Reschitza – Bürgermeister Ioan Popa (PNL) will mit Hilfe der bayerischen Firma EMZ, die sich ab diesem Jahr auf 4,5 Hektar im städtischen Gewerbepark im Șerova-Tal ansiedelt und im Spätherbst zu produzieren beginnen möchte, ein „intelligentes Mülltrennungs-System“ – erst mal zu Testzwecken – rund ums Stadtzentrum einrichten, das auch die Kosten der Bürger optimieren soll. Nämlich: es soll jeder Bürger nur für jenen Abfall bezahlen, den er produziert und der nicht wiederverwertbar ist.
Die Logik des Stadtvaters: „Es soll nicht mehr pauschal bezahlt werden, per capita, wie das jetzt passiert. Jeder bezahlt, was und wieviel er im Haushalt `produziert`. Der gesamte Müll wird vorsortiert und nach Karton/Papier, Glas, Metall, Plastik usw. getrennt. Bezahlt wird nur für den realen Haushaltsabfall - dann werden wir wohl die Reschitzaer soweit haben, aufmerksamer zu sein mit der Mülltrennung.“ Druck und Geld sollen also eingesetzt werden, um die Bürger zur Mülltrennung zu zwingen. Fakt sei, dass Reschitza gegenwärtig von geschätzt monatlich 2000 Tonnen Müll nur 50 Tonnen getrennt, also sortiert, liefert. Popa: „Rumänien zahlt bereits Strafgelder an die EU, weil das Land insgesamt nicht mindestens 50 Prozent seines Abfalls wiederverwertet. Man geht davon aus, dass 60 Prozent des häuslichen Abfalls, der zu den Mülltonnen gebracht wird, wiederverwertbar ist. Würde man die Hälfte dieser 60 Prozent recyceln, müssten wir nicht 80 Lei per Tonne Abfall Strafe zahlen. Stellen Sie sich mal vor: bei 2000 Tonnen Müll im Monat müssten in Reschitza etwa 1200 Tonnen getrennt geliefert und wiederverwertbar gemacht werden. Wir müssten (bei 50 Prozent, wie für diese Phase mit der EU ausgemacht) 600 Tonnen getrennt `geliefert` bekommen. Real sind es 50 Tonnen. So geht es nicht weiter!“
Das Pilotprojekt, bei dem EMZ aus Bayern die Stadt unterstützt, soll im März starten. Rund ums Stadtzentrum (hinter dem Rathaus, unter der Industrieseilbahn und bei der Mehrzweckhalle) sollen „intelligente“ Sammelstellen eingerichtet werden, die Zugang mittels Smartphone gewähren. Dabei werden die Server automatisch den Zugang jedes Bürgers zur Sammelplattform registrieren, aber auch die Quantität und die „Qualität“, also Art des Abfalls, der entleert wird. Der Bürgermeister: „Am Monatsende haben wir sämtliche Zutritte zu den Sammelstellen und auch, was abgegeben wurde, die Rechnungen werden an die Telefone geschickt, von wo sie auch bezahlt werden können. Damit wird das Ganze auch entbürokratisiert. Wenn alles gut läuft, weiten wir das Projekt auch auf alle anderen 220 Müllsammelstellen der Stadt aus.“
Der (nicht angesprochene) Haken: nicht jeder Reschitzaer hat ein Smart- phone, nicht alle Reschitzaer arbeiten mit ihrem Geld mittels Smartphone. Oder will der Bürgermeister seine Bürger zwingen, sich erst mal Smartphones anzuschaffen, wenn sie ihren Haushaltsmüll wegschaffen wollen? Ein weiterer Haken: vorsortierter (nach Sorten und Wiederwertbarkeit getrennter) Müll wird zum Wertstoff. Wer kassiert den Wert der von den Bürgern gratis vorsortierten ‘Ware‘?
Vielleicht wäre der immer für alles offene Bürgermeister von Reschitza gut beraten, wenn er vorher sich nicht nur über die Medien, sondern im direkten Gespräch mit den Bürgern zu seinen Initiativen austauschen würde, bevor er sie einfach umsetzt…