Trotz aller pessimistischer Prognosen über den Zustand des inländischen Tourismus ist die rumänische Schwarzmeerküste auch in diesem Sommer gut besucht. Die großen Verlierer im Kampf um die Gunst der Urlauber sind die ehemaligen staatlichen Hotelbetreiber, während sich die Einheimischen langsam aber sicher zu den neuen Yuppies der Tourismusbranche entwickeln. Nichtsdestotrotz rühmt sich das rumänische Tourismusministerium weiterhin damit, dass die Schwarzmeerküste über 40 Prozent aller touristischen Unterkünfte des Landes beherbergt. Die meisten rumänischen Badeorte befinden sich zwischen den zwei Hafenstädten Konstanza/ Constanţa und Mangalia. Die bekanntesten darunter sind Mamaia, Eforie Nord und Sud, Costineşti, Olimp, Neptun, Jupiter, Venus und Saturn.
Mamaia – Spaß, Wassersport und zu laute Musik
Mamaia, in Werbetexten als „Perle der rumänischen Schwarzmeerküste” beschrieben, besitzt mit 10 Kilometern den längsten Strand mit dem feinsten Sand am Meer und einen Süßwassersee namens Siutghiol. In Mamaia kann man mit der Gondel fahren, einen Tag im Aquapark „Aqua Magic” verbringen, Wassersport am See treiben oder das Feriendorf „Satul de vacanţă” besuchen, das rumänische Restaurants und einen Basar für Gegenstände aus Muscheln beherbergt, die sich auch als Mitbringsel aus dem Urlaub eignen. Womit natürlich nicht geworben wird, was aber trotzdem zum Bild Mamaias dazugehört, sind besonders hohe Preise für Unterkunft und Verpflegung, laute Musik und der Anblick vieler obskurer Sternchen aus dem rumänischen Showbiz...
Costineşti – Privatpension bevorzugt
Der ehemalige Studentenbadeort Costineşti wird nach wie vor von jungen Leuten besucht. Die meisten wohnen bei Gastfamilien in den Dörfern Costineşti und Schitu und flanieren auf den Straßen bis zum Obelisk am Strand, oder zu den zwei großen Diskos „Ring“ und „Tineretului“. Alle Terassen am Straßenrand machen einen unhygienischen Eindruck, deswegen sieht man die jungen Kunden eher trinken als essen. Außerdem haben die meisten Gastfamilien in den Dörfern hausgemachtes Mittagsessen für sehr niedrige Preise im Zimmerangebot. Die vielleicht lustigste Sehenswürdigkeit in Costineşti ist dieses Jahr ein sogenanntes Sieben-Dimensionen-Kino, eingerichtet in einem 20-plätzigen Kiosk. Doch der witzigste Aspekt dieses Sieben-Dimensionen-Kinos besteht darin, dass die Zuschauer drinnen gefilmt und auf einer Leinwand draußen gezeigt werden, während sie gewackelt, erschrocken, mit Wasser bespritzt werden oder andere Scherze über sich ergehen lassen müssen.
Leere Hotels in Olimp
In den drei Art-Deco-Hotels aus dem Badeort Olimp, „Panoramic“, „Amfiteatru“ und „Belvedere“ wohnen die wenigen ausländischen Touristen, die sich für einen Urlaub an der rumänischen Schwarzmeerküste entschieden und sich an eine internationale Touristenagentur gewendet haben. Dementsprechend leer sieht der Hotelkomplex aus und wird bloß zur Mittagszeit von Touristen aus dem benachbarten Badeort Neptun besucht.
2 Mai und Vama Veche – Badeort für Familien
Junge Familien mit Kindern bevorzugen 2 Mai und Vama Veche, die zwei Badeorte jenseits von Mangalia, die in den vorigen Jahren immer touristenfreundlicher geworden sind – im Guten und im Schlechten. Die Strände der beiden Orte, die bis vor Kurzem Campingparadiese waren, sind nun von Betonklötzen, Terassen und Supermärkten umzingelt. Urlauber, die in Vier-Sterne-Hotels in Vama Veche übernachten, sonnen sich neben Zeltern, die in einem Monat 100 Lei ausgeben, und zwar für Bier. 2 Mai besitzt zwei Strände, einer davon war lange Zeit für FKK-Urlauber vorgesehen. Heute findet man die FKK-ler an beiden Stränden bunt unter die bedeckten Touristen gemischt. Im Gegensatz zu Vama Veche gibt es in 2 Mai so gut wie kein Nachtleben, weswegen die partylustigen Urlauber aus 2 Mai jeden Abend vier Kilometer am Straßenrand entlang nach Vama Veche wandern. Die wenigsten von ihnen kennen die Variante auf der Klippenküste, die eine atemberaubende Aussicht bietet.
Alternativstrände Vadu und Corbu
Die alternativen Urlauber, von den jüngsten Entwicklungen in 2 Mai und Vama Veche enttäuscht, sammeln sich nun in Vadu oder Corbu. Das sind zwei lange, wilde Strände vor Konstanza, die zu Naturschutzgebieten erklärt wurden. Deswegen gibt es dort keine Hotels und Restaurants, sondern lediglich Zelte und improvisierte Grillplätze. Pessimisten sehen diesen zwei Stränden ein ähnliches Schicksal voraus wie das der nun in den massentouristischen Kreislauf geratenen Badeorte 2 Mai und Vama Veche...