Umweltschützer sind konsterniert. Senator Mihai Goțiu (USR), der sich seit einigen Jahren sehr bemüht um den Erhalt der Südbanater Urwälder, schäumt. Seit mehr als einer Woche zirkulieren auf den sozialen Diskussionsplattformen im Internet Bilder und Filmfragmente über Kahlschläge im südbanater Nationalpark Nera-Schluchten - Beușnița-Wasserfälle, die der Ex-Journalist Go]iu auf seiner Facebook-Seite als „teribile” beschreibt.
Die staatliche Forstaufsicht und -verwaltung Romsilva, Bewacherin und Zerstörerin („Nutzerin”) der geschützten Forste in Personalunion, spricht blauäugig von „völliger Legalität” und von „Falschinformationen” sowie von einer „Schädigung des Bildes der Forstdirektion Karasch-Severin – und implizite des Nationalen Regiebetriebs für Wälder Romsilva”.
Bei Senator Go]iu kann nachgelesen werden: „Tief aufgewühlte Forstwege, entwurzelte oder zu Fransen zerfetzte Bäume, zerstörte Habitate, zu nächtlicher Zeit `eröffnete` Lichtungen mitten im Urwald, in den Tälern des Sele{tiu]a-Baches und im Tal des Beiul Sec, auf einem Areal, das eingestuft wurde als Habitat von gemeinschaftlicher Bedeutung und als Schutzgebiet für Vögel und Fauna, ein Areal, das gleichzeitig das Übergangsareal zum UNESCO-Vollschutzgebiet `Primäre Buchen-Urwälder in den Karpaten` ist.”
Da die „geernteten” Stämme offensichtlich nach einem heftigen Regen aus den Schlägen gezogen wurden, ist der gesamte nächstgelegene Forstweg tiefenzerstört worden. Man hat errechnet, dass solche Forstböden bei `mechanischer Tiefenzerstörung` wie bei Fahrten schwerer Fahrzeuge durch den Schlamm nach Regenfällen zwischen 150 und 200 Jahre zu ihrer vollen Regenerierung brauchen.
Goțiu vermerkt, dass der Forstweg durch kalksteinhaltiges Gelände führt. Beim Abschleppen der („sehr wahrscheinlich illegal geschlagenen”) Stämme seien viele Kalkfelsbrocken disloziert und mit dem Schlamm hinunter ins Tal gerutscht und gekollert, „wo sie das Travertin-Habitat geschädigt haben”. Dass Illegalität im Spiel sein muss, wird durch die Tatsache untermauert, dass alle vom Forstweg aus sichtbaren Baumstümpfe entwurzelt und gekippt wurden, auf dass man nur schwer sehen und rekonstruieren kann, ob sie vor dem Schlagen markiert wurden und wo genau sie wuchsen.
Der Aufregung im Internet versucht die Forstdirektion Karasch-Severin in Reschitza mit einem Kommuniqué zu entgegnen. Dieses beginnt so: „Die Forstarbeiten auf den Arealen U.P.I Valea Bei und U.A.45B auf dem Gebiet des Forstamtsbezirks Montan-Saska/Deutsch-Saska (Sasca Montană) im Verantwortungsgebiet der Forstdirektion Karasch-Severin sind legal und geschehen im Einklang mit der Forsteinrichtung und aufgrund des Managementplans des Nationalparks Nera-Schluchten - Beușnița-Wasserfälle. Dafür gibt es die Verwertungsakte Nr. SUMAL 1513887, für welche eine Einschlag-Genehmigung im Einklang mit der geltenden Gesetzgebung erfolgte.
Die Forstarbeiten geschehen im Bereich des Areals für nachhaltige Konservierung des Nationalparks Nera-Schluchten - Beu{ni]a-Wasserfälle, dort, wo laut Art.22, Abs.(8), Buchst.J der Regierungs-Eilverordnung OUG 57/2007 über das Regime geschützter Naturareale, die Konservierung der Naturhabitate, der wilden Flora und Fauna so etwas möglich ist.”
Das betreffende Areal befinde sich „mehr als 1,5 km” von den Waldparzellen entfernt, die unter UNESCO-Schutz gestellt wurden „und mehr als 1 km entfernt” vom Vollschutzgebiet des Nationalparks Nera-Schluchten - Beușnița-Wasserfälle. Außerdem: „Auf die Forderung hin seitens der Verwaltung des Nationalparks Nera-Schluchten - Beușnița-Wasserfälle und nach Überprüfung vor Ort der Gegebenheiten bezüglich der Möglichkeit zur Verwertung der extrahierten Stämme, wurde die ursprünglich vorgesehene Transporttrasse zum Abtransport der Stämme geändert und eine Umgehungstrasse gewählt, die den Bahndamm einer aufgelassenen Forstbahnlinie nutzt, gerade um das Travertin-Habitat nicht zu schädigen.”
Am 3. Juni habe es auf den umstrittenen Arealen eine Kontrolle seitens der Nationalgarde für Umweltschutz gegeben, die feststellte, „dass das Travertin-Habitat nicht beschädigt wurde”: „Als Folge einer gemeinsamen Kontrolle des Forstamtsbezirks Deutsch-Saska und der Nationalgarde für Umweltschutz sind eine Reihe Defizite festgestellt worden, darunter das Fehlen einer sekundären Forststraße zum Abtransport der Stämme, die hätte gebaut werden müssen, laut Nutzungsautorisierung des Forstareals. Aus diesem Grund wurden Geldstrafen verhängt. Doch ist die Unterlassung keineswegs ein Auslöser für ein irreparables Desaster in den Forst-Ökosystemen.” So die Meinung des amtierenden Leiters der Forstdirektion Karasch-Severin, Ioan Olariu.
Er ist es auch, der vehement von „Falschinformationen” spricht bezüglich der – durch Fotos und Filme allerdings unleugbar nachgewiesenen – Kahlschläge auf geschützten Arealen des Nationalparks Nera-Schluchten - Beușnița-Wasserfälle. „Es ist bedauerlich”, sagte Olariu, „dass seit einigen Jahren das Thema der Verwaltung der Wälder oder der National- und Naturparks von einer Reihe von Organisationen oder Personen dazu genutzt wird, das öffentliche Bewusstsein negativ zu beeinflussen, indem in den öffentlichen Raum Informationen gestreut werden, die nicht der Wahrheit entsprechen, deren Wirkung dergestalt ist, dass sie das Bild der Forstdirektion Karasch-Severin und – implizite – des Nationalen Regiebetriebs der Wälder – Romsilva – schädigen.”
Dass das „seit einigen Jahren” so läuft, geht darauf zurück, dass bis zum heutigen Tag immer noch nicht alle Naturschutzgebiete und Nationalparks des Banater Berglands über Managementpläne verfügen und dass, in engster Zusammenarbeit zwischen der Forsteinrichtung und dem Forstverwalter Romsilva, nach wie vor in geschützten, ja auch in streng geschützten Forstarealen Holz „geerntet” wird.
Das hängt einerseits mit dem Doppelstatus von Romsilva zusammen – die staatliche Forstverwaltung soll einerseits die Wälder schützen und für Aufforstungen sorgen, andrerseits ist sie der Hauptproduzent und -lieferant von Holzstämmen für die in- und ausländischen Holzverarbeiter. Andrerseits ist wahrscheinlich niemand in ausschlaggebender Position – und die mit fetten Provisionen selbstversorgten Parlamentarier schon lange nicht! – daran interessiert, an diesem Doppelstatus, wo eine Position die andere strikt ausschließt, etwas zu ändern. So sind die Spannungen im Forst vorprogrammiert und die Umweltschützer werden unweigerlich zu Don Quijotes, die gegen Windmühlenflügel ankämpfen.