Wenn ein Projektantrag des Demokratischen Forums der Deutschen in Temeswar (DFDT) geschrieben werden muss, dann ist es sie, die sich der Sache annimmt. Wenn Texte für einen Stafette-Band gesammelt werden müssen, dann ist es wieder sie, die das erledigt. Informationen recherchieren für einige Vorträge, die innerhalb der Volkshochschule gehalten werden? Sie kann und macht das, natürlich. Veranstaltungen des DFDT auf die Beine stellen? Die Geschäftsführerin hat da denn besten Überblick. Wer noch nicht erraten hat, um wen es sich handelt, der bekommt einen kleinen Hinweis: Das Faktotum des Temeswarer Deutschen Forum heißt Dagmar Șiclovan (50).
Zu Dagmar Șiclovans Büro gelangt man durch den Raum der Forumsbibliothek im Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus. Hier arbeitet Dagmar Șiclovan an ihrem Schreibtisch. Während sie am Computer schreibt oder verschiedenes ausrechnet, klingelt zwischendurch auch noch das Telefon. In all der Hektik schafft sie es, ruhig zu bleiben und alle Probleme der Reihe nach zu lösen. Es ist nicht zu übersehen: Die Geschäftsführerin des DFDT und stellvertretende Vorsitzende des Banater Forums hat alle Hände voll zu tun. Von den Projektanträgen, über die Rechnungen bis hin zur konkreten Durchführung von Veranstaltungen und vieles mehr: Dagmar Șiclovan weiß alles, was im Temeswarer Forum los ist. Dass dafür manchmal der 8-Stunden-Arbeitstag viel zu kurz ausfällt, wird schnell klar. Seit dem 1. September 1990 ist Dagmar Șiclovan Forumsangestellte in Temeswar. Sie wurde in Temeswar geboren, verbrachte aber ihre Kindheit in Gertjanosch/Cărpiniș, wo sie die deutsche Schulabteilung bis zur achten Klasse besuchte und anschließend zur Nikolaus-Lenau-Schule nach Temeswar wechselte. Im Anschluss studierte sie Elektronik, doch das war nicht wirklich das, was sie sich fürs Leben gewünscht hatte. „Mir hat das Fach Mathematik schon immer gut gefallen – es hat ganz sicher daran gelegen, dass meine Mutter Mathelehrerin ist“, sagt Dagmar Șiclovan. Es ist also nicht von ungefähr, dass Dagmar Șiclovan in ihrem Arbeitsalltag auch viel mit Zahlen zu tun hat. Und das gefällt ihr.
Im vergangenen Jahr feierte Dagmar Șiclovan ein Vierteljahrhundert als Angestellte des Deutschen Forums. Neben ihrer Funktion in der Forumsexekutive sitzt sie noch im Aufsichtsrat der Banatia-Stiftung und ist – zusammen mit Edith Singer – für die deutsche Minderheit im Minderheitenrat/ausschuss des Bürgermeisteramts Temeswar zuständig. „Ich habe versucht, das alles im Rahmen des Möglichen aufzubauen“, sagt sie. Gern erinnert sie sich an die Zeiten, wo das Temeswarer Deutsche Forum auch schon über 10.000 Mitglieder gezählt hat. „Jetzt sind es knapp über 700 zahlende Mitglieder und diese Zahl ist seit paar Jahren ziemlich konstant“, sagt sie. Und das, obwohl in Temeswar – laut Statistiken – etwa 4000 Deutsche leben. „Für das Forum ist es schon wichtig, dass man sich dazu bekennt, denn nur so kann es seine Legitimität behaupten. Natürlich ist die Mitgliedschaft im Forum mit einem Zusammengehörigkeitsgefühl verbunden“, sagt die Geschäftsführerin.
Dagmar Șiclovan ist verheiratet und hat eine Tochter, Dania (31), und einen Sohn, Marius (29). Beide sind mit der deutschen Sprache und Kultur aufgewachsen – ihre Tochter Dania erzieht ihren Sohn Marc (4) ebenfalls in diesem Sinne. „Meine größte Errungenschaft sind definitiv meine Kinder – und jetzt mein Enkelsohn“, sagt die junge Großmutter, nicht ohne Stolz. Die schönste Zeit ist wohl die, die sie mit Marc verbringen kann – und darüber könnte sie stundenlang erzählen. In ihrer Freizeit ist Dagmar Șiclovan sehr gern an dem Ort, wo sie ihre Kindheit verbracht hat. „Jeden Sonntag fahren wir zur Uri, zu meiner Mutter also, nach Gertjanosch. Wir sind dann den ganzen Tag dort“, verrät sie.