Die Bukarester Musikbegeisterten dürfen sich auf ein Highlight zur Eröffnung der Saison im Athenäum freuen: Am Freitag, dem 7., und Samstag, den 8. Oktober, wird der erste Akt von Richard Wagners „Parsifal“ aufgeführt, unter der Leitung des renommierten Dirigenten Christian Badea. Chor und Orchester der George-Enescu-Philharmonie präsentieren das Werk gemeinsam mit den international hochkarätigen Wagner-Solisten Stefan Vinke (Parsifal), Eric Halfvarson (Gurnemanz), Petra Lang (Kundry) und Bela Perencz (Amfortas).
Die neugegründete Richard-Wagner-Gesellschaft Rumänien, unter der Schirmherrschaft des deutschen Botschafters und Musikfreunds Werner Hans Lauk, ist begeistert. „Wenn in Rumänien, einem Land mit großen musikalischen Traditionen und künstlerischem Potenzial, künftig auch das Werk Richard Wagners seiner Bedeutung entsprechend aufgeführt und gepflegt wird, dann kann ich das nur gutheißen“, so der Botschafter in seinen Grußworten zur Pressekonferenz zum „Parsifal“-Projekt.
Er betonte, dass die Wagner-Gesellschaft zum kulturellen Austausch zwischen Deutschland und Rumänien beitragen könne. Auch George Enescu sei ein begeisterter Wagner-Anhänger gewesen und habe ihn sogar als seinen „geistigen Mentor“ bezeichnet. Weiterhin merkte Lauk an, dass Richard Wagner ein facettenreicher und umstrittener Musiker war. Damit spielte er auf Wagner als bekannten Antisemiten und Nationalisten und die exzessive Nutzung von Wagners Werk während des Nationalsozialismus an. Gerade hier sei es die Aufgabe des rumänischen Ablegers der Richard-Wagner-Gesellschaft, sich reflektiert zu positionieren.
Doch die Galavorstellung des „Parsifal“ soll eine Zelebration des Musiktitans Wagner sein, auch wenn der wohl irritiert wäre: Schließlich hatte er seinerzeit eine Aufführung außerhalb Bayreuths und in Konzertform ausdrücklich untersagt. Auch die einzelne Aufführung der Akte lehnte er ab, doch daran hatte sich Dirigent Badea nicht zu stören, der schon vor einem Jahr den dritten Akt des „Parsifal“ zur Aufführung gebracht hatte. Und eine weitere Regel Wagners wird wohl untergraben werden: Der Komponist erlaubte nach dem ersten Akt keinen Applaus – ob das Bukarester Publikum diesem Wunsch nachkommen wird, ist höchst fraglich.