Deutsch-Lehrbücher für die Klassen 8 bis 10 gibt es bereits, künftig soll auch ein gemeinsames Lehrbuch für die Klassen 11 und 12 erscheinen. Daran arbeitet zurzeit eine Autorengruppe, gebildet aus 14 Lehrkräften, die sich im Rahmen von Seminaren trifft und sich über den Inhalt austauscht. Die Lehrer, die das Buch gestalten, kommen aus Bukarest, Temeswar/Timişoara, Arad und Karansebesch/Caransebeş.
Vor Kurzem lief im Temeswarer Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus ein Projektseminar zum Entwurf eines Lehrbuchkapitels für Deutsch in der elften Klasse. Das Projekt unter der Leitung von Dr. Rolf Willaredt, Fachberater der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA), hatte das Ziel, mit Hilfe der teilnehmenden Schüler festzustellen, wo die Vorlieben für die angesprochenen Themen liegen. Nach Temeswar war auch der rumäniendeutsche Autor Eginald Schlattner eingeladen, der aus seinem Roman „Rote Handschuhe“ (die ADZ berichtete) las. Im Mittelpunkt eines Lehrbuchkapitels für die elfte Klasse soll nämlich nicht nur der erfolgreiche Schriftsteller und Autor Eginald Schlattner stehen, sondern auch Themen aus der jüngsten Geschichte Rumäniens: Securitate, Gefangenschaft, Folter, Widerstand, u.a.
„Es sind ergebnisoffene und kreative Aufgaben, die wir den Schülern vorgelegt haben“, sagte Dr. Rolf Willaredt, der das Projekt in die Wege geleitet hatte. Beteiligt waren ungefähr 100 Schüler vom deutschen Nikolaus-Lenau-Lyzeum, dem Arader Adam-Müller-Guttenbrunn-Lyzeum, dem Coriolan-Brediceanu-Nationalkolleg in Lugosch/Lugoj sowie vom Bukarester Goethe-Kolleg. Diese mussten – in Fünfergruppen eingeteilt – verschiedene Aufgaben bewältigen. Auf den Tischen lagen sowohl literarische, als auch Sachtexte, aus denen sie die notwendigen Informationen beziehen konnten, ganz ohne Vorwissen und sogar ohne Schlattners Romane vorher gelesen zu haben. „Das Seminar hat gezeigt, dass einander unbekannte Schüler mit unterschiedlichem Sprachniveau zu anspruchsvollen Ergebnissen kommen können. Der gemeinsame Arbeitsprozess kann die Sprachkompetenz aller weiter verbessern“, schlussfolgerte ZfA-Fachberater Willaredt. „Man muss nicht lange in ein neues Thema einführen, ehe die Schüler selbstständig arbeiten können“, fügte er hinzu. Tatsächlich zeigte sich bei dem Seminar, dass die anwesenden Schüler und Schülerinnen – die meisten Elftklässler – die Aufgaben gut bewältigen konnten. Denn: Sind die Themen anspruchsvoll, so fühlt sich die Schülerschaft umso mehr gefordert und motiviert, sagte der Fachberater.
Zu den behandelten Themen gehörten Fragen zur Biografie von Eginald Schlattner, aber auch zur Securitate, zu Folter und Gefangenschaft. Also Themen, die in den Romanen von Schlattner behandelt werden. Zum Schluss der Veranstaltung mussten die Teilnehmer ihre Ergebnisse vorstellen. „Der Fall ´Eginald Schlattner´ eignet sich zur Recherche durch Schüler, weil die Rekonstruktion des offenkundigen Fehlurteils über den Autor des Romans ´Rote Handschuhe´ die Machenschaften der Securitate zutage fördert. Menschen mit unbewältigten traumatischen Erfahrungen bringen sich gegeneinander auf, Opfer gegen Opfer, während die Securitate-Vertreter abtauchen können“, sagte Rolf Willaredt.
Das Deutsch-Lehrbuch für die elfte und zwölfte Klasse soll voraussichtlich in etwa 15 Monaten erscheinen. Es wird insgesamt zwölf Kapitel umfassen – acht für die elfte und vier für die zwölfte Klasse. Es ist ein Lehrbuch, das sowohl dem gemeinsamen europäischen Referenzrahmen, dem DaF-Rahmenplan weltweit und dem DaM-Curriculum für Rumänien entspricht. Das Lehrbuch kann gut auch für die Vorbereitung der Prüfung zum Deutschen Sprachdiplom eingesetzt werden.