassend restauriert und funktional neu ausgerichtet werden. Geplant sind ein kleines Museum im Erdgeschoss, das die Geschichte des Anwesens beleuchtet, sowie die Rekonstruktion des historischen Gartens. Damit wolle die Universität sowohl die Gemeinschaft einbinden als auch Verantwortung für das Kulturerbe der Stadt übernehmen.
UPT-Rektor Florin Drăgan betonte, dass das Projekt als Vorbild für den sorgfältigen Umgang mit geschützter Bausubstanz dienen solle. Die Universität werde eng mit Fachleuten zusammenarbeiten und alle Schritte transparent dokumentieren. Insgesamt umfasst das Anwesen mehr als 1000 Quadratmeter Nutzfläche auf drei Ebenen sowie ein Grundstück von rund 2400 Quadratmetern.
Der Weg bis zur Entscheidung war lang und konfliktreich. Im Sommer boten die damaligen Eigentümer das Mühle-Haus für 3,7 Millionen Euro zum Verkauf an. Die Stadt Temeswar zeigte Interesse, war jedoch nicht bereit, den verlangten Preis zu zahlen. Schließlich kaufte es nun die UPT zu einem Preis von fast 2,38 Millionen Euro (Anm.: Ein unabhängiger Gutachter hatte den Immobilienwert auf 2,4 Millionen Euro geschätzt).
Bereits 2016 hatte die Stadt eine Gerichtsentscheidung erwirkt, die den Eigentümer verpflichtete, das teilweise abgerissene Gebäude originalgetreu wiederherzustellen. Die Umsetzung verzögerte sich jedoch, sodass erst 2020 mit den Arbeiten begonnen wurde – nachdem Besitzer Mihai Nelson Strafgebühren für die verspätete Ausführung entrichtet hatte. Drei Jahre später erklärte er das Projekt für abgeschlossen.
Das Mühle-Haus war lange ein Symbol für den schwierigen Umgang mit historischem Erbe in Temeswar. 2012, als das Gebäude ohne Dach verfiel, organisierten Aktivisten eine Mahnwache und machten mit einer humorvollen Botschaft – „Mir ist kalt ohne Mütze“ – auf den Zustand des Hauses aufmerksam. Daraus entstand die Initiative „Rettet das Mühle-Haus“, die über Jahre hinweg Druck auf Behörden und Eigentümer ausübte.
Mit dem Erwerb durch die Universität beginnt jetzt ein neuer Abschnitt. Ob das Haus künftig auch als Gedenkstätte für Wilhelm Mühle oder als Rosenmuseum dienen soll, ist noch offen.




