Steuerschulden sind Kavaliersdelikte, über deren Tätiger auch noch der Herrgott seine schützende Hand hält. So ist man geneigt zu meinen, wenn man die neueste Schuldnerliste der Reschitzaer Generaldirektion der Öffentlichen Finanzen anschaut (Stand: 31. Juli 2012). Denn mit insgesamt 2,833 Millionen Lei stehen die rumänisch-orthodoxen Protopopiate Orawitza (1,179 Millionen Lei), Karansebesch (818.641 Lei), Reschitza (428.527 Lei) und Herkulesbad (406.802 Lei) beim Fiskus in der Kreide. Und in dieser Rangfolge und in etwa mit diesen Summen stehen die Kirchenvertreter schon länger auf dieser Liste der bürgerlichen Schande.
Aber sie sind mit ihrem Kavalierdelikt der Verweigerung des Zahlens fiskalischer Verpflichtungen nicht allein. In ihrer Nähe stehen Sport- und Jugendclubs mit 2,079 Millionen Lei Steuerschulden (u.a, die dritt- und Regionalligaclubs CFR Karansebesch – 217.578 Lei Schulden, Minerul Neumoldowa – 206.053 Lei Schulden oder der Sportclub Cara{-Severin mit 171.789 Lei Schulden, nicht zuletzt aber auch die Funda]ia pentru Tineret Cara{-Severin mit Zahlungsausständen von 872.135 Lei und Bistra B²u]ar mit 611.433 Lei Steuerschulden).
Spitzenreiter unter den Steuerschuldnern ist ein Relikt aus der Benzinschmuggelzeit der 1990er Jahre, SC Vox Petrol SRL Petnic aus dem Almasch-Tal, eine der während des Sezessionskriegs in Jugoslawien wie Pilze aus dem Boden geschossenen Treibstoffhandelsfirmen, die unbedingt einen Firmensitz im grenznahen Bereich haben wollten, um ungestört – sozusagen als „Versorgungstransporte“ der (inexistenten oder als Atrappen gebauten) Tankstellen unbehelligt Treibstoffe bis in Grenznähe zum heutigen Serbien zu bringen und hinüberzuschmuggeln, an den Nato-Beobachtern vorbei. Die Firma, die in Petnic registriert ist, schuldet dem Staat 6.254.228 Lei Steuern, wobei das meiste wohl bereits Verzinsungen der Steuerschulden sind. Auch auf Rang zwei der Steuerschuldner liegt ein alter Bekannter: SC Gostrans SA Anina, das Kommunalwirtschaftsunternehmen, mit inzwischen 4.387.631 Millionen Lei Schulden. Und auch auf Rang drei steht ein alter Bekannter, die Orawitzaer Milchverarbeitung Fabrica de Produse Lactate Oravi]a (mit Mehrheitseigner Kreisrat Karasch-Severin), die es inzwischen auf ansehliche 3.052.580 Lei Steuerschulden gebracht hat.
Auf der Liste gibt es auch andere, säumige Zahler des Fiskus, etwa die zwei vom Maschinenbauwerk UCMR abgespaltenen Unternehmen Hydro Engeneering (497.907 Lei Schulden) und Re{i]a Reductoare (312.513 Lei). Sie sind deshalb interessant, weil das eine die Entwurfsabteilung für Wasserkraftanlagen ist, die mal eine der Eliteabteilungen von UCMR war, das andere das Getriebewerk RRR (Reductoare Reschitza Renk) war, das einmal zu den vorbildlichsten Maschinenbauwerken der Stadt gehört hat. Nicht ausgeschlossen, dass beide Werke – oder zumindest letzteres – gerade für eine Privatisierung „präpariert“ werden und dass die Steuerschulden bloß die Vorbereitung auf die Wertverminderung sind.