Wo einst die Schmuggler schlichen…

Der Törzburg-Rucăr Pass, und seine versteckten Winkel

Das Törzburger Zollschloss ist der Hauptanziehungspunkt der Urlaubsregion im Bran-Rucăr-Pass. Foto: Hans Butmaloiu

Bergpanorama im Bran-Rucăr Tal Foto: Nina May

Wenig bekannt ist die Steinkapelle gegenüber des Dietrichsteins in welcher – symbolisch – das Herz der Königin Maria beigesetzt wurde, als Zeichen ihrer Liebe für diesen Ort.
Foto: Hans Butmaloiu

Reisende, welche von Kronstadt/Braşov aus gegen den Süden ziehen wollten, hatten bis zur Erschließung der Strecke durch das Prahova-Tal zwei Möglichkeiten: entweder über Săcele und von dort über den Cheia-Bratocea-Pass, oder über Törzburg/Bran und den von hier beginnenden Pass Richtung Rucăr, wobei letztere Strecke für Jahrhunderte die bevorzugte gewesen zu sein scheint.

Verlässt man heute Kronstadt in Richtung Piteşti auf der Nationalstraße 73 (E574), so gelangt man – nachdem man Rosenau durchquert hat – nach 25 Kilometern in Törzburg/Bran an. Von hier, aus dem kleinen Städtchen mit knapp 5500 Einwohnern, öffnen sich mehrere Täler, welche heute dem modernen Tourismus erschlossen sind.

Hauptanziehungspunkt des lokalen und regionalen Tourismus ist und bleibt die Törzburger Zollfestung auf dem Dietrichstein, doch nebenbei entwickelte sich in den letzten Jahren eine ganze Infrastruktur an Pensionen, Hotels, Gästehäusern und Herbergen, zu welchen ein Netz von Nebenstraßen führt, die alle aus der DN 73 abzweigen und im Allgemeinen recht gut ausgeschildert sind.

Hat man jedoch einmal sein Ziel festgelegt und ist nicht ortskundig, so sollte man sich einen Lageplan im Internet anschauen und die Anweisungen an den Kreuzungen befolgen, dort, wo die Namen der Hotels und Pensionen angegeben sind, um schnell ans Ziel zu kommen. Dieses befindet sich in Fundata, wo zur Linken das Bucegi-Gebirge und zur Rechten der Königstein aufragen.

Fundata

Die Gemeinde, ein stark ausgebautes Dorf, welches noch nicht den Status einer Stadt erhalten hat, umfasst auch die eingemeindeten Dörfer Şirnea und Fundatica. Erstmals wurde der Ort 1732 urkundlich erwähnt, als er noch zum Königreich Ungarn gehörte und ausschließlich von Rumänen bewohnt war. Die mündliche Lokalgeschichte erzählt, dass diese von Süden her über Ruc²r gekommen sind, um die besseren Steuerbedingungen zu nutzen. Ihre Schaf- und Rinderherden ließen sie sowohl auf der Süd- als auch der Nordseite weiden und verkauften ihre Erzeugnisse, Käse, Wolle und Fleisch, in beide Richtungen.

Da bei dem stetigen Wandern aus dem Ort auf die Weiden rundum auch ein kleiner Nebenhandel abgewickelt wurde, kamen die Einwohner aus Fundata und Törzburg schnell in den fragwürdigen Ruf, schlitzohrige Händler und Schmuggler zu sein. Diesem Kleinhandel über die Grenze hinweg und am Zoll vorbei wurde nach dem Ende des Ersten Weltkrieges ein Ende gesetzt, als es keine Grenze mehr gab. Geblieben ist aber ein Netz von verschlungenen Wegen und Pfaden, die ausgebaut wurden und heute dem Tourismus nützen.

Villen, Herbergen und Pensionen

Der Bereich zwischen Törzburg, Fundata und der Nachbarortschaft Moeciu bietet ein so reiches und gestaffeltes Angebot an Unterkünften, dass selbst die einfache Auflistung den Rahmen sprengen würde. So gut wie alle verfügen über eine eigene Küche, in welcher Selbstgezüchtetes oder Angebautes zubereitet wird.

Diese Form der Selbstversorgung, vom Brot bis zum Speck, schließt jedoch nicht den modernen Komfort aus, den ein Urlauber wünscht. Internetzugang, Satellitenfernsehen und Kommunikation gibt es ebenso wie Klubs mit Tanz- und Unterhaltungsmöglichkeiten. Und wo es Nachfrage gibt, da entsteht auch das Angebot, sodass mehrere Hotels Konferenzräume mit gehobener technischer Ausstattung eingerichtet haben, die für Seminare und Konferenzen geeignet sind.

Einige Allgemeinheiten und Besonderheiten sollen hier noch erwähnt werden. Die Höhenlage – 1360 Meter - und die Jahresdurchschnittstemperatur von 7 Grad Celsius sichern fast das ganze Jahr über sehr angenehmes Urlaubswetter mit schneereichem Winter, angenehmem Sommer, warm aber nicht heiß und besonders schönem Herbst. Übrigens ist Fundata die höchstgelegene Ortschaft Rumäniens. 

Was gibt es zu sehen?

Selbstverständlich wird niemand durch Törzburg fahren, ohne die ehemalige Zollfestung zu besichtigen (Fundata – Törzburg, 15 Minuten Autofahrt). 1377 beschlossen die Kronstädter, diese als Schutz- und Zolleinrichtung zu erbauen und erhielten dafür die Genehmigung von König Ludwig dem Großen. Heute floriert um die Burg herum ein buntes Geschäft mit der Legende des Grafen Dracula, wobei niemand fragt und eigentlich auch gar niemand hören will, dass Vlad der Pfähler damit nichts gemeinsam hat. Doch als Aushängeschild und Werbung ist das Konterfei des bekanntesten Vampirs gut, um 500.000 Besucher jährlich heranzuziehen.

Wer für Vampirgeschichten und Gruselpartys nichts übrig hat, der kann hier, im Umfeld von Fundata und Moeciu, die Ruhe und Entspannung finden, die er im Alltag vermisst: Wanderungen durch den Naturpark Bucegi, durch den Nationalpark Königstein, durch die Zarneşti-Schlucht, zu der Dămbovicioara-Höhle oder zu der Fledermaus-Höhle neben dem Dorf Peştera. Alle diese Ziele und noch einige mehr sind in Tagesausflügen zu erreichen.  Doch die Pensionen und Hotels bieten auch viele Freizeitbeschäftigungen auf dem eigenen Gelände. Kleinere oder mittlere Sportplätze, Spielplätze für Kinder oder Kegelbahnen gehören dazu.

Eine Besonderheit ist die Winterzeit, vor allem die Zeitspanne zwischen Weihnachten und Neujahr, wenn hier Hochkonjunktur herrscht. Dann können Gruppen oder Familien eine ganze Pension für eine Woche belegen und bekommen dazu noch Fahrten durch die Gegend im Pferdeschlitten, Lagerfeuer und wenn gewünscht auch ein Feuerwerk.

Über die Speisen kann im Vorhinein verhandelt und Sonderwünsche bestellt werden, ansonsten herrscht hier die eigene Küche mit ihren Delikatessen vor: Schafskäse, Räucherkäse, Pastrami, Würstefür alle Geschmacksrichtungen, wobei sich die scharfen, vor allem die mit Knoblauch, größter Beliebtheit erfreuen. Solche Bedingungen bietet z. B. die Vila Alpin in Fundata, eine für die Region repräsentative Pension in Familienbetrieb mit Eigenversorgung, acht Doppelzimmern, Zugang zur Küche, um selber etwas zuzubereiten, Kinderspielplatz, eigener Pferdeschlitten im Winter.