Ich war am Freitag abend im Temeswarer Rosenpark bei der westrumänischen Endspurtbegegnung des Präsidentschaftskandidaten Klaus Werner Johannis mit seinen Parteigängern aus den Verwaltungskreisen Bihor, Arad, Hunedoara, Karasch-Severin und Temeswar/Temesch dabei. Ich gebe zu: ich habe mich, trotz journalismuseigener Zurückhaltung und gesundem Mißtrauen gegenüber jedem Enthusiasmus des Volkes irgendwie anstecken lassen: mein Entschluss, an diesem Sonntag und in zweieinhalb Wochen für Johannis zu stimmen, hat sich gefestigt. Trotz der Tatsache, dass mir Zweifel und Fragen geblieben sind. Aber vielleicht können wir wirklich erstmals in 25 Jahren zwischen Gut und Schlecht, und nicht für das kleinere Übel stimmen.
Ich habe auf dieser Temeswarer Wahl-Großversammlung (die Veranstalter sprachen von „20.000, ja 50.000 Teilnehmern“, ich meine, es waren um die 7.000, wenn`s gut geht höchstens 10.000 Menschen anwesend) hervorragende Redner kennengelernt, die sich meisterhaft auf Stimmungsmache und –manipulation verstehen: der Arader Bürgermeister Gheorghe Falca, der Kreisratsvorsitzende von Hunedoara, Mircea Molot, die Karasch-Severiner Rechtsanwältin und PDL-Abgeordnete Valeria Schelean (von dieser scharfzüngigen und glasklar denkenden 33jährigen Politikerin wird noch zu hören sein!) oder die weiblich-persuasive, seit ihrer Scheidung blendend aussehende Adriana Saftoiu, die einen ganz anderen, aber genauso zielführenden Diskurs pflegte, unmerklich aufbauend auf die Schlagwörter der Wahlkampagne von Klaus Johannis, die sie einer extrem diversen Masse auf ganz persönliche Art beibrachte, ganz ohne Trommeln und Einhämmern.
Und ich habe Klaus Werner Johannis erlebt, wie er einen etwas anderen Johannis abgeben wollte, ein bisschen etwas zwischen gnadenlosem Einpeitscher, vorsichtigem Versprechengeber und dem (manchmal allzu) zurückhaltenden Johannis, den wir von Forum kennen. À propos Forum: er hatte den DFDR-Abgeordneten Ovidiu V. Gan] und den DFDB-Vorsitzenden Karl Singer auf die Großbühne des Rosenparks geladen und extra begrüßt, was einen kleinen Beifallssturm auslöste. Gar nicht schlecht für die Seele...
Der Spitzenkandidat der Rechten hatte eine ganze Reihe schwergewichtiger westrumänischer Politiker und Abgeordneten um sich geschart ( angezogen, herbeordert, herzitiert...?), einer aber fehlte in meiner Rechnung: der PNL-Vizepräsident, das Südbanater Faktotum Sorin Frunzaverde. Seine von den Medien nachträglich eingeforderte Erklärung klang dürr, fadenscheinig: wegen der akuten Überschwemmungsgefahr musste die Karasch-Severiner Kreisratsspitze zuhause bleiben. Komisch: als die erste Großversammlung in Bukarest war, hatte sie sich auch gedrückt....
Johannis machte in Temeswar zwei öffentliche Gelöbnisse: während seiner Präsidentschaft wird ein Hauptwort der rumänischen Politikszene verschwinden: „BARONE“; und er wird am 16. Dezember, wenn in Temeswar 25 Jahre seit Beginn der Revolution gefeiert werden, als Präsident dabei sein.
Ich wähle am Sonntag Johannis.