Die Unterfinanzierung des Gesundheitssystems, neue Generika-Arzneimittel, und verhärtete Fronten auf dem Geschäftsmarkt führen dazu, dass der Verkauf von Arzneimitteln in Rumänien im ersten Trimester 2014 um sieben Prozent gesunken ist. Dies die Meinung der Hersteller aus der Pharmaindustrie. “Die Tatsache, dass das Gesundheitssystem unterfinanziert ist, gilt als eines der Hauptprobleme in Rumänien. Die Menschen werden nicht gesünder, aber die Kaufkraft ist nicht da und die Krankenkasse hat nicht das notwendige Geld, sie zu unterstützen“, sagt Peter Bayard, tätig im Vertrieb von Medikamenten in Südosteuropa und ehemaliger CEO des Pharmabetriebs Helvetica Profarm (heute B. Braun Pharmaceuticals) in Temeswar/Timisoara.
Laut Daten des Unternehmens für Marktforschung in der Pharmaindustrie, Cegedim, ist im ersten Trimester 2014 in Rumänien der Verkauf von Arzneimitteln ab Fabriktor um vier Prozent gesunken, im Vergleich zur gleichen Zeitspanne des Vorjahres. Entgegen allen Erwartungen, lag das Gesamteinkommen der Pharmaindustrie im ersten Trimester bei nur 668,8 Millionen Euro. Diese verhältnismäßig geringe Summe ist, Experten nach, auch auf den warmen Winter zurückzuführen. Einen wichtigen Einfluß darauf haben auch die Generika, sagt Peter Bayard: “Die Medikamente werden immer billiger und neue Generika kommen in den meisten Therapiegruppen auf dem Markt, denn der Patentschutz für innovative Arzneimittel läuft irgendwann aus“. Der Verkauf an OTC (nichtverschreibungspflichtigeMedikamente) ist jedoch gestiegen, da das Gesundheitsministerium keine Preisgrenze für diese Produkte setzt, die Apotheken können also den Zuschlag uneingeschränkt anheben und die Patienten können sie nach Gutdünken kaufen.
Drago{ Damian, Präsident der Vereinigung der Hersteller von Generika in Rumänien (APMGR), deutet darauf hin, dass auch in Zukunft die Arzneimittel aus den extremen Preisklassen für die Patienten nicht zugänglich sind: die ganz billigen wecken kein kommerzielles Interesse. Grund seien dafür die hohen Steuern, die die Produzenten ohnehin bezahlen müssen. Und die ganz teuren Medikamente werden für den Export bestimmt. Eine bessere Finanzierung vom Staat kann man kaum erwarten, da er nach und nach teuere Arzneimittel abrechnen muss und bald auch gewaltige Summen den Herstellern, welche bei Gericht die Klagen gegen Clawback gewonnen haben, zurückzahlen muss. Die Clawback-Steuer sieht vor, dass alle Pharmahersteller einen Beitrag an das öffentliche Gesundheitssystem beisteuern müssen und zwar zwischen 5 - 11 Prozent ihres Einkommens. Die Steuer wurde jedoch am Verbrauch von 2011 berechnet und beziehen sich nicht nur auf das Einkommen des Herstellers, sondern auch auf das der Vertreiber und Apotheken, was die Gebühr des Herstellers wesentlich erhöht: „2013 ist der Pharma-Markt um ungefähr drei Prozent gesunken, aber der Wert der Steuern ist, paradoxerweise, um 20 Prozent gestiegen“, sagt Dragos Damian.
Das Schrumpfen des Pharma-Marktes soll auch daran liegen, dass die Finanzierung durch den nationalen Krankenversicherungsfond (Fondul National Unic de Asigurari Sociale de Sanatate - FNUASS) sich nicht am gegenwärtigen Bedarf orientiert, sondern am Arzneimittelverbrauch von 2009. Andere erwähnte Einflussfaktoren sind: die Panik rund um das Thema Änderung der Arzneimittelpreisverordnung, das Fehlen einer stabilen öffentlichen Gesundheitspolitik und an einem harmonisierten Verwaltungssystem, aber auch der häufige Leitungswechsel in einigen Pharmaunternehmen. „Die Ursache ist einmal mehr die schwache Regierung, die das Geld der Krankenkassenprämien nicht dem Zwecke entsprechend verwendet.“ (Peter Bayard)
APMGR vertritt die wichtigsten Hersteller in der Rumänischen Pharmaindustrie: Actavis, AC Helcor, B. Braun Pharmaceuticals, Biofarm, Dr. Reddy’s, Egis, Fresenius Kabi, Gedeon Richter, Glenmark Pharmaceuticals, Infomed Fluids, Krka, Labormed, Magistra CC, Medochemie, Sandoz, Terapia-Ranbaxy, Teva und Zentiva.