Politikerwort „Nazi“

Kontrovers

Nirgends wird wohl auf hoher politischer Ebene die deutsche Minderheit öfter als Nazi abgestempelt, als dies in Rumänien der Fall ist. Passt einem etwas nicht, greift er sich dieses Wort, nutzt die Tatsache, dass dafür die Strafen lächerlich gering sind und haut es in die Mikrophone oder seinem Parlamentskollegen einfach um die Ohren. Die verbalen Entgleisungen rumänischer Politiker wanderten zuletzt aus dem linken ins rechte Spektrum der rumänischen Politik. Und so etwas kommt auch bei einer gewissen Zielgruppe ganz gut an; ist doch AUR eine politische Partei, die nach dem Modell ihrer Leader offensichtlich bei Menschen Gehör findet, die sich am liebsten an keine Gesetze halten. „Das hört nie auf. Einer wird es immer sagen“, sagt Ovidiu Ganț, Abgeordneter der Deutschen Minderheit in Rumänien (DFDR), der Banater Zeitung. Er hat vergangene Woche wieder mal eine Beschimpfung als Nazi in einem Parlamentsausschuss über sich ergehen lassen müssen. Er selbst war im Visier, aber auch all jene, die er als Parlamentarier vertritt. Von einem, der sich wohl bisher recht wenig mit der Geschichte der Deutschen in Rumänien befasst hat, verfolgt man sein CV. Als Temeswarer hätte man von Ciprian Titi-Stoica trotz politischer Opposition ein anderes Verständnis für Deutsche in Rumänien erwartet. Die Solidarität mit Ovidiu Ganț nach dieser erneuten Verbal-Attacke in Richtung deutsche Minderheit ist immens. Die Spitzen der beiden Regierungsparteien, PNL und PSD, aber auch jene der USR verurteilten heftig die Initiative des AUR-Abgeordneten. Die hohen Wellen dieses Verbalangriffs schwappten bis ins Banat über. Der dortige deutsche Bürgermeister, vor Kurzem ebenfalls ins Visier der AUR-Leader und Anhänger genommen, wies auf die Werte hin, die die Deutschen im Banat schufen und schaffen,  erwähnte den Verkauf der Deutschen im Kommunismus und die nun aufgefordert werden zu gehen. Er forderte alle Parteivorsitzende und Parlamentarier auf, diesen Diskurs aufs schärfste zu verurteilen. „Schweigen ist eine Form von Ermutigung und Mittäterschaft zu solchen Handlungen“, schloss Dominic Fritz sein Schreiben an die Öffentlichkeit.