Temeswar - 750.000 Euro für Lehrerinnen und Lehrer, die in Rumänien in der Muttersprache Deutsch unterrichten – diese Sondergratifikation für Lehrkräfte wird aus dem Bundeshaushalt gewährt. Die Verdoppelung des Entschädigungsgeldes für Opfer von Flucht und Vertreibung ist ein weiteres Vorhaben, das umgesetzt wurde. Die duale Berufsausbildung, wodurch für die Unternehmen aus dem deutschsprachigen Raum, die in Rumänien angesiedelt sind, qualifizierte Arbeitskräfte gesichert werden, soll von deutscher Seite unterstützt werden. Darüber und über weitere Anliegen der deutschen Minderheit in Rumänien wurde bei der 18. Sitzung der deutsch-rumänischen Regierungskommission in Temeswar/Timişoara diskutiert. Die Tagung fand vergangene Woche im Gebäude der Temescher Präfektur statt.
Der Grundstein der Zusammenarbeit zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Rumänien wurde durch einen bilateralen Vertrag im Jahr 1992 gelegt. Seitdem werden Treffen der deutsch-rumänischen Regierungskommission veranstaltet, bei denen die Probleme der deutschen Minderheit in Rumänien in den Fokus rücken. Diese Sitzungen fanden bisher allerdings nicht jährlich statt, was sich künftig ändern soll – ließ George Ciamba, Staatssekretär im rumänischen Außenministerium, wissen. „Wir haben im vergangenen Jahr beschlossen, die Sitzung in Temeswar abzuhalten, zumal in diesem Landesteil die Mehrheit der Deutschen aus Rumänien lebt“, erklärte Staatssekretär Ciamba, wieso bei der Tagung in Berlin Anfang April 2014 die Entscheidung gefallen war, die nächste Sitzung der gemischten Regierungskommission in der Stadt an der Bega zu veranstalten. Geleitet wurde die Sitzung von dem rumänischen Staatssekretär und von dem Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Hartmut Koschyk MdB. Kulturelle, soziale und wirtschaftliche Aspekte, die die deutsche Minderheit in Rumänien betreffen, wurden angesprochen.
„Die Hauptbotschaft ist, wir werden weiter eng und vertrauensvoll zusammenarbeiten, um diese Brückenfunktion der deutschen Minderheit in Rumänien, wie sie im Freundschafts- und Partnerschaftsvertrag von vor 23 Jahren niedergelegt ist, mit Leben zu erfüllen. Sowohl durch politische Anstrengungen, als auch durch die zur Verfügung Stellung von Haushaltsmitteln“, sagte Hartmut Koschyk. „Die Bundesrepublik Deutschland wird also in ihren Fördermaßnahmen durch das Bundesministerium des Inneren und das Auswärtige Amt nicht nachlassen. Wir haben in bestimmten Bereichen sogar die Förderung ausgebaut, auch unsere Bundesländer tun einiges – Bayern und Baden-Württemberg“, fügte Koschyk hinzu. 2014 wurde in der Regierungskommissionssitzung das Problem junger Menschen angesprochen, die sich zu Lehrerinnen und Lehrern in deutscher Muttersprache ausbilden lassen, allerdings attraktivere Löhne in der Wirtschaft vorfinden und nicht mehr ins Lehrwesen eintreten. „Deshalb haben wir innerhalb einen Jahres eine großzügige Zusatzfinanzierung aus Deutschland auf den Weg gebracht und uns einen administrativen Weg überlegt, um diese Sondergratifikation an Lehrer jeden Alters zu bringen“, sagte Hartmut Koschyk.
Probleme erkennen, benennen und lösen – dies sei das Hauptanliegen der deutsch-rumänischen Regierungskommission. Zu den Problemen, die angesprochen wurden, gehörten jene der deutschen Nikolaus-Lenau-Schule in Temeswar und des Johann-Ettinger-Lyzeums in Sathmar/Satu Mare. Hier seien dringend neue Gebäude nötig, um die Schülerinnen und Schüler unterzubringen, ließ Ovidiu Ganţ, der Abgeordnete der deutschen Minderheit im rumänischen Parlament, erkennen.
Vertreter aus verschiedenen Ministerien, des Auswärtigen Amtes, des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, der Landsmannschaften der Banater und Sathmarer Schwaben sowie des Verbandes der Siebenbürger Sachsen waren bei den Gesprächen in Temeswar dabei. Es sei Sinn und Zweck der Tagung, die wichtigsten Akteure der deutschen Minderheit zusammen an einem Tisch zu haben und auf Augenhöhe über diverse Anliegen zu diskutieren, betonte Hartmut Koschyk. „Wir haben keinen patriarchalischen, sondern einen partizipatorischen Ansatz von Minderheitenpolitik. Ein solches Format der bilateralen Zusammenarbeit haben wir mit keinem anderen Land“, sagte Koschyk, der Anfang August bei der Einweihung der sanierten Basilika Maria Radna - ein weiteres erfolgreiches Beispiel der deutsch-rumänischen Zusammenarbeit, so Koschyk - erneut in Rumänien anwesend sein wird.
„Die Art und Weise, wie die deutsche Minderheit von dem rumänischen Staat unterstützt wird, ist ein einzigartiges Erfolgsmodell“, betonte Staatssekretär Ciamba. „Dies beweist, dass sowohl wir, als auch die Bundesregierung die deutsche Minderheit in Rumänien wertschätzen“, fügte George Ciamba hinzu. Die nächste Sitzung der deutsch-rumänischen Regierungskommission wird im kommenden Jahr in Deutschland stattfinden.