Unterrichten in der Coronakrise

Gespräch mit Iulia Sîrbu-Hölzli, Englischlehrerin am Ettinger-Lyzeum in Sathmar

Das Deutsche Theoretische Lyzeum „Johann Ettinger“ in Sathmar Foto: Iulia Sîrbu-Hölzli

Seit dem 11. März 2020 sind in Rumänien die Schulen landesweit zur Prävention der Ausbreitung der Covid-19-Pandemie geschlossen. Hierzu gehört auch das Deutsche Theoretische Lyzeum „Johann Ettinger“ in Sathmar. Die Schule mit deutschem muttersprachlichen Unterricht steht somit wie viele andere vor besonderen Herausforderungen, die Schüler sowie Lehrkräfte zugleich betreffen. Frau Iulia Sîrbu-Hölzli unterrichtet an der deutschen Schule in Sathmar Englisch und die Geschichte der deutschen Minderheit und gab im Interview mit ifa-Kulturmanager Arthur Glaser Einblicke in die momentane Unterrichtssituation.
 

Diese neue Situation stellt sicher alle Lehrkräfte vor besondere Herausforderungen. Sie unterrichten nun ihre Klassen digital. Wie funktioniert das?
Es ist auf jeden Fall etwas Neues für uns alle. Plötzlich mussten wir alles ändern, was wir wussten. Wir mussten unsere Methoden ändern. Anfangs war es schwierig, ich persönlich habe die ersten Wochen genutzt, um zu lernen und um mich zu entscheiden, welche Tools verwendet werden sollen, da es viele davon gibt.

Welche Tools benutzen Sie gegenwärtig für den Online-Unterricht?
Ich benutze fast jeden Tag Google Classroom und Zoom, aber auch andere wie Loom, Quizlet, Google Jamboard, Kahoot und andere.

Wie nehmen die Schülerinnen und Schüler das Angebot dieses Unterrichts an? Wie ist das Feedback?
Das Feedback ist bisher positiv. Natürlich genießen sie diese digitalen Werkzeuge, aber es ist schwer für sie. In erster Linie vermissen sie ihre Freunde und sie haben momentan viele Hausaufgaben. Obwohl es etwas merkwürdig klingt, vermissen sie auch die Schule und ihre Lehrer.

Vor welchen Herausforderungen stehen Ihre Schüler während der Corona-Pandemie ganz besonders?
Ich glaube, es ist im Moment wirklich schwer für sie. Ich bin sehr stolz auf sie, weil sie zu Hause geblieben sind, alle Regeln respektiert haben. Stellen Sie sich also vor, Sie stecken wochenlang vor dem Computer fest und machen Hausaufgaben. Sie müssen die Motivation finden, gesund und optimistisch zu bleiben, ich fürchte hauptsächlich um ihre geistige Gesundheit, nicht nur um ihre, aber auch um unsere.

Sehen Sie durch diese Art des Unterrichts auch Chancen, die man im „analogen“ Unterricht so nicht hat? Nutzen Sie beispielsweise pädagogische Elemente, die sie im Klassenzimmer nicht verwenden?
Ich denke, wir können jetzt alle Arten von Ressourcen nutzen, virtuelle Museumstouren oder interaktive Karten oder auch interaktive Spiele. Das sind Möglichkeiten, die wir im analogen Unterricht so nicht haben oder die wir nicht so oft benutzen können. Ich denke, ein gewisses Gleichgewicht zwischen den beiden wäre ideal.

Haben Sie Rückmeldung auch seitens der Eltern?
Insgesamt zeigen die Eltern eine positive Reaktion. Ich denke, sie sind dankbar für jede helfende Hand, die sie bekommen. Ich verstehe es, ich bin auch selbst Mutter. Es ist eine schwierige Zeit für uns alle und wir müssen einen Mittelweg finden, damit wir alle diese Zeiten überwinden können.

Denken Sie, dass die momentane Unterrichtsphase auch nachhaltig Spuren im rumänischen Schulsystem hinterlassen wird? Beispielsweise auch zu mehr Digitalisierung in den Schulen führt?
Das hoffe ich doch. Wenn nicht, dann haben wir ein Problem. Wir leben in einer Welt, die sich ständig verändert und unser Bildungssystem muss anpassungsfähig sein.