41 ehemalige Deportierte leben noch im Banater Bergland, davon 20 in Reschitza. Nachkommen gibt es aber noch etliche im Südwesten Rumäniens, eine Tatsache, die uns alljährlich veranlasst, zusammen mit den noch lebenden ehemaligen Russlanddeportierten Mitte Januar Gedenktage zu organisieren.
Bis 1995 fanden diese Gedenkveranstaltungen (sie begannen am 14. Januar 1991 - bis dann war so etwas, politisch gesehen, nicht möglich) auf dem großen deutschen Friedhof Nr. 2 - 3 statt, bei einem Kreuz mit einer von Msgr. Paul Lackner geweihten schlichten Gedenktafel. Nach der Weihe, im Oktober 1995, des der Russlanddeportation gewidmeten Denkmals im Stadtzentrum Reschitzas, im Stadtpark, wurde dieses zum Mittelpunkt dieser Veranstaltungen. Auch in diesem Jahr, am 18. Januar 2017.
Die Gedenkveranstaltungen in Reschitza begannen aber bereits am 16. Januar, als im „Traian Lalescu“-Nationalkollegium Reschitza eine Stunde der Konfrontation mit dem härtesten Kapitel in der Geschichte der Rumäniendeutschen organisiert wurde. Die DaF-Lehrerin Alexandra Damșea und der DFBB-Vorsitzende unterhielten sich mit den Jugendlichen, erläuterten die Geschehnisse vor 72 Jahren und den Kontext der damaligen politischen Zeit. Die Deutschlehrerin selbst brachte von zuhause Postsendungen aus der Deportationszeit ihres Großvaters mit. Großes Interesse der Schülerinnen und Schüler zeichnete den Erfolg der Begegnung aus.
Am Nachmittag des 17. Januar 2017 wurde im Deutschen „Alexander Tietz“-Zentrum ein Video-Nachmittag veranstaltet, 72 Jahre seit dem Beginn der Russlanddeportation der Rumäniendeutschen und 67 Jahre, seitdem die letzten Russlanddeportierten heimkehrten gewidmet. Der DFBB-Vorsitzende machte die Einleitung, in der er über die politischen Realitäten der damaligen Zeit sprach. Es folgte die Projektion eines Dokumentarfilms zur Thematik Russlanddeportation von Cristian Amza (Bukarest), die von TVR - Rumänisches Nationalfernsehen, zweites Programm - produziert wurde.
Im Mehrzweckraum des Reschitzaer Deutschen Kulturzentrums war auch eine Malereiausstellung zur Thematik Russlanddeportation organisiert worden. Die beiden Russlanddeportierten Anton Ferenschütz aus Reschitza (lebt zurzeit in Bielefeld, Deutschland) und Franz Binder (gebürtig in Steierdorf, verstorben in Reschitza) malten vor Jahren, was und wie sie sich an die Zeit ihrer Deportation erinnerten.
Am eigentlichen Gedenktag der Deportation, zur Mittagszeit des 18. Januar 2017, trafen sich Russlanddeportierte, dort während der Deportation Geborene, deren Familienmitglieder und Interessierte in der römisch-katholischen „Maria Schnee“-Pfarrkirche, wo eine Gedenkmesse für die verstorbenen Russlanddeportierten, konzelebriert von Pf. Martin Jäger (Anina) und Pf. János Varga (Reschitza) stattgefunden hat. Musikalisch wurde sie durch den Tenor Georg Colța, Leiter des „Harmonia Sacra”-Kirchenchors der „Maria Schnee“-Pfarre, untermalt.
Beim Denkmal der verstorbenen Russlanddeportierten fand sodann die Gedenkveranstaltung zum 72. Jahrestag des Beginns der Russlanddeportierten ihre Fortsetzung mit ökumenischen Gebeten, von den römisch-katholischen Pfarrern Martin Jäger und János Varga und vom rumänisch-orthodoxen Pfarrer Petru Berbentia gesprochen. Man sang gemeinsam das Russlanddeportiertenlied und anschließend legte man Blumenkränze und -gebinde nieder.
Bei der Gedenkfeier am Denkmal waren u.a. Delegationen der Präfektur (mit Unterpräfekt Sebastian Purec), des Kreisrates Karasch-Severin (mit Exekutiv-Direktor Cristian Florin Bâtea), wie auch eine des Reschitzaer Bürgermeisteramts (mit Bürgermeister Ioan Popa) dabei. All diese Delegationen haben Blumenkränze niedergelegt, genauso wie auch die Vertretungen aus Reschitza, Detta, Ferdinandsberg, Steierdorf - Anina und aus dem Kreis Hunedoara.
Alle Anwesenden wurden anschließend vom Kultur- und Erwachsenenbildungsverein „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“, einer der Organisatoren des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen, und dem Verein der ehemaligen Russlanddeportierten des Kreises Karasch-Severin, zu einem Imbiss im „Frédéric Ozanam“-Sozialzentrum eingeladen, womit auch der Gedenktag 2017 seinen Abschluss fand.
Am Gottesdienst und an dem Gedenken vom 18. Januar 2017 haben sich ehemalige Russlanddeportierte, deren Nachkommen und Vertreter aus Detta, Diemrich, Hunedoara, Ferdinandsberg, Kalan, Reschitza, Steierdorf-Anina und Tannendorf/Brad, aus den Verwaltungskreisen Hunedoara, Karasch-Severin und Temesch, beteiligt. Persönlich anwesend waren folgende Überlebende der Russlanddeportion: Ernest Ulrich (Petroschen), Ladislaus Höflinger, Anna Marin und Margarethe Szivacsek (alle drei aus Reschitza), sowie die dort Geborenen: Josef Georg Borşi (Diemrich) sowie Renate Mioc und Elfriede Chwoika (beide aus Reschitza).
Erfreulich war auch die Tatsache, dass einige Dutzend Schüler des „Diaconovici- Tietz“-Nationalkollegiums Reschitza mit Direktor Boris Vatzulik und Deutschlehrerin Sonia Maria Chwoika an der Gedenkveranstaltung vor dem Denkmal teilgenommen haben.