Sie sind jung und lieben das Theater: Ungefähr 180 Schülerinnen und Schüler aus verschiedenen Ecken Europas reisten am Wochenende zum 17. Internationalen Jugendtheaterfestival nach Temeswar, um sich dem Schauspiel zu widmen, Neues dazuzulernen und Freundschaften zu schließen. Veranstaltet wurde das Festival von den NiL-Theatergruppen aus Temeswar, dem Deutschen Staatstheater (DSTT) und dem Nikolaus-Lenau-Lyzeum. In diesem Jahr dabei waren Schülertheatergruppen aus verschiedenen Städten: die drei NiL-Gruppen (NiL, NiL Junior und After NiL) aus Temeswar, die Gruppe des Solitude-Gymnasiums in Stuttgart, die zusammen mit der Theatergruppe Sanktannja aus Sanktanna Sophokles´“Antigone“ aufführte, die Bukowiner Phoenix aus Czernowitz in der Ukraine, die Kindertheatergruppe „Die Lustigen“ des Deutschen Kulturzentrums Temeswar, die Gruppe des Gymnasiums Valjevo aus Serbien, FILM AB des „Mihai Eminescu“-Nationalkollegs aus Jassy, FELIX von der Grundschule Petrijanc und die STURM-Theatergruppe der Grundschule Cestica, beide aus Kroatien.
„Es gibt keine andere Kunst, die so direkt Reisen ermöglichen kann - an Orte, die einem sonst fern bleiben würden: von der Antike bis in die ferne Zukunft, von den Staaten bis in den Fernen Osten. Das kann nur das Theater machen“, sagte DSTT-Intendant Lucian V²r{²ndan bei der Eröffnung des Jugendtheaterfestivals. Am ersten Abend durften sich die Teilnehmer die Aufführung „Eigentlich schön“ von Volker Schmidt anschauen. Danach ging es weiter mit der Arbeit, denn in Workshops lernten sie von den Profis, was der Schauspielberuf voraussetzt bzw. wie sie sich auf der Bühne zu verhalten haben.
Isolde Cobeţ, die Leiterin der NiL-Gruppen, ist seit Jahren das Herz des Jugendtheaterfestivals. In diesem Jahr beschloss sie, sich im Workshop der jüngeren Schüler anzunehmen, Schüler der Klassen 5-7. „Bei dem Workshop ´Casting für uns´ sollen die Schüler erzählen, was ihre Traumrolle ist. Wir haben auch gelernt, dass es kein Theaterstück ohne Konflikt gibt. Am Ende wollen wir einen Monolog entwickeln“, sagte sie. Dass es ihr vielleicht langweilig geworden ist, seit so vielen Jahren das Internationale Jugendfestival zu organisieren, das weist Isolde Cobeţ entschlossen von der Hand: „Die Jahre sind wie im Flug vergangen. Wenn man an die Teilnehmer denkt, ist es eine große Freude, dieses Festival für sie zu organisieren. Man darf diese jungen Leute nicht aufgeben“. Dass man bei der Veranstaltung eines groß angelegten Festivals Unterstützung braucht, ist offensichtlich. Die Mitglieder der NiL-Theatergruppen engagierten sich freiwillig, damit es den Gästen rundum gut geht und das Ereignis gelingt. „Man muss dafür sorgen, dass die Schüler abgeholt werden, dass sie untergebracht werden, dass die Bühne vorbereitet ist, man hilft ihnen einfach. Aber ich mache das mit sehr viel Spaß“, sagte Niko Becker von der NiL-Theatergruppe. „Das Festival ist für mich der Höhepunkt des Jahres“, sagte der 17-jährige Lenau-Schüler.
Neben der Unterstützung, die die Mitglieder der NiL-Theatergruppe bei der Veranstaltung des Festivals boten, waren es auch die Schauspielerinnen Dana Borteanu und Isa Berger, die zum guten Gelingen des Festivals beitrugen. Isa Berger hielt einen Workshop zum Thema „Theaterspiele“. „Viele Kinder haben ein Problem damit, vor Publikum aufzutreten. Mit Hilfe dieser Theaterspiele lernen sie, sich zu entspannen, sich nicht peinlich zu fühlen, nicht verkrampft auf der Bühne zu stehen, sondern sich als etwas Besonderes zu fühlen“, sagte Isa Berger. Bei den Workshops ging es unter anderem um Körpersprache, um die Grundlagen der Bühne, um Gesang und Sprache, um Konzentration, Tanz und Bewegung, u.v.m. Die Workshopleiter kamen aus Rumänien, Deutschland und Österreich. Der Dozent für Sprecherziehung an der Abteilung für Schauspiel und Regie der Universität der Künste Berlin, Simon Schlingplässer, hielt zusammen mit DSTT-Schauspieler Radu Vulpe einen Workshop zum Thema „Körper und Stimmtraining“. „Bei diesem Workshop geht es um die Verbindung von Stimme und Körper. Die Schüler sollen mitbekommen, dass Stimme nicht nur Artikulation ist, sondern dass sie mit dem Gesamtkörper etwas zu tun hat, mit Kommunikation, mit Spaß, Freude und auch mit Energie“, sagte Simon Schlingplässer. „Es ist gut, dass in diesem Jahr die Gruppe klein ist, denn man kann dann den Schülern besser entgegenkommen. Ich möchte ihnen die Freude am Theater, des Sich-Bewegens auf der Bühne mit auf den Weg geben“, sagte Radu Vulpe.
Für die anwesenden Schülerinnen und Schüler waren es ein paar volle Tage in Temeswar. Immer vormittags waren Theaterworkshops angesetzt, wobei sie am Nachmittag und Abend ihre schauspielerische Ader unter Beweis stellten: Jede der teilnehmenden Schülertheatergruppen führte ein eigenes Theaterstück auf der Bühne des Deutschen Staatstheaters Temeswar auf. Zum Schluss waren sich Organisatoren und Teilnehmer einig: Das Festival war auch in diesem Jahr ein Erfolg und soll im nächsten Jahr seine 18. Auflage erleben.