Reschitza – Dr. Gheorghe Borcean, der Karansebescher Chirurg, der seit vielen Jahren Präsident des Ärztekollegiums Rumäniens ist, trat Dienstag mit einer „Warnung an die Offizialitäten“ vor die Öffentlichkeit. „Ich möchte auf keinen Fall als Panikmacher dastehen und unnötig Alarm schlagen, aber ich habe die Pflicht, die Offiziellen und Entscheidungsträger zu warnen. Vor allem im scheinbar bislang von der Pandemie verschonten Banater Bergland.“
Die Krankenhäuser in Reschitza und Karansebesch seien auf den anstehenden Wellenkamm der Pandemie in Karasch-Severin nicht vorbereitet, behauptet Dr. Borcean. „Das Virus wird entscheidende Spuren hinterlassen. Und rumänienweit – eigentlich in der ganzen Welt - kenne ich kein Krankenhaus, das auf einen Massenansturm von Corona-Erkrankungen gut vorbereitet ist! Auf so etwas kann niemand vollständig und umfassend vorbereitet sein.“
Das Krankenhaus von Reschitza habe eine Abteilung für Infektionskrankheiten, in einem eigenen, separaten Gebäude. Dr. Borcean: „Wir alle schätzen, dass binnen einer Woche – höchstens zehn Tagen – die Abteilung für ansteckende Krankheiten in Reschitza und auch jene in Karansebesch überfüllt sein werden. Ich will niemandem Angst einjagen, aber das sind die Informationen, über die wir verfügen und die wir weiterdenken müssen. Wir haben die Pflicht, diese Überlegungen öffentlich zu machen. Der Herrgott möge es so fügen, dass wir uns irren! Aber das ist nun einmal unsere Einschätzung, auch nach dem, was wir in Italien und Spanien und Frankreich beobachtet haben. Wir haben in Karansebesch eine Etage des Spitals für Corona-Fälle freigemacht, in Reschitza die HNO-Abteilung – eine halbe Etage – für die Coronakranken eingerichtet, um dort Beatmungsgeräte zu montieren. Vorerst können wir also Kranke versorgen. Aber in einer Woche? Gar in zehn Tagen?“
Die umfangreichen Investitionen, die man jetzt in aller Eile in Krankenhäuser tätige, so groß sie auch sind, seien ungenügend. Andrerseits: „Weltweit gibt es kein Spital, das über genügend Ärzte verfügt, die mit einer Pandemie fertig werden können. Setzen wir mal voraus: in Reschitza haben wir 20-30 künstlich Beatmete in Covid-19-Behandlung – wer wird die behandeln? Es gibt im ganzen Banater Bergland vier-fünf, vielleicht, bestenfalls, sechs Fachärzte, die dazu befähigt sind. Ein Arzt und zwei Krankenschwestern müssen sechs bis acht, fallweise zwölf künstlich Beatmete betreuen. Das ist am Rande des Menschenmöglichen! Ein künstlich Beatmeter ist ein lebendiger Mensch, dessen Leben fatal von einer Maschine abhängt. Diese Maschine muss über Monitore ständig überwacht, laufend im Auge behalten werden. Das ist weltweit nirgends anders. Uns fehlt aber einfach das Fachpersonal dazu.“