Gegner von Mülltrennung gibt es noch genug. „Genauso wie unter Ceauşescu, sagt der eine. „Die Müllmänner werfen eh alles in den gleichen Müllwagen, warum soll ich mich dann noch bemühen“, sagen andere.
Wahrscheinlich liegt die Wahrheit wieder einmal irgendwo dazwischen, Fakt ist, dass Müllabfuhr langsam nicht nur ein abstraktes Anliegen ist, das von Recycling spricht – die Notwendigkeit aber auch die Technologie ermöglicht, Restmüll und Abfall zusätzlich zu verwerten, Heizwärme soll schon bald aus einer hochmodernen Verbrennungsanlage in Temeswar/Timişoara in Privatwohnungen übergeleitet werden können.
Bis 2015 sollen so Abfall und Restmüll in Temeswar zu 90 Prozent entsorgt und wiederverwertet werden, sagt Florin Cepănariu, Generaldirektor des Unternehmens für Müllentsorgung Retim. Aktionäre der neuen Müllverbrennungsanlage sind die Stadtverwaltung, das deutsche Unternehmen für Müllentsorgung Raroma Services bzw. jenes für Fernheizung der Stadt Temeswar, Colterm.
„Es geht hier nicht nur um die Verwertung von klassischen Recycling-Materialien wie Plastik, Papier und Aluminium, sondern auch um Restmüll und sogar Gartenreste“, sagt Livian Hotico, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit im Unternehmen für Müllentsorgung Retim, dessen deutscher Aktionär auch hinter Raroma steht.
Nur 1,1 Prozent des Abfalls wird derzeit durch Recycling in Rumänien wiederverwertet. Das müsse sich in Zukunft ändern, sagt Umweltminister Lászlo Borbely. Vorwiegend fehlende Information der Kommunalbehörden zu diesem Thema, sowie schlechte Infrastruktur und Logistik führe dazu. Borbély fordert, bis 2013 einen Prozentsatz von 50 Prozent des Abfalls wiederzuverwerten.
Aussagen der Beteiligten nach, wäre damit Temeswar eine von insgesamt sieben Städte in Europa, die eine solche Anlage betreiben. 90 Prozent der Materialien, das kommt so manchem Laien kurios und übertrieben vor. „In der Trockentonne hat bereits Mülltrennung stattgefunden. Beim Verbrennen von Abfall ist der Wirkungsgrad sehr hoch, allein beim Inhalt der Nasstonne ist dieser niedrig“, sagt der Temeswarer Hochschullehrer Christian Stăniloiu, der sich an mehreren internationalen Projekten zur Mülltrennung beteiligt hat. Am wichtigsten findet Stăniloiu, „dass die Bürger mitspielen“ und die Mülltrennung auch richtig durchführen.
Käme es bis 2015 zur Verwertung der veranschlagten 90 Prozent des Abfalls und Restmülls würde dies bedeuten, dass die Transportkosten zur - vor der Fertigstellung befindlichen - Mülldeponie bei Giseladorf/Gizela (etwa 50 Kilometer von Temeswar entfernt) auf ein Minimum reduziert werden. Auch Lagerausgaben bei der Deponie würden geringer und die erzeugte Heizwärme wäre bei kontinuierlich steigenden Preisen von Bedeutung zumal der Heizlieferant Colterm jährlich – so Insider – 50 Millionen Lei an Verlusten schreibt.
Stadtrat Ciprian Jichici findet das Projekt in Ordnung, genießt es jedoch mit Vorsicht. Über die Rentabilität müssten vorerst die technischen und wirtschaftlichen Indikatoren Aufschluss geben und den Faktor Umweltverschmutzung dürfe man ebenfalls nicht aus den Augen verlieren.