Senator macht Direktor

Er war ein Durchschnittspolitiker Rumäniens. PSD-Mitglied, in deren Lokalführung in Reschitza aufgerückt, zum Bürgermeisterkandidaten nominiert. Durchgefallen. Im Stadtrat, dank der Gewichtung seiner Fraktion, zum Vizebürgermeister gewählt, als solcher keine Bäume ausgerissen, aber peinlichst bedacht, durch ehrfürchigen Gruß und angemessene Verneigung Achtung zu ernten. Streng-distant den Untergebenen gegenüber, süßsauer, wenn er sein Gegenüber nicht sofort einstufen konnte, devot, mit Haltung, Chefs gegenüber. Abgewählt. Angeblich, weil in der PSD in Reibereien verwickelt.

Als der Populist und mögliche Betrüger Dan Diaconescu seine PPDD gründete, beste Wahlaussichten hatte und verzweifelt nach Kandidaten für die zahlreichen möglichen Wahlämter suchte, wechselte er über. Flugs verließ Ion Simion Purec[1] die PSD, trat der PPDD bei und wurde im Nu Senator. Dann hörte man weiter nichts von ihm. Auch gesehen hat ihn in seinem Wahlkreis kaum jemand, seit Beginn der Legislaturperiode. Heißt es.

Bis dieser Tage ruchbar wurde, dass es bei der Kreisagentur für Umweltschutz Karasch-Severin (APM) in Reschitza einen Führungswechsel gegeben hat. Ein gewisser Sebastian Ionu] Purec wurde buchstäblich über Nacht der Chef im funkelnagelneuen Gebäude am Lupaker Berg oberhalb von Reschitza, dort, wo die IHK,  Romsilva und Radio Reschitza ihren Sitz haben und wo das Jugendathenäum ist. Alldas, während die bisherige Amtsinhaberin, Carmen Sorescu, sich in Urlaub befand...

S.I. Purec ist – wen wundert`s?! – der Sohn des inzwischen zur sichereren UNPR des Innenministers Gabriel Oprea übergewechselten Senators I.S. Purec. Die Details der Blitzernennung sind so schwindelerregend, dass man sie zweimal lesen muss, um was draus zu verstehen. Am 19. Juni treffen bei APM in kurzer Folge zwei Bescheide aus Bukarest, von der Nationalen Agentur für Umweltschutz ANPM, ein. Erstens: der freie Posten (die „öffentliche Exekutivfunktion“) eines Debütanten als Berater wird ab sofort in den Posten eines Hauptberaters umgewandelt. Der zweite Bescheid besagt, dass in dienstlichem Interesse vom Generalkomissariat der Umweltschutzgarde Karasch-Severin zur Umweltschutzbehörde APM, in Exekutivfunktion, Sebstian Ionu] Purec auf den freien Hauptberaterposten transferiert wird. Am gleichen Tag, Stunden später, kommt ein dritter Bescheid zu APM Reschitza: ab dem 20. Juni, also einen Tag drauf, wird das Dienstverhältnis der bisherigen Geschäftsführerin Carmen Sorescu beendet. Am Tag darauf, als das Dienstverhältnis der in Urlaub befindlichen Direktorin gekappt war, kommt ein vierter Bescheid aus Bukarest: S.I.Purec wird „zeitweilig befördert“ zum Exekutivdirektor von APM Karasch-Severin.

S.I.Purec war Reschitzaer Ratsherr seitens der PPDD, verlor deren politische Unterstützung, musste zurücktreten und strengte gegen  die PPDD einen Prozess an. Der läuft noch.

Vom Geschehen hat die heute arbeitslose ehemalige Chefin von APM inoffiziell von Kollegen während ihres Urlaubs erfahren. Auch sie strengt einen Prozess an.

 


[1] Nomen est omen? „purec“=“Floh“