Hunderte von Frauen mit Blumen in den Haaren, gekleidet mit schicken Röcken und luftigen Blusen werden am Samstag mit ihren schön geschmückten Fahrrädern erwartet, an der jährlichen Parade der Radlerinnen, Skirtbike, teilzunehmen. Seit fünf Jahren veranstalten leidenschaftliche Radfahrerinnen aus der Zinnenstadt ein Treffen, bei dem sie gemeinsam durch die Stadt fahren. Ihr Ziel: die Aufmerksamkeit auf das umweltfreundliche Verkehrsmittel zu lenken. „Anfangs waren wir wenige, mittlerweile sind wir an die 450 Frauen, die sehr oft in der Stadt mit dem Fahrrad unterwegs sind und auch an der Parade teilnehmen werden”, sagt Aura Petrașcu, eine der Veranstalterinnen.
Parade, Picknick und Party
Vor neun Jahren hat der gemeinnützige Verein Skirtbike, die größte Gemeinschaft weiblicher Radler aus Rumänien, die Fahrradfahrerinnen-Parade in Bukarest ins Leben gerufen. Seitdem wurde diese Initiative in mehr als 20 Städten übernommen und bringt Tausende von Frauen auf zwei Rädern auf die Straßen. Ihre Botschaft ist klar: das umweltfreundliche Verkehrsmittel und dadurch einen gesunden Lebensstil zu fördern. Dabei achten die Teilnehmerinnen sehr auf ihr Aussehen und lassen die Parade durch ihre Bekleidung wie eine Modeschau im Freien aussehen. „Die SkirtBike-Parade kommt überall sehr gut an. Alle Autofahrer warten geduldig, bis unsere wunderschöne Kolonne vorbeizieht. Es ist unsere Art und Weise, eine Stadt zu feiern, sie zu verschönern – durch unsere Leidenschaft zum Fahrradfahren“, meint Oana Deliu von Skirtbike Bukarest.
In Kronstadt treffen sich die Frauen am Samstag, dem 27. Juli, um 16 Uhr vor der Kreisbibliothek „George Bari]iu” und fahren zusammen bis zur Coresi Mall. Auf der Grünfläche vor der Mall wird um 18.30 eine Picknick-Party veranstaltet, die ab 21 Uhr im Visssual-Kulturzentrum von einer weiteren Party und einem Konzert von Soundopamine gefolgt wird. Die Teilnahme an der Parade ist kostenlos. Der Eintritt zum Konzert und die Teilnahme an einer Tombola sind kostenpflichtig.
Zwar ist Skirtbike ein Ereignis für das weibliche Geschlecht, doch steht diese auch Kindern und Männern offen. In den Vorjahren hat der eine oder andere sogar gewagt, sich in Damenkleidung auf den Sattel zu schwingen.
Mehr Fahrradständer in Kronstadt
Ziel der aktuellen Auflage von „Skirtbike“ ist es, mehrere Fahrradständer im Zentrum der Stadt anzubringen, wo die Räder geparkt werden können. Die Anzahl der Fahrradständer ist bei weitem zu gering, nur einige Behörden und Kaffeehäuser bieten derartige Parkmöglichkeiten an, ansonsten werden Baumstämme oder Beleuchtungsmasten verwendet. „Wir wollen die Frauen ermutigen, zu Treffen mit Freundinnen oder ins Cafe mit dem Rad zu fahren. Dafür sollen sie die Gewissheit haben, ihr Fahrrad in Sicherheit parken zu können” sagt die Veranstalterin. Um die nötigen Fonds dafür zu sammeln, können die Teilnehmerinnen an der Parade die Initiative unterstützen, indem sie eine schicke Tasche mit modernem Design beim Start des Skirtbike kaufen. Es gibt drei Varianten: mit 25, beziehungsweise 45 oder 100 Lei. In jeder Tasche befinden sich kleine Geschenke wie eine Wasserflasche, ein Reflektorband wie auch eine Karte mit der sie an der Tombola teilnehmen können, wo Accessoires für das Fahrradfahren als Gewinn stehen. Der 100-Lei-Kit sichert auch einen rosafarbenen Tüll-Rock und freien Eintritt zur Abend-Party, zu dem ein Ticket 25 Lei kostet.
Zu wenig Radwege
„Immer mehr Frauen bewegen sich mit dem Fahrrad fort und wir planen, uns virtuell zu vernetzen, eine Gemeinschaft zu gründen, die sich auch außerhalb dieses jährlichen Events trifft und gemeinsame Aktionen unternimmt. In diesem Sinne haben wir schon Workshops zu verschiedenen Themen, unter anderem auch Schminken, angeboten” freut sich Petrașcu.
In Kronstadt gibt es etwa zehn Kilometer Radwege. Wenn man die Gegenrichtung hinzu zählt sind es 20 Kilometer. Zwar befinden sich diese nicht in bestem Zustand, werden manchmal von Autofahrern als Parkplatz benutzt, doch lassen sich die Frauen von Skirtbike nicht entmutigen. Auch haben sie gelernt, sehr aufmerksam im Verkehr zu fahren, Löcher in der Strasse, überhöhte Kanaldeckel oder hohe Bordsteinkanten zu umfahren. Sie freuen sich, dass im Laufe der Zeit die Autofahrer etwas mehr Rücksicht auf sie nehmen, die dummen Kommentare über sie immer weniger werden. „Manchmal lassen uns Autofahrer sogar die Vorfahrt”, sagt Aura Petrașcu, die sich mit ihren beiden kleinen Mädchen im Kinderstuhl auf das Fahrrad traut.