Die einen haben Aufträge von Boeing und Airbus, die anderen bauen moderne Züge und Straßenbahnen. Beide haben nun EU-Fonds an Land gezogen um sich auf dem Wirtschaftsmarkt besserer positionieren zu können. Weil eine lebenswerte Stadt mehr ist, als nur ein Ort, an dem Geld zu verdienen ist, tut die Stadt auch einiges für das Freizeitangebot und lässt – ebenfalls aus EU-Mitteln - die Philharmonie sanieren. Alle drei genannten Einrichtungen haben gleich mehrere Sachen gemeinsam: Sie liegen im Verwaltungskreis Arad und haben ihre finanziellen Hilfen aus dem Regio-Programm der EU über die Mittlerorganisation ADR-Vest erhalten. Die Typologie der ehemaligen Industriesparten konnte durch die Unterstützung der Entwicklungsagentur über weite Strecken erhalten bleiben, allein die Angehensweise habe sich grundlegend verändert, sagt der ADR-Vest-Direktor Sorin Maxim. 1,7 Milliarden Euro hat diese Agentur in den letzten Jahren in den vier Verwaltungskreisen der Westregion vermittelt, etwa 300 Millionen waren es für die Region um Arad.
Einen effizienten öffentlichen Nahverkehr mit neuen Straßenbahnen in Arad unterstützt die EU mit nahezu 100 Millionen Lei. Dabei sollen 20 Straßenbahnen saniert und weitere acht – mit gehobener Energieeffizienz – gekauft werden. Noch vorteilhafter für die Kommune: das Geld bleibt in Arad, denn Zulieferer ist das lokale Unternehmen Astra, das Schienenfahrzeuge für den Personentransport herstellt. Geliefert werden die Bahnen ab Dezember. Innerhalb des Projektes ist der Ankauf eines modernen elektronischen Ticket-Entwertungssystems und von elektronischen Informationsanlagen für das öffentliche Verkehrsmanagement sowie die Erneuerung der Gleise und der Stromleitungen auf einer Länge von 3,2 Kilometern vorgesehen. Dadurch wird laut Daten der ADR erwartet, dass die Zahl der Fahrgäste um nahezu ein Viertel steigt, was den Verkehr entlastet und sich zugleich umweltfreundlich auswirkt. „Wir stehen im Wettbewerb mit den multinationalen Unternehmen in der Region, was das Rennen um die Arbeitskräfte betrifft“, sagt der Astra-Werksleiter Gheorghe Florin Sârbu. Ingenieure, die von der Hochschule kommen, würden sich 2-3 Jahre lang einlernen und einarbeiten, aber dann gehen leider viele weg, auch ins Ausland“, sagt Sârbu. 450 Mitarbeiter beschäftigt der Reisewaggonbauer Astra Arad derzeit, darunter 40 Personen aus Vietnam, die sich „gut angepasst haben“ so der Werksleiter, der zwar auf Auslandskunden hinweisen kann (z.B. aus Brasilien), aber gerne mehr einheimische Kunden hätte. Aufträge gibt es außer Arad noch für Klausenburg und Großwardein. Für Temeswar hat Astra ebenfalls schon Straßenbahnen saniert. Zu weiteren Verträgen ist es nicht gekommen, da Temeswar laut Pflichtenheft höhere Erwartungen bei der Betriebsautonomie der Bahnen hatte, sagt Betriebsleiter Sârbu.
Satellitenanlagen hat das Unternehmen Astra zunächst hergestellt. Noch mehr: „Wir haben anfangs nahezu jeden Auftrag angenommen, der sich uns bot“, sagt der Inhaber des Unternehmens, Valeriu Ghinea. Bereits 1991 hat er sein Unternehmen gegründet und im Weichbild der Stadt Petschka angesiedelt. Er wollte die verfügbaren Arbeitskräfte aus dem Ort nutzen. Dann kam ihm auch noch die gute Lage, die Nähe zur Autobahn, zugute. Etwa 800 Meter sind es bis zur Autobahn, ein fast unschlagbares Argument für Auftraggeber. Große Fluggesellschaften sind heute die Kunden von Astra, die Produkte in dem hochtechnisch ausgestatteten Unternehmen fertigen lassen. Einer der Auftraggeber wollte zunächst andere Produkte in dem Familienunternehmen herstellen lassen, als er jedoch unser Potenzial sah, bot er an, anspruchsvollere Teile herstellen zu lassen“, sagt Ghinea, der zusammen mit seinem Sohn das Unternehmen leitet. Über die ADR-Finanzierung konnten Hochleistungsmaschinen beschafft werden, mit denen Anlagen erzeugt werden, um Flugzeugmotoren zu montieren. Solarenergie, Landwirtschaft und der Bau von Elektro-Skooter gehören mit zum weitverzweigten Tätigkeitsfeld bei Arsat. Durch die Unterstützung von Berufsschulen im dualen System lässt Arsat CNC-Maschinenbetreiber und Schlosser ausbilden. So erhalten Jugendliche aus Petschka und aus umliegenden Ortschaften wie Semlak, Șeitin und Nadlak eine bessere Chance auf dem Arbeitsmarkt.