Ab November müssen junge Mediziner, sogenannte Residenzärzte, mehr verdienen, sonst reicht es, wenn 3.000 der insgesamt 14.000 Ärzte in rumänischen Krankenhäusern ihren Job kündigen. Eine solche Rechnung und Drohung zugleich will der Vorsitzende der Ärztekammer in Rumänien, Vasile Astărăstoae, schon bald der Regierung präsentieren. Durch eine solche Maßnahme sei eine totale Blockade im Gesundheitswesen unumgänglich. Und die strebt die Ärztekammer an, um den Wandel im Gesundheitswesen herbeizuführen. Bereits bis zum 1. Oktober erwartet Astărăstoae einen klaren Plan aus der Politik, damit Mediziner und vor allem Einsteiger in Zukunft besser verdienen.
Der Sekretär einer Gemeinde mit weniger als 3.000 Einwohnern verdiene das Dreifache eines jungen Arztes, sagt Astărăstoae. Ein Streik bringt seiner Ansicht wenig, da auch bei Arbeitsniederlegung ein Drittel der medizinischen Versorgung in den Krankenhäusern gesichert werden muss. Deshalb rechnet er mit Geschlossenheit unter den Medizinern, wenn die Protestwelle beginnen soll. Seinen Informationen nach ist auch der Zusammenschluss aller Gewerkschaften im Gesundheitswesen nicht mehr fern.
Die schlechte Bezahlung lässt Rumänien offenbar ohne Mediziner. 1.600 Ärzte sind allein in diesem Jahr weggezogen, sagt der Vorsitzender der Ärztekammer. 238 waren es im Verwaltungskreis Temesch/Timiş. 4.100 Ärzte seien derzeit in Großbritannien tätig, so Astărăstoae. Er wies darauf hin, dass ein Absolvent der Hochschule, als sogenannter Residenzarzt, gerade mal 700 Lei im Monat verdient.
Dies sind etwa 150 Euro, eine wissenschaftliche Abhandlung im Bereich der Medizin koste jedoch mindestens 250 Euro, spielt er auch auf die gesunkene Möglichkeit zur Weiterbildung rumänischer Mediziner an. Deshalb kein Wunder, wenn offene Stellen in Krankeneinrichtungen nicht belegt werden, weil junge Mediziner an den unterbezahlten Jobs nicht interessiert sind.
Dabei haben Umfragen ergeben, dass das Vertrauen der Patienten in ihren Arzt weiter aufrecht erhalten geblieben ist, dass das Vertrauen der Bevölkerung in das Gesundheitssystem nicht mehr da ist, „das ist etwa anderes“, sagt Astărăstoae.
„Schön“ würde die derzeitige Regierung den Ärzten gegenüber reden, die ehemalige habe „hässlich“ gesprochen, doch das Resultat sei immer das gleiche: „Niemand tut etwas“, kritisiert Astărăstoae die Regierungen. Aber nicht nur die Bezahlung sei ein Thema für den Status der Mediziner. So würde „das Recht der Patienten über Bord geworfen“, kritisiert der Chef der Ärztekammer die Tatsache, dass die Ärzte sich rechtfertigen mussten, als sie, im Falle des Selbstmordversuches von Adrian N²stase, vor die Staatsanwaltschaft gezerrt wurden. Die Ärzte seien bloß ihrem Job nachgegangen, sagt der Vorsitzende der Ärztekammer in Rumänien.
Von der seit langem diskutierten Praxisgebühr hält Astărăstoae nichts. „Die Praxisgebühr ist ein Schwachsinn“, sagt der Mediziner, denn damit wird das finanzielle Problem sicher nicht gelöst. „Die Patienten werden in die Notaufnahme gehen, wo die Betreuung ohnehin gratis ist. In den Niederlanden, in Deutschland und Ungarn hat man auf die Praxisgebühr verzichtet, weil sie nichts einbringt“.