„Ein bisschen Ungarn, eine Prise Österreich, ein Hauch Balkan, eine Note Orient: Besatzer, Eroberer, Nachbarn, Kolonisten, Freund und Feind – alle haben sie ihre Visitenkarte in der rumänischen Küche hinterlassen“, treffender ist das kulinarische Rumänien wohl kaum zu beschreiben. Die heute in Deutschland lebende Journalistin Diana Schanzenbach, die halb Rumänin, Viertel Deutsche und Viertel Ungarin ist – wie sie sich selbst beschreibt – bringt durch ihre Multinationalität auch das nötige Verständnis für solche Art Auffassung und Beschreibung mit.
Schlicht „Rumänien“ nennt sie ihren 680 Seiten starken, auf Deutsch verfassten Reiseführer, der alles hat: Geschichte, regionale Ist-Zustände, Politik, Kultur und was sonst zum Sammelbegriff „Reisen“ dazugehört. Obwohl im Grunde ein Plädoyer für Rumänien-Reisen, bleibt das Sachlich-Journalistische nicht aus. Von „herrlichen restaurierten Fassaden“ spricht sie, vermerkt dann aber an anderer Stelle, dass es Städte gibt, in denen „die zerfressenen Fassaden uniformer Wohnsilos bis heute an die Fratze der Diktatur erinnern“. Nicht zuletzt ist das Ganze nicht weltfremd von links und rechts abgeschrieben und telefonisch recherchiert: Diana Schanzenbach hat Rumänien wirklich bereist.
Die Autorin vereint in ihrem Buch zwei Aspekte: Sie verfasst ihre Arbeit im klassischen Stil eines Reiseführers, nutzt jedoch die knappe, ausdrucksstarke Sprache einer Journalistin. Inhaltsverzeichnis und Seitentitel führen auf eine Reise durch Rumänien, wobei dem Leser eigentlich so alles gegeben wird: Nicht nur Sehenswürdigkeiten und Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung werden dargestellt, sondern auch Übernachtungsmöglichkeiten angegeben, Taxis und sogar Zahnarztpraxen werden aufgelistet. Die Rubrik „Hin & weg“ heißt hier nicht etwa „hinreisen und schnell wieder weg“, sondern zeigt für Nicht-Autofahrer Möglichkeiten zur An- und Abreise auf. Fixe Reiseziele werden Touristen auch deshalb schmackhaft gemacht, weil auch das touristische Potenzial der jeweiligen Umgebung angeschnitten wird.
Garniert wird der Reiseführer mit drei Sachen, die außer der reinen Information das Salz und Pfeffer der handlichen Ausgabe darstellen: Fotos von Reisezielen und Landschaften und dazu Symbolfotos. Als zweites kommen Karten hinzu (eine davon ist herausnehmbar) und als Drittes stehen fundierte Informationen zur Verfügung. Die Geschichte ab der Dakerzeit und bis hin zum Ceauşescu-Regime. Über diese allgemeinen Informationen hinaus sind Daten über Lipowaner, oder über Delta-Urwälder zu lesen – Informationen, die selbst vielen Rumänen nicht bekannt sein dürften. Einen separaten Satz zum Schluss über die Angaben auf Rumänisch: Ortsbezeichnungen in der Landessprache und Kernbegriffe, die der Verständlichkeit dienen sollen, erfüllen durchaus ihren Zweck: bei einem Verkaufspreis in Deutschland von 24,90 Euro umso mehr.