„Es ist ein Traum, Fan einer Mannschaft zu sein, die gleichzeitig ein Mythos, eine Legende ist und eine einzigartige Geschichte hat!“ Das sagt Marius Moise, ein 40-jähriger gebürtiger Rumäne, immer wieder, wenn die Rede auf den Fußballverein von Steaua Bukarest kommt, Rekordmeister in Rumänien schlechthin. Seit mehr als 24 Jahren lebt der aus Bukarest Stammende in Deutschland, doch seine Leidenschaft für den Fußball hat ihn immer wieder nah an seinem Heimatland gehalten. Durch Reisen in ganz Europa für seine rumänische Lieblingsmannschaft, als Fußballkommentator und Dolmetscher bei den Spielen rumänischer Mannschaften im deutschsprachigen Raum, so hat Marius Moise seiner Begeisterung für den Fußball Ausdruck verliehen und diese fast zum Beruf gemacht.
Die erste Liebe vergisst man nie. Daran glaubt auch Marius Moise ganz fest. Obwohl der Bukarester als Kind Mitte der 80er Jahre nach Deutschland ausgewandert ist, schlägt sein Herz immer noch für seine rumänische Lieblingsmannschaft Steaua Bukarest. Wenn sich die Chance ergibt, besucht der Rumäne stets die Auswärtsspiele seiner Herzensmannschaft in Europa und bereitet den Spielern und Trainern immer wieder Überraschungen.
Er feuert die Mannschaft voller Leidenschaft an und hängt riesengroße Banner aus, damit sich die Spieler im Ausland besser fühlen. Dabei vergisst er nie sein Heimatland und ist stolz darauf, dass er Rumäne ist und aus Bukarest stammt.
So hat Marius Moise 2007 auch Ciprian Marica unterstützt, als der rumänische Stürmer zum ersten Mal in der deutschen Bundesliga spielte. „Ciprian, Bine ai venit – VfB Freunde Südbayern!“ (Herzlich willkommen, Ciprian) stand auf dem Banner, den Marius Moise dem rumänischen Spieler widmete. Die Freude war für den ausgewanderten Bukarester umso größer, denn Marica spielte von 2007 bis 2011 für seine zweite Lieblingsmannschaft, den VfB Stuttgart, in der Bundesliga. Seit Kurzem heuerte der rumänische Nationalspieler bei Schalke 04 an.
VfB Stuttgart - sein deutscher Lieblingsverein
Mit 16 Jahren kam Marius Moise nach München. „Meine Liebe zum Fußball musste weitergeführt werden. So brauchte ich auch hier, vor Ort, eine Lieblingsmannschaft“, erzählt Marius. Obwohl Bayern nun sein neues Zuhause war, fiel seine Wahl nicht einfach auf den Verein Bayern München – so leicht wollte er sich das Leben nicht machen. Die Mannschaft, die er schon von Anfang an bewunderte, war VfB Stuttgart.
„Alle betrachteten mich als einen Außenseiter in der Schule: dass ein Münchner einen Rivalen als Team bewundert...“, erinnert sich Marius Moise. Wie er zu dieser Entscheidung kam? „Das erste Spiel, das ich in Deutschland besucht hatte, war eine Partie zwischen VfB Stuttgart und FC Bayern“, erzählt der Rumäne.
Der Auslöser seiner Entscheidung war der Fallrückzieher eines gewissen Jürgen Klinsmann, seinerzeit Stürmer des VfB und aufkommender Star des deutschen Fußball bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Italien 1990. „Ich verliebte mich einfach in die Art und Weise, wie VfB spielte und mein Herz schlug fortan für die Rot-Weißen“, fährt Marius fort.
Somit schenkte sich der damalige, neue VfB-Fan die Mitgliedschaft seines Lieblingsvereins zum 18. Geburtstag. Mit einer eingetragenen Nummer um die Zahl 2000 ist er mittlerweile eines der ältesten VfB-Mitglieder. Marius Moise übersetzte bereits vieles über seinen VfB ins Rumänische und trug somit mit Leidenschaft zur Bekanntheit der Rot-Weißen im Karpatenraum bei, denn der VfB hat jetzt sogar in Rumänien Fans.
Sein Hobby half ihm, sich von Anfang an in Deutschland Freunde zu machen und sich schneller zurecht zu finden. „Mich hat vor allem der Fußball, aber auch andere Sportarten fasziniert. Ich kenne Vereinslogos sogar von Teams aus Marokko bis Südkorea, egal ob Fußball, Basketball oder Handball“, sagt der sportbegeisterte Marius Moise.
Über den Fußball hörte er bereits in frühen Jahren von winzigsten Orten in Deutschland, die selbst Deutschen unbekannt waren. Heute kennt er ehemalige Spieler wie Jürgen Klinsmann, Marius Lăcătuş, Dorinel Munteanu oder Victor Piţurcă persönlich.
Der Rumäne möchte immer etwas ausgefallen wirken. Bei den Heimspielen des VfB trägt er stets die Steaua-Fan-Kleidung und umgekehrt. Als VfB Stuttgart gegen Poli Timişoara im Sommer 2009 spielte, kam er mit zehn Fanbussen aus Deutschland nach Temeswar/Timişoara, fungierte bereits damals als Dolmetscher vor Ort, und war stolz, die Deutschen in seinem Heimatland begrüßen zu dürfen. Dafür hat Marius auch einen Banner entworfen, mit dem er seine deutsche Lieblingsmannschaft willkommen hieß und auch die Fans von Poli begrüßte.
Kindheitstraum als Kommentator erfüllt
Mittlerweile hat der 40-Jährige sogar ein neues Hobby. Er kommentiert Spiele online für einen Wettanbieter auf dem Internetportal www.bet365.com. Vor einem Jahr, zum Anlass der Fußball-WM, suchte das Portal einen Sportkommentator in rumänischer Sprache.
So bekam er gleich den Job und hat bereits mehr als 150 Spiele kommentiert. Ein Traum aus seiner Kindheit war in Erfüllung gegangen. „Als ich klein war, fuhren wir oft mit unserem damaligen Skoda in den Urlaub. Ein Radiogerät hatten wir im Auto nicht, so habe ich während der Reise immer wieder aus dem Gedächtnis Fußballspiele kommentiert – egal, ob es sich dabei um internationale Spiele oder welche aus der rumänischen Liga handelte“, erinnert sich der Rumäne. „Das Spiel, mit dem Steaua Bukarest den Europa-Cup 1986 in Sevilla gewonnen hat, habe ich 20 Mal gesehen. Ich kenne immer noch alle Torszenen des Fußballspiels auswendig“, sagt Marius Moise.
Ein Zeichen für Steaua auf dem Kempsenkopf
Die Leidenschaft für Fußball geht noch weiter zurück. Als kleines Kind wünschte er sich ein Karton-Fußballspiel – bis er jedoch eines geschenkt bekam, hatte er sich sein eigenes Spiel schon gebastelt. Seine Spieler waren Knöpfe, 1,5 Volt Batterien waren seine Tore und an die Kanten des Spielfeldes legte er Seifenverpackungen. „Diese waren als Werbung gedacht, so wie ich es im Fernsehen gesehen hatte“, erzählt Marius. „Ich spielte allein.
Nach dem Spiel kommentierte ich die wichtigsten Ereignisse und übte so auch meine Kenntnisse im Sportjournalismus“, sagt der leidenschaftliche Fußballfan. Seine Vorbilder im Bereich des Sportkommentars sind Cristian Ţopescu, Nicolae Secoşan, Nicolae Soare oder Sebastian Domozină.
Heute besitzt der Rumäne zwei Alben voller Eintrittskarten, Fotos von Lieblingsspielern und unzählige Mitgliedsausweise seines Lieblingvereins VfB-Stuttgart. Er selbst hat bereits unzählige Banner und personalisierte T-Shirts für seine Lieblingsmannschaften und Fußballer entworfen. Um als wahrer Fan bis auf den höchsten Gipfel für seine Idole zu klettern, plante Marius Moise, die Flagge des rumänischen Steaua-Vereins auf dem österreichischen Kempsenkopf-Gipfel (3090 Meter) aufzustellen.
Wegen der komplizierten Strecke musste er jedoch bei 3000 Metern aufgeben. „Der Auf- und Abstieg dauerte insgesamt 18 Stunden. Das war für mich als Laie sehr anstrengend, aber es hat sich gelohnt“, sagt Marius. Jedes Mal, wenn die Bukarester Mannschaft nach Österreich ins Trainingslager kommt, besucht er sie. Auch die Spieler kennen ihn bereits und er fotografiert sich jedes Mal an ihrer Seite. Marius Moise gibt sich vor allem als Fan von Marius Lăcătuş zu erkennen. „Ich bin stolz, dass wir den gleichen Vornamen tragen. Lăcătuş ist schließlich mit seinen zehn Titeln und sieben Pokalen der beste Spieler aller Zeiten, der jemals in der Ersten rumänischen Liga gegen den Ball trat“, sagt der leidenschaftliche Fußballfan. Auch Helmuth Duckadam, der Mann, der vier Elfmeter in Sevilla 1986 aufhielt und es damit bis ins Guinessbook der Rekorde schaffte, zählt zu seinen Idolen.
Weil für Marius Moise gewöhnlich alle (Fußball)Träume in Erfüllung gehen, hat der Bukarester neulich Duckadam in Deutschland getroffen. Einen besseren Platz für eine solche Bekanntschaft hätte es nicht geben können. Beim Gruppenspiel der Europa-League am 1. Dezember, dem rumänischen Nationalfeiertag, spielte Steaua Bukarest beim Bundesligisten Schalke 04. Marius Moise war in seiner neuen Funktion als Dolmetscher, wie schon in diesem Jahr bei den Partien von Oţelul Galaţi in der Champions League in Basel oder von Mainz 05 mit der offiziellen Stadioneröffnung gegen den FC Gaz Metan Mediaş, mit von der Partie.
Die sportliche Zukunft von Marius Moise soll ihn nun nach England führen. Nach mehreren, im Internet kommentierten Partien aus der Premier League, ist jetzt sein großer Wunsch, auch mal in England aus dem Stadion live zu kommentieren. Über seine gerade entworfene Homepage von www.sport-translator.webs.com möchte Marius Moise in Zukunft seine Kommentator- und Dolmetschertätigkeit weiter ausbauen und einen Dienst für interessierten Fußballer anbieten: ein Internetauftritt, selbstverständlich mit deutsch-englischer Übersetzung.