Liebe Schwestern und Brüder!
Zu Weihnachten dreht sich in der Regel alles um den schön geschmückten Tannenbaum, die vielen leuchtenden Kerzen, wohlschmeckendes Festessen, Gedichte und Lieder, die von den Kindern dargebracht werden, die tollen Geschenke, die Freude bereiten und die versammelte Familie. Alles andere ist nebensächlich, ja manchmal sogar störend. Der wahre Grund und der Urheber des Festes werden nicht selten vergessen. Dass wir das Geburtsfest unseres Heilandes Jesus Christus feiern ist bei Weitem nicht mehr allen bewusst. Und dass Gott in seiner Liebe zu uns seinen Sohn unser Menschsein hat annehmen lassen, ist eher uninteressant.
Das war aber nicht immer so. Früher, in alten Zeiten, hatten die Menschen für Gott nur den einen Namen: Gott. Sie kannten keinen anderen. Sie fragten sich, ab sie ihm nicht auch andere Namen geben konnten. Sie berieten sich und einigten sich, in einer Woche wieder zusammenzukommen, wobei jeder einen Namen für Gott mitbringen sollte. Den schönsten wollten sie auswählen und Gott geben. Wie abgemacht trafen sie sich nach einer Woche wieder. Der Erste brachte eine Schale, in der ein Feuer brannte. „Für mich ist Gott ‚Sonne‘, sie schenkt uns das Licht und die Wärme und jagt die Nacht davon.“ Ein Zweiter kam auch mit einer Schale daher, die mit Wasser gefüllt war. „Wasser, so sollten wir Gott nennen, denn aus dem Wasser fließt alles Leben.“ Ein Dritter bückte sich auf den Boden, nahm fruchtbare Erde in seine Hand und ließ sie durch die Finger gleiten: „Erde ist der richtige Name für Gott, denn sie trägt uns und bringt unsere Nahrung hervor.“ Der vierte hielt ein Segel in die Höhe, sodass der Wind hineinblies und es wölbte und fortfliegen wollte. „Luft, Wind, das ist mein Name für Gott, denn Wind treibt die Schiffe an und von der Luft leben wir, sie lässt uns atmen.“
Der Fünfte aber schwieg. Er trug ein kleines Kind auf dem Arm. Er wog es sanft. „Was ist denn dein Name für Gott?“, wurde er von den Umstehenden gefragt. Er sagte aber nichts und wiegte weiter das Kind. Alle wurden sie still, schauten sich dann an, bis einer aussprach, was alle dachten: „Das ist der schönste Name für Gott: Vater und Mutter.“ Und alle fielen ein „Gott ist unser Vater und unsere Mutter.“
Christus ist geboren. Der Sohn Gottes. Gott wird Mensch. Das dürfen wir „alle Jahre wieder“ insbesondere feiern. Es ist das Fest der Liebe unseres himmlischen Vaters zu uns Menschenkindern. Ein Vater, der uns zugleich wie eine Mutter umsorgt und nahe ist, in guten Zeiten wie in schweren Stunden. Darauf können wir mit Weihnachten und seit Weihnachten vertrauen und fest darauf bauen. Achten wir fürderhin auf den Grund und Urheber des Festes, bleibt die Liebe Gottes spürbar und erfahrbar unter uns, sodass wir sie auch weitergeben können. Sie will uns sogar den Weg leuchten in das neue Jahr, in die Zukunft hinein.
In diesem Sinne – allen ein Weihnachtsfest 2022 mit der Liebe Gottes und ein Neues Jahr 2023 unter dem wärmenden und friedvollen Lichtstrahl dieser väterlichen und mütterlichen Liebe!