Ein Slogan für die Spendenaktion bot sich gerade- zu an: „Radeln nach Radeln“ klang lustig, vielleicht auch ein wenig verrückt. Mit Sicherheit war es aber etwas Besonderes was sich Dieter Radke aus Hambühren anlässlich eines Hoffestes der Peter Maffay-Stiftung auf Mallorca einfallen ließ. Sein Kumpel Manfred Kramer aus Groß Vahlberg war sofort einverstanden, aus Deutschland, genauer gesagt aus der Eulenspiegelstadt Schöppenstedt (Niedersachsen) bis ins ferne Radeln/Roadeş in Siebenbürgen, Rumänien zu radeln. Ganz unbekannt war Dieter das kleine Dorf nicht, denn er war mit dabei, als im Juli 2011 dort die Bauarbeiten an dem Ferienheim für traumatisierte Kinder der Maffay-Stiftung feierlich eröffnet wurden.
Die Beiden sind seit Jahren ehrenamtliche Mitarbeiter der Peter-Maffay-Stiftung und nahmen sich vor, für die rund 2000 Kilometer lange Reise, je zehn Euro pro Kilometer zu sammeln. Dieses Ziel haben sie überboten denn letztendlich kamen stolze 25.000 Euro zusammen. Der Großteil der Spenden die schutzbedürftigen Kindern für ihre Erholung und Betreuung in Radeln zugute kommen, ist der Unterstützung durch die Betriebsräte bekannter Unternehmer (VW, Audi, Skoda, MAN) zu verdanken. Aber Benefizkonzerte, Begegnungen, der große Bekanntenkreis, Spenden während der Radtour waren auch sehr wichtig für den Erfolg dieser ungewöhnlichen Initiative.
Die lange Reise führte durch 6 Länder, dauerte 38 Tage und erfolgte in zwei Etappen. Sie begann am 7. September des Vorjahres in Schöppenstedt. In Dresden wurde vorerst Pause gemacht. Dann, im Mai dieses Jahres, ging es von der tschechisch-deutschen Grenze weiter los durch Tschechien (Mlada Boleslav – Prag) über Österreich (Wien), Slowakei (Bratislava) und Ungarn (Györ – Budapest) zum Zielpunkt Radeln. Dort kamen sie genau am Internationalen Kindertag, dem 1. Juni, um 16 Uhr, an und wurden herzlich von Karin Mordt von der Partnerstiftung „Funda]ia Tabaluga“ empfangen. Am Tag der offenen Tür (3. August) war Dieter Radke, diesmal zusammen mit Ehefrau Marlis, erneut in Radeln. Reichen Beifall, anerkennende Zurufe und besonderes Lob („Die verrückteste Spende die ich jemals erhalten habe“, so Maffay) gab es bei der Scheckübergabe auf der Bühne im Hofe des Ferienheimes vor den zahlreichen Anwesenden.
Dieter hat nur schöne Erinnerungen von diesem ungewöhnlichen Unternehmen. „Für uns war es wunderschön und wunderbar weil wir tolle Begegnungen mit den Menschen hatten. Wir sind sehr unterstützt worden, wofür ich mich nochmals bei allen herzlich bedanken möchte“, sagte er der KR. Dass in Rumänien die Radweg-Infrastruktur nicht so wie in Deutschland sei, war ihnen von Anbeginn völlig klar gewesen. Trotzdem gab es „nette Wege“, hilfsbereite Menschen, schöne Begegnungen und keine Probleme.
Die großen Flüsse (Elbe, Moldau, Donau, Mieresch/Mureş) waren gute Wegweiser; überall fanden sich Leute, die eine Unterkunft und ein Frühstück für die Beiden sichern konnten, so dass die mitgenommenen Schlafsäcke und Isomatten nicht gebraucht wurden. In den Großstädten wurden Ruhetage eingeplant, erfährt man auf der Webseite www.radeln-nach-radeln.de, wo auch Fotos, ein Tagebuch, Presseechos, Gästekommentare, eine Liste der Spender zu finden sind. Durch diese originelle Art und Weise wurde nicht nur für einen guten Zweck Geld gesammelt und gespendet, sondern gleichzeitig auch auf die Existenz des ehemals siebenbürgisch-sächsischen Dorfes mit dem, besonders für Radfahrer, wohlklingenden deutschen Namen Radeln aufmerksam gemacht.