Temeswar (ADZ) – Zu mehreren Protesten kam es am Dienstag in den Temescher Gemeinden Dumbrăvița und Schag/Șag, nachdem die Präfektur bei der Landesbehörde für Katastrophenschutz die Verhängung einer 14-tägigen Quarantäne über diese beiden Temeswarer Vorortgemeinden sowie über die Vororte der Gemeinden Alexanderhausen/Șandra und Nitzkydorf/Nițchidorf beantragt hat und der „Kommandant der Aktion“, Staatssekretär Raed Arafat, dem Antrag stattgegeben hat. Erneut werden Kontrollen bei der Ein- und Ausfahrt der betroffenen Ortschaften durchgeführt, die Bürger dürfen ihre Wohnungen nur mit eidesstattlicher Erklärung und nur für triftige Gründe verlassen. Alle Schulen werden geschlossen, der Unterricht erfolgt wieder ausschließlich über das Internet. Vor der Allgemeinschule in Dumbr˛vi]a versammelten sich am Dienstag, nach Bekanntgabe der Maßnahme, mehrere Eltern, die gegen die Schließung der Schule protestierten. Auf Facebook wurden die Bürger noch lauter: Gründe für die erneute Quarantäne seien die Veranstaltung von zahlreichen privaten Feiern mit vielen Teilnehmern sowie die Weigerung einiger Restaurantinhaber, ihre Lokale zu schließen.
Der Bürgermeister von Schag wandte sich an die Bürger seiner Gemeinde mit der Bitte, alle Vorbeugungsmaßnahmen einzuhalten und keine geltende Regel zu brechen, forderte jedoch gleichzeitig das Kreiskomitee für Katastrophenschutz auf, seine Entscheidung zu überdenken. Man habe voreilig gehandelt, die für Schag mit 10,87 angegebene Infektionsrate werde demnächst deutlich sinken, schrieb Bürgermeister Flavius Ro{u. Auch der Bürgermeister von Dumbrăvița, Horia Bugarin, zeigte sich über die Maßnahme verwundert und fragte sich ob hier nicht mit zweierlei Maß gemessen wird. Er habe das Gefühl, dass die Kreisbehörde darauf gewartet habe, dass die Inzidenzrate in seiner Gemeinde wieder steigt, um die Quarantäne zu verhängen, obwohl im Falle anderer Ortschaften, wo die Zahlen deutlich schlechter liegen würden, eine solche Maßnahme nicht einmal in Frage gekommen ist. In Dumbrăvița käme es nun zum fünften Mal zur Verhängung einer Ausgangssperre, sagte Bugarin am Mittwoch. Die PSD-Fraktion im Gemeinderat von Dumbrăvița wandte sich an die Temescher Präfektin Liliana Oneț (die weiterhin krankheitsbedingt beurlaubt ist) und an Staatsse-kretär Arafat. Durch die Schließung der staatlichen Schulen entsteht eine Diskriminierung, da private Unterrichtseinheiten weiterhin offen bleiben, so die Sozialdemokraten aus Dumbrăvița. Seit der Präsenzunterricht wieder eingeführt wurde, habe sich in der Gemeinde kein Lehrer und auch kein Schüler infiziert. Man müsse schnell und viel testen und nicht einfach die Schulen schließen. Auch sei die Quarantäne nicht sinnvoll, weil 80 Prozent der Einwohner jeden Tag nach Temeswar in die Arbeit fahren, der Rest aber irgendwelche fiktiven Gründe in den mitzuführenden Erklärungen abgibt und sich deshalb frei bewegt. Genauso soll es im November 2020 und im Januar geschehen sein, die Quarantäne habe nichts gebracht. Im Januar habe man die Quarantäne bei einer Infektionsrate von 6,70 beschlossen, nach zwei Wochen lag sie bei 8,54, so dass man die Maßnahme für eine weitere Woche verlängerte, an deren Ende die Kennzahl bei 6,88 lag.
Am Dienstag lag die Infektionsrate in Dumbrăvița bei 7,68, in Schag bei 10,87, in Alexanderhausen bei 7,34 und in Nitzkydorf bei 10,33. Obwohl auch in Neumoschnitza/Mo{ni]a Nou˛ der Inzidenzwert sieben überschritten hat, blieb diesem Temeswarer Vorort eine Neu-Auflage der Quarantäne vorläufig erspart.