„Es zeigt sich, dass Heimat nicht nur Häuser, Gassen, Kirchen, Schulen, sowie Felder und Fluren, sondern in erster Linie die Menschen sind. Menschen, verbunden durch ein gemeinsames Schicksal, eine gemeinsame Vergangenheit, Kultur und Zivilisation“, sagt Hans Harle, Ehrenvorsitzender der Heimatortsgemeinschaft (HOG) Neudorf.
Die Banater Ortschaft Neudorf im Kreis Arad feierte das 250-jährige Jubiläum seit der Ansiedlung der Deutschen im Heckeort. Zu diesem Anlass kamen zahlreiche Neudorfer, die in Deutschland leben, um gemeinsam mit der Gemeindeverwaltung und den jetzigen Ortsbewohnern dieses Fest würdig zu begehen. „Wir waren angenehm über den freundlichen und freundschaftlichen Empfang überrascht. Marian Toader, Bürgermeister in Guttenbrunn/Zǎbrani (Neudorf ist eine anrainende Ortschaft) und der gesamte Gemeinderat haben uns erfreuliche und erlebnisvolle Tage geboten, die wir als Erinnerungsstück mit nach Deutschland nehmen werden“, sagte Ewald Kollmer, Vorsitzender der HOG Neudorf.
Nach einem Friedhofsbesuch der Neudorfer mit Gedenken an die Verstorbenen wurde in der römisch-katholischen Kirche die Festmesse zelebriert. Anschließend besichtigten die Gäste das renovierte Kulturhaus, es wurde neu eingeweiht. Fest- und Begrüßungsansprachen hielten Marian Toader, Siegfried Geilhausen, deutscher Vizekonsul in Temeswar/Timişoara, und Ewald Kollmer. Am Festumzug nahmen die Trachtengruppe Banat-JA aus Arad, die rumänische Volkstanzgruppe aus Guttenbrunn, zahlreiche Gäste und Ortsbewohner teil. Für Musik sorgte das Blasmusikorchester aus Nadlak/Nǎdlac. Danach begeisterten die Tanzgruppen das Publikum mit einem interessanten Kulturprogramm.
Neudorf gehört zu den Ortschaften im Banat, die ihren deutschen Namen auch nach dem Ersten Weltkrieg behalten durften. Eine Sehenswürdigkeit in Neudorf ist die römisch-katholische Kirche, sie wurde 1772 eingeweiht und hat als Schutzpatron den Heiligen Wendelin. Die Kirche wurde mit finanzieller Unterstützung der HOG Neudorf im Jahr 2005 renoviert. Sie steht unter Denkmalschutz, denn hier befindet sich die letzte Ruhestätte der Erzherzogin Maria Anna Ferdinanda (1770 bis 1809). Sie war die Tochter des Erzherzogs und späteren Kaisers Leopold II., und somit Mitglied des kaiserlichen Habsburger Hofs. Weil die Erzherzogin lungenkrank war, begab sie sich 1809 in die Gegend um Neudorf, um dort eine Kur zu machen. Dort starb sie jedoch im selben Jahr und wurde in der örtlichen Pfarrkirche beigesetzt. Sie ruht in einem Sarg unter dem Altar. Neben dem Altar steht ein Denkmal, das an die in Florenz geborene und in Neudorf gestorbene und beerdigte Habsburgerin erinnert. Die Kirchturmuhr stellt eine weitere Sehenswürdigkeit dar. Sie stammt aus der bekannten Münchner Manhardschen Turmuhrenfabrik aus dem Jahr 1882. Die Mechanik funktioniert auch heute noch.