Aus Angst vor Krebs ließ sich Anfang dieses Jahres eine der begehrtesten Schauspielerinnen der Welt, Angelina Jolie, beide Brüste amputieren. Dies zog ein Alarmsignal unter Frauen rund um die Welt, denn eins wurde klar: an Brustkrebs kann jede Frau, egal ob sie ein Hollywoodstar ist und egal, wieviel Geld sie verdient, erkranken. Einen weiteren Schock bekamen Frauen weltweit auch vor Kurzem, als sich eine US-Moderatorin innerhalb der Frühstücksendung „Good Morning America“ einer Live-Mammographie unterzog. Damit wollte Amy Robach Frauen auf die Wichtigkeit von Vorsorge-Untersuchungen aufmerksam machen und ihnen die Angst davor nehmen. Allerdings hatte die Moderatorin nicht damit gerechnet, selber Krebs zu haben. Die Diagnose erwies sich jedoch als ein Schock für die 40-Jährige.
Die Statistiken in Rumänien zeigen, dass allein 2012 rund 6.000 Frauen mit Brustkrebs diagnostiziert wurden. Davon erfuhren 90 Prozent der Patientinnen erst in einer fortgeschrittenen Phase der Krankheit – das senkt dramatisch die Überlebechancen der Kranken.
So heißt die Devise der Kampagnen für Prävention und Früherkennung von Brustkrebs meistens: je früher entdeckt, desto größere Chancen auf Heilung gibt es. Das nimmt sich auch eine Gruppe von Freiwilligen in Temeswar/Timişoara vor. Die Freiwilligen starteten vor fast zwei Monaten die Kampagne Help25.
25 ist die Zahl, die ab nun Frauen in Westrumänien bei der Frühentdeckung und Prävention von Brustkrebs helfen kann. Die Help25 Aktion hat sich vorgenommen, 25 Gründe dafür zu finden, unter anderem, da ungefähr 25 Euro eine Mamografie kostet, 25 Ereignisse zur Information und Beratung werden innerhalb der Kampagne veranstaltet, 25 Botschafterinnen der Kampagne, rumänische Promis und Geschäftsfrauen, werden auch dazu beitragen, 25 ist auch die Anzahl an Monaten, in denen durch die Kampagne insgesamt 5.000 kostenlose Mammographien für Frauen ohne oder mit geringem Einkommen angeboten werden. Das Programm ist so gedacht, dass der Preis einer Mammographie für eine Frau, die sich eine solche leisten kann, eigentlich zwei solche Untersuchungen abdeckt. „Diese Frau kann somit ihre eigene Untersuchung, aber auch die einer anderen, unbekannten Frau bezahlen“, erzählt Smaranda Marcu, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit innerhalb der Kampagne.
Das Mammograph kostet 200.000 Euro. Für dessen Erwerb werden bis Ende November zahlreiche Sammelaktionen veranstaltet. Danach geht das Projekt weiter, indem das Programm für Prävention und Früherkennung in der gesamten Westregion bis 2016 eingeführt wird.
Doch innerhalb der Kampagne geht es nicht nur um Prävention im klassischen Sinne, sondern man möchte auch zur medizinischen Forschung im Bereich der Früherkennung von Brustkrebs beitragen. Das gesamte Projekt wurde vom Verein Oncohelp initiiert. Innerhalb der kommenden zwei Jahren werden also durch die Help25-Aktion Spenden gesammelt, die später dann für ein Mammographie-Screening-Programm benutzt werden soll. Dieses soll umso mehr Frauen über 40 aus Städten und Dörfern zur Verfügung stehen. Die vier Verwaltungskreise sind Temesch/Timiş, Arad, Karasch-Severin und Hunedoara. Das Programm soll durch die öffentlichen Institutionen, durch Bürgermeisterämter als auch über die jeweiligen Kultus-Einrichtungen bekannt gemacht. „Jedoch sollen Frauen jeden Monat ihre Brüste selber abtasten, so können sie jedwelche Veränderungen erkennen“, sagt Mihaela Ciotea, Koordinatorin der Kampagne.
Gleichzeitig wird in Zusammenarbeit mit der Universität für Medizin und Pharmazeutik Temeswar auch eine Datenbank erstellt. „Alle Ergebnisse der Mammographien und der Blutanalysen werden in dieser Datenbank gespeichert. Ziel ist die Früherkennung von Brustkrebs durch eine einfache Blutanalyse“, sagt Mihai Şuta, Koordinator der Help25 Aktion. Die Aktion, die er zusammen mit Mihaela Ciotea initiiert hat, könnte somit auch ein Beispiel für ganz Rumänien werden.
Teil der Kampagne ist auch Anghelina Glisici. Sie ist Leiterin der „Violeta“ Supportgruppe für Frauen, die mit Brustkrebs diagnostiziert wurden. Die Gruppe wurde 2006 innerhalb des OncoHelp Vereins gegründet und hat als Ziel, Treffen für Frauen mit Brustkrebs zu veranstalten. Innerhalb dieser Treffen können diese Frauen Beratung, aber auch psychologische Unterstützung bekommen sowie Rekuperationsgymnastik für ihre Armmuskeln in Anspruch nehmen. „Meine Rolle in dieser Kampagne ist nicht, Frauen Angst einzuflößen und ihnen zu sagen, dass wenn sie sich nicht untersuchen lassen, sie erkranken werden. Ich bin da, um den Frauen zu zeigen, dass es ein Leben auch nach der Brustkrebs-Diagnose gibt“, sagt Anghelina Glisici. Sie selbst hat Brustkrebs überwunden. Insgesamt 30 Mitglieder hat die Supportgruppe, zu den wöchentlichen Treffen kommen etwa 15.
Die Kampagne begann im September und umfasste bereits mehrere Events. Die Frauen aus Westrumänien können wöchentlich an verschiedenen Veranstaltungen teilnehmen, Informationen bekommen und Geld für andere Frauen in Not spenden. Auch MaxAir, die Tochterunternehmen der Temeswarer Firma Netex unterstützte vor Kurzem die Kampagne zur Krebsbekämpfung. MaxAir spendet einen Teil des Erlöses aus kommerziellen Flügen der Firma und versucht gleichzeitig auch das Personal und die Kunden zum Spenden zu bewegen.