„Steagu nu moare!“ hoffen die treusten Fans des Kronstädter Traditionvereins, der unter dem Namen „Steagul Roşu“ gegründet wurde und heute offiziell FC Braşov heißt. Aus rein sportlicher Sicht ist der Verein lebensfähig, wenn er auch nicht erstklassig, also für die erste Liga tauglich sein dürfte. Die Kronstädter spielen in der Play-off-Runde der zweiten Serie der B-Liga für den Aufstieg. Wenn sie den ersten Platz belegen, sind sie in der ersten Liga. Platz zwei garantiert einen Stichkampf mit dem Zweiten der ersten Serie. Der Sieger spielt dann um den verbliebenen Platz mit dem 12. der A-Liga.
Für den Kronstädter Verein wäre es lebenswichtig den Aufstieg zu schaffen.
Denn dann kann man auf Fernsehgelder hoffen – also auf schöne Summen für die Live-Übertragungen in den Sportfernsehkanälen. Allerdings kommen auch diese Gelder nicht immer pünktlich und nicht auf einmal. Aber beim FC Kronstadt braucht man jeden Leu, denn der Verein steckt in einer tiefen Finanzkrise. Mal spricht man von 7 Millionen Euro, mal von 16 Millionen. Die Gläubiger verlangten bereits die Pleiteerklärung des Vereins. Dieser ist so gut wie insolvent, kann kaum die laufenden Kosten, die Ausfahrten und nur mit Verspätung die Spieler- und Trainergehälter bezahlen. Es kam so weit, dass die Fans Spenden für die Spieler sammelten. Das Gericht hat nun den 22. Juni als Tag der Urteilsverkündung festgelegt. Es ist ein Aufschub, verbunden mit der Hoffnung, dass zu jenem Zeitpunkt die Finanzlage nicht mehr so aussichtslos sein wird.
Ein sportlicher Aufstieg würde Investoren heranlocken, hofft der neue Vereinsvorsitzende – der Mannschaftsarzt Gheorghe Popa. Er sei in Verbindung mit einer italienischen Unternehmergruppe, die den Verein übernehmen würde, wenn klar steht, wie hoch dessen tatsächliche Schulden sind und wenn es auch eine sportliche Perspektive gibt. Der Eigentümer des FC Kronstadt, der Unternehmer Ioan Nicolae, hat große Probleme vor Gericht und würde den Verein gern loswerden, behauptet er. Vorläufig ist er aber im Prozess mit FC Kronstadt. Dabei geht es um die Übernahme der ICIM-Sportanlage (ein kleines Stadion mitten in einem Wohnblockviertel), das sich als Verlustgeschäft, wenn nicht als Geldwäsche-Skandal erwiesen hat. In dieser verworrenen Lage ist es nicht verwunderlich, dass die Spieler unzufrieden und unruhig sind. Sie seien nach Kronstadt gekommen, um hier Geld und ihren Lebenserhalt zu verdienen. Schwere Zeiten für FC Kronstadt, dem nun das Schicksal von Vaslui, Unirea Urziceni oder Oţelul Galaţi droht, die alle aufgelöst wurden.
Ralf Sudrigian